Förderverein Hospizbewegung Andernach-Pellenz e.V.

Der unsichtbare Schmerz

Der unsichtbare Schmerz

Bernhard Ickenroth und Dorothee Döring.Foto: privat

Andernach. Der Förderverein Hospizbewegung Andernach-Pellenz in Zusammenarbeit mit der Hospizarbeit in der Stiftung Kirchliche Sozialstation hatte zur ersten Vortragsveranstaltung dieses Jahres ins Pfarrheim Maria Himmelfahrt, Andernach eingeladen.

Über 70 interessierte Zuhörer waren der Einladung gefolgt. Ein Beweis für die Aktualität dieses sensiblen Thema. Als Referentin zum Thema „Der sensible Umgang mit unverarbeiteten Lebenswunden“ konnte Frau Dorothee Döring, Kempen-Tönisberg gewonnen werden. Frau Döring ist Autorin zahlreicher Bücher, Lebens- und Konfliktberaterin und arbeitet seit Jahren als Dozentin und Referentin unter anderem für Volkshochschulen, kirchliche Einrichtungen und Hospize. Als ehrenamtliche Hospizbegleiterin war sie jahrelang in einem stationären Hospiz tätig. Bei diesem Hintergrund jahrelanger eigener Erfahrungen war Frau Döring eine überaus kompetente Referentin. Jeder Mensch erleidet im Laufe seines Lebens seelische Verletzungen, die als unsichtbare Lebenswunden sein Leben begleiten und überschatten können. Künstler beispielsweise stellen sich diesem Seelenschmerz und verarbeiten ihn in ihren musikalischen oder literarischen Werken.

In ihren Ausführungen zeigte Frau Döring die Komplexität unsichtbarer Lebenswunden auf. So werden in ihren Beratungen am häufigsten diese Begriffe thematisiert: abgelehnt, verlassen, gedemütigt oder verraten worden sein. Unverarbeitete seelische Wunden können jederzeit durch nichtige Anlässe unkontrolliert aufbrechen. Um das zu vermeiden und eine echte Selbstheilung zu ermöglichen, ist es unausweichlich, sich selbst und seine Lebenswunden zu erkennen. Dazu sollte die Resilienz, die seelische Widerstandsfähigkeit, trainiert werden. Hilfreich dabei sind: das Selbstbewusstsein stärken, Verantwortung für sein Handeln übernehmen, Umgang mit Stress, Gemeinschaft in einem intakten Umfeld. Jeder Mensch verfügt über ein gewisses Maß seelischer Schutzfaktoren, die es aufzuspüren gilt, um die seelische Selbstheilung zu ermöglichen. Natürlich gibt es aber auch Grenzen einer Selbstheilung. In diesen Fällen ist professionelle Hilfe erforderlich. Mit dem bekannten Gedicht von Charlie Chaplin beendete sie ihre Ausführungen. Das Gedicht beginnt jeweils mit der Zeile „Als ich mich selbst zu lieben begann“. Angeblich hat er sich das Gedicht zu seinem 70. Geburtstag geschrieben. Die wundervollen Worte zeigen deutlich, wie wichtig es ist, positiv zu denken und seinem Herzen zu folgen.

Der Vortrag schloss mit einer lebhaften Diskussion. Frau Döring vertritt die These, dass jeder Mensch einen wunden Punkt mit sich herumträgt. Unter den Anwesenden waren einige bereit, diesen in aller Öffentlichkeit auch auszusprechen.