Allgemeine Berichte | 15.12.2020

- Anzeige - Geschichten aus der Villa Sibilla

Die kleine gefundene Weihnachtsgeschichte

von Inge Thoma und Ute Kellner-Heister

Foto: Ekkehart Bussenius/Tania Reinick

Es war einmal eine kleine Weihnachtsgeschichte, die eigentlich niemand lesen konnte, weil sie sich lieber versteckt hielt und sich den Menschen nicht so präsentierte, wie viele andere Weihnachtsgeschichten, die in Büchern stecken oder im Internet angeboten werden. Dabei war es eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte.

Eines Tages fand die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, die berühmteste Weihnachtsgeschichte überhaupt, die kleine Weihnachtsgeschichte in einer Scheune, wo sie sich wieder einmal versteckte, um nicht gelesen zu werden.

„Warum willst du nicht gelesen werden?“, fragte die große Weihnachtsgeschichte die kleine und setzte sich zu ihr ins Stroh. „Ach, eigentlich will mich doch gar keiner lesen“, meinte die kleine traurig. „Ich bin nicht so groß und strahlend und wunderschön so wie du.“

Die große Weihnachtsgeschichte sah die kleine liebevoll an und sagte: „Mit uns ist es wie mit den Menschen. Es gibt Große, Berühmte, Reiche und Kleinere, weniger Berühmte und nicht so Reiche. Aber jeder von uns hat das Recht gehört zu werden. Denn nur, wenn wir uns gut verstehen, dann können wir miteinander auskommen und auch gut zusammen in einem Bücherregal stehen. Aber nun möchte ich deine kleine Geschichte unbedingt kennen lernen.“

Da rückte die kleine Weihnachtsgeschichte näher an die große heran und traute sich zu erzählen:

Ein kleines Sternchen schaut zur Weihnachtszeit aus seinem Himmelsfensterchen. „Ach! Einmal nur Weihnachtsstern sein! Einmal mit einem goldenen Schweif über den Himmel wandern!“ Es seufzt. Es weiß: Das bleibt ein Traum. Es ist einfach zu klein für eine so große Aufgabe. Deshalb kann es nur sehnsüchtig aus seinem Fensterchen auf die festlich geschmückte Erde schauen. Immer weiter lehnt es sich hinaus und da passiert es! Das Sternchen purzelt hinaus und fällt durch die Nacht der Erde entgegen.

Plumps!, landet es in einem Schneehaufen und bekommt sofort einen neuen Schrecken. Der Haufen erzittert, schüttelt sich und wird zu einem Tannenbäumchen! Nadlig grün, wie es der liebe Gott erschaffen hat, steht es mitten zwischen seinen dick verschneiten Nachbarn auf dem Weihnachtsmarkt. Es sieht genauso aus, wie sich Sven und Anna ein Weihnachtsbäumchen vorstellen. Und so gelangt die kleine Tanne erst auf den Balkon und endlich ins Weihnachtszimmer. Und mit ihr – unbemerkt zwischen den dichten Zweigen – das aufgeregte Sternchen. Wunderbare Dinge geschehen um es herum! Geheimnisvolle Kisten werden herangeschleppt. Neugierig beobachtet das Sternchen aus seinem Versteck, wie die Krippe aufgebaut wird. Erst der Stall, den der Vater aus Holz und Baumrinde gebaut hat. Dann ziehen die selbst gebastelten Figuren ein: die Heilige Familie, die Hirten, die Engel und schließlich die vielen Tiere. Jetzt wird das Bäumchen geschmückt. All die glitzernden Herrlichkeiten! Die Lichter! Die Glaskugeln, Glöckchen und Goldnüsse! Zum Schluss hängt Anna die Strohsterne zwischen die Zweige und – entdeckt das Sternchen! Vorsichtig nimmt sie es aus seinem pieksigen Versteck. „Ein Stein! Guckt mal, wie der glitzert!“, staunt sie. „Das ist ein Geschenk für Anna vom Weihnachtsbaum!“, ruft Sven. Das Sternchen seufzt. Ein Stein! Na ja, mit den hellen elektrischen Kerzen kann es leider nicht mithalten. Es ist spät geworden in der Heiligen Nacht. Zeit für Sven und Anna, schlafen zu gehen. Ihre Mutter schaltet die Lichterkette aus. „Oh“,flüstert Anna. „Schaut nur!“ Da sehen es alle: Silberhell funkelt das Sternchen in der Dunkelheit. Anna nimmt den kleinen Stern und setzt ihn behutsam auf das Strohdach der Krippe. „Das ist jetzt unser Weihnachtsstern!“, sagt sie. Allen ist sonderbar feierlich zumute. In dem sanften Sternenlicht sehen die Krippenfiguren seltsam lebendig aus. Und das Sternchen? Das ist glücklich. Nun ist es doch noch ein Weihnachtsstern geworden und hat sein eigenes kleines Weihnachten bekommen.

„Was für eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte!“, lächelte die Große und ließ die etwas ängstlichen Augen der Kleinen leuchten. „Darin liegt doch der Reiz unserer unterschiedlichen Geschichten. Weißt du, ich bin besonders gut, wenn es mit großer Feierlichkeit einhergeht. Beim Gottesdienst in der Kirche oder da, wo viele Menschen beisammen sind. Du aber gehörst in eine heimelige Stube, in der die Liebe wohnt. Bei deiner Geschichte werden die Menschen an ihr eigenes kleines Weihnachten erinnert und es wird warm in ihren Herzen werden. Wir haben beide unsere Daseinsberechtigung und ohne dich geht es genauso wenig wie ohne mich. Wir sind beide wunderbar, nur eben anders. Und es wäre so schade, wenn du dich nicht finden lassen würdest! Denn dann verpassen die Menschen sehr viel Wärme und Herzlichkeit, auch wenn es nicht das große Licht ist, was in dir leuchtet, sondern das kleine, das häufig nicht gesehen, aber trotzdem gefühlt wird. - Komm, kleine Weihnachtsgeschichte, sei tapfer und lass dich finden! Am besten heute noch hier in der Villa Sibilla, weil hier ein Zuhause ist, in dem auch kleine Weihnachtsgeschichten geliebt werden. Es müssen nicht immer die großen sein.“

Inge Thoma & Ute Kellner-Heister

Foto: Ekkehart Bussenius/Tania Reinick

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