Kultur- und Heimatverein Niederzissen feierte 10 Jahre ehemalige Synagoge als Gedenkstätte
Ein Haus der Begegnung und des Erinnerns
Niederzissen. Die ehemalige Synagoge in Niederzissen ist heute ein national und international anerkanntes Museum für jüdische Kultur und die 1.700 Jahre alte Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland. Im Jahr 1938 schändeten die Nationalsozialisten das jüdische Gotteshaus, und es geriet nach der Deportation der jüdischen Bürger in Vergessenheit. Gut 70 Jahre später, im Jahr 2010 entdeckte man auf dem Dachboden des viele Jahre als Schmiede genutzten Gebäudes zahlreiche Dokumente und Gegenstände, die Zeugnis über das Leben in der jüdischen Gemeinde und den eigentlichen Zweck des Gebäudes gaben. Eine Gruppe engagierter Menschen schloss sich zusammen und gründete den Kultur- und Heimatverein, der sich seither um den Erhalt der historischen Stätte kümmert. Am 18. März 2012 konnte die ehemalige Synagoge als Gedenkstätte eingeweiht werden. Inzwischen finden hier zahlreiche Veranstaltungen kultureller Art, Lesungen und Konzerte statt, „der Bedeutung des Gebäudes stets angemessen“, betonte Richard Keuler. Mit berechtigtem Stolz eröffnete der Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins in Anwesenheit zahlreicher in- und ausländischer Gäste die Gedenkfeier zum 10-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung. Das 180 Jahre alte Gebäude wurde von Mitgliedern des Kulturvereins und seiner Förderer in den letzten zehn Jahren zur Lehr- und Lernstätte sowie zu einem Museum für die Geschichte des jüdischen Lebens im Brohltal gestaltet.
„Heute ist ein bedeutender Tag des Gedenkens im Brohltal“, begrüßte der Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins die Gäste, die dichtgedrängt in der kleinen Synagoge Platz gefunden hatten. Avadislav Avadiev, Vorsitzender des Landesverbandes jüdischer Gemeinden in Rheinland-Pfalz würdigte dann auch in seinem Grußwort die Bemühungen des Vereins: „Ein solches Gebäude wieder herzurichten, erforderte die Kraft vieler mutiger Menschen. Dieser Akt der Erinnerung ist wichtig, denn wir können nichts anderes tun für die ermordeten Juden.“ Als Vertreter des Landes Rheinland-Pfalz sprach Daniel Stich vom Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. Er betonte, moderne Gedenkstättenarbeit leiste einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Demokratie im Land. Gerade jetzt sei dies wichtig, 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Für die Kreisverwaltung Ahrweiler sprach Beigeordnete Christina Steinhausen: „Das Gebäude ist sehr beeindruckend, Sie haben gekämpft und viel Herzblut investiert, was Ihnen im Jahr 2015 mit der Verleihung der Kreisplakette gelohnt wurde. Schulen kreisweit nutzen das Angebot, wichtige Einblicke in das Leben der jüdischen Gemeinde zu erhalten. VG-Chef Johannes Bell: „Heute, 77 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges gilt noch immer das Versprechen der damals Überlebenden: Nie wieder soll von deutschem Boden ein Krieg oder ein Völkermord ausgehen.“ Es sei gerade jetzt wichtig, dieses Versprechen aufrecht zu erhalten.
Musikalisch begleitet wurde die Feststunde von den Musikern „Klezfluentes“, die mit ihren Beiträgen die Gäste in angemessene Stimmung versetzten. Eine Gruppe Schülerinnen der Klasse 10 der Schönstätter Marienschule gaben mit ihrem Vortrag zusammen mit ihrer Lehrerin Anna Wagner einen eindrucksvollen und nachdenklichen Einblick in das Thema Toleranz, Mut und Akzeptanz. Im Vorfeld hatten die jungen Menschen Kontakt zu Überlebenden des Holocaust aufgenommen und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Es bliebe zu wünschen, dass sich mehr Schülergruppen in diesem Haus mit der jüdischen Geschichte beschäftigten und hier informierten, wünschte sich Richard Keuler. Und zum Schluss machten Vertreter des örtlichen Karnevalsvereins ihre Aufwartung und zeigten den Orden des Jahres 2020/21, der die Synagoge in seinem Bild hat. „Wir wissen, dass der Humor bei den Juden eine wichtige Rolle spielt und der jüdische Witz sprichwörtlich ist“, so der Vorsitzende.
Richard Keuler begrüßte die Gäste in der ehemaligen Synagoge.
