Wir sind Kirche vor Ort Rhein-Ahr
Diskussion sorgte für Widerspruch
Bonner Kirchenrechtler Prof. Norbert Lüdecke hielt Vortrag
Remagen. Ganz klar: für die sog. Laien in der römisch-katholischen Kirche ist der Synodale Weg eher als eine Beruhigungspille gedacht. So muss man dies als Fazit der Analysen von Prof. Lüdecke ziehen. Allein schon folgendes von Prof. Lüdecke angeregte Gedankenexperiment mache die Rolle der Laien deutlich:
Man stelle sich vor, es ist hl. Messe und nur der Priester ist anwesend, da alle Laien gestorben sind. Dann, so der Bonner Kirchenrechtler Prof. Norbert Lüdecke, existiere die r.k. Kirche immer noch. Stelle man sich hingegen vor, es gäbe keine geweihten Priester mehr, nur noch die sog. getauften Laien, dann existiere nach der kath. Glaubenslehre keine Kirche mehr. Unglaublich? Nein, so Lüdecke, denn das sei die Konsequenz eines Kirchenbildes, das auf eine nur von geweihten Männern praktizierbare Eucharistiefeier als dem zentralen Element basiere. Laien spielten in diesem hierarchischen System nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Die Kirche sei hierarchisch konstituiert. Nur der Papst und mit ihm die Bischöfe könnten etwas entscheiden oder verändern. Dies sei die harte Realität des hermetisch in sich abgeschlossenen Lehr- und Rechtsgebäudes der römisch-katholischen Kirche. Der Synodale Weg sei daher letztendlich keine Möglichkeit, die r.k. Kirche mit ihren drängenden Themen dieser Zeit - Umfassende Aufarbeitung der Missbrauchsthematik, Abschaffung des Pflichtzölibats, Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder der Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern- innerkirchlich zu reformieren. „Synodal“ bedeute für Nicht-Geweihte letztlich „nur“, beratende Funktion zu haben. Es handele sich, so Lüdecke, um einen „betreuten Dialog“. Die Laien sollen das Gefühl bekommen mitzuwirken. Das v.a. im deutschsprachigen Raum vermittelte Bild einer echten Partizipation der Laien mit Entscheidungskompetenzen beim „Synodalen Weg“ sei „Augenwischerei“. Jeder Bischof wisse das. Nur die Art und Weise, wie diese Männer in ihren Bistümern kommunizieren, sei mal mehr mal weniger „zugewandt wertschätzend“. Bischof Bätzing etwa wird bzgl. des Umgangs mit Laien als „positiv“ wahrgenommen, Kardinal Woelki eherm„negativ“. Lüdecke betonte, er gäbe keinerlei Empfehlungen für das Handeln und Verhalten von Laien. Wenn sie Initiativen und Projekte verfolgen, die sich von den amtlichen Lehrvorgaben emanzipieren wollen, gehen sie auf einem amtlich illegitimen Weg. Nach Lüdecke versteht sich die katholische Kirche in den wesentlichen Punkten, die auch derzeit wieder zur Diskussion stehen, als nicht reformierbar. Mit Blick auf diese wenig Hoffnung ausstrahlende Analyse kam während der Diskussion in der gut gefüllten St. Anna-Kapelle in Remagen immer wieder Widerspruch auf. So wurde etwa darauf verwiesen, dass in den letzten Jahrzehnten doch immer wieder Änderungen erlebt wurden, die vor Jahrzehnten noch undenkbar gewesen seien, wie z.B. die Zulassung von Messdienerinnen im Altarraum. Allerdings sei auch Fakt, so Lüdecke, dass die Zulassung von Frauen/Mädchen zum Altardienst vom Wohlwollen des jeweiligen Zelebranten abhängig ist. Auch der Hinweis, dass Gottes Geist doch letztlich dort weht, wo er will, wurde von Lüdecke relativiert. Nach katholischer Lehre sei nur dem Lehramt, d. h. dem Papst und den Bischöfen, der besondere Geistbeistand verheißen. Er befähigt nur sie, verbindlich zu klären, was Inhalt des Wirkens von Gottes Geist sei. Angesichts dieses nach
Überzeugung vieler Teilnehmenden von Menschen entwickelten, im Kern arroganten, „unjesuanischen“ römisch katholischen Lehrgebäudes blieben die Fragen -WARUM soll man sich als Laie überhaupt noch für diese Kirche interessieren oder gar vor Ort engagieren? - WARUM spielen die Laien da mit? oder auch - WAS können sie tun, wenn sie noch eine Zukunft für ihre Kirche sehen? … letztlich unbeantwortet. Jede/r sollte sich verhalten zu dem, was und wie Kirche ist, so Lüdecke. Man könne zum Komplizen werden, wenn man unbedacht mitmache. Es bleibt also die individuelle Aufgabe, sich der von Lüdecke dargelegten Fakten bewusst zu sein und seine Schlüsse für sein eigenes (Nicht-) Handeln zu ziehen. Ein Christ sagte im Vorfeld der Veranstaltung, er bleibe trotz aller Widersprüche und Skandale in der r.k. Kirche allein schon deswegen, um weiterhin auch Menschen wie Prof. Lüdecke zu finanzieren. Und … der Glaube, so ein Teilnehmer, erlaubt mir eine innere Freiheit, die durch kein einengendes System wie das der r.k. Glaubenslehre genommen werden könne.