Said Abdallah unterhält einen Kampfsport-News-Kanal im Internet

Ein Sinziger mischt Youtube auf

Ein Sinziger mischt Youtube auf

Exklusiv-Interview mit dem Kaiser: Meist hat Said Abdallah jedoch internationale Kampfsport-Größen vor dem Mikrofon. Foto: ROB

Sinzig. Hätte der Kaiser Barbarossa in der heutigen Zeit in Sinzig Station gemacht, hätte er den Namen Abdallah gekannt. Der Grund: Der Sinziger Mohamed „Mo“ Abdallah mischt seit einigen Jahren die Kampfsport-Szene auf, trägt einen Weltmeister-Titel nach dem anderen nach Hause und ist in der Stadt am Rhein eine echte Größe. Das „Superstar-Gen“ scheint den Abdallahs in die Wiege gelegt zu sein. Denn nach „Mo“ rückt jetzt sein kleiner Bruder zwar nicht in den Ring, aber ganz nah dran. Said Abdallah ist Youtuber und Kampfsport ist der zentrale Inhalt seiner Clips, die auf der Videoplattform auch mal knapp eine halbe Millionen Zuschauer haben können. Insgesamt schauen sich knapp 300 000 Benutzer pro Monat seine Videos an; knapp 2,1 Millionen Klicks sind es bisher insgesamt gewesen. Seit September 2018 ist Said auf Youtube aktiv; sein Kanal heißt „saidKICKS“. Schon bei diesem Namen zeigen sich die Anleihen vom Ringgeschehen. Denn ein Sidekick ist eine Tritttechnik aus dem Kickboxen und bildet ein passables Wortspiel mit seinem Vornamen. Und natürlich dreht sich der Inhalt seiner Videos manchmal um seinen großen Bruder „Mo“. Aber das ist nicht der Kern der Sache, wie er betont. Der Kanal betrachtet die gesamte internationale Kampfsportszene. Gibt es brandheiße News, informiert Said in aktuellen Videos seine Zuschauer, fragt nach deren Meinung und bleibt so stets auf dem neuesten Stand. Mittlerweile hat er über 11000 Abonnenten, die seinen Kanal regelmäßig besuchen. Und das lohnt sich: Said ist kein Amateur mehr. Er arbeitet als Mitarbeiter zum Beispiel mit „ran FIGHTING“, einem großen Kampfsport-Portal im Internet, als eine Art freier Mitarbeiter zusammen. So kommt er den internationalen Größen im Kickboxsport ganz nahe, und das merkt man bei der Authentizität seiner Videos. So kann es auch vorkommen, dass er von „ran FIGHTING“ auch mal nach Paris geschickt wird, um dort live vom Ring via Internetstream zu berichten. Das sind oft News oder Storys, die man in der normalen Berichterstattung nicht zu sehen bekommt. Und obwohl er noch relativ frisch im Business ist, könnte er von Youtube leben, „wenn man bescheiden ist“, lacht Said. Das Geld, dass er von Youtube bekommt, wird durch Werbung als Einspieler während seiner Videos generiert. Außerdem gibt es noch Einnahmen von seinen Sponsoren, die er mittlerweile gefunden hat. Und viel wichtiger, als „reich“ zu werden, ist es Said, seine Familie finanziell unterstützen zu können, wo es nur geht. Said wurde übrigens in Deutschland geboren und hat libanesische Eltern.

Student vs. Youtuber

Said hat dennoch neben seiner Leidenschaft für Youtube ein ganz „normales“ Leben. 2017 machte er sein Abitur in Bad Neuenahr am Are-Gymnasium mit einem hervorragenden Notenschnitt von 1,3. Nun studiert Said in Marburg Psychologie. „Youtube und das Studium sind ein totaler Kontrast“, sagt er. Dennoch passt es für ihn wunderbar zusammen. In Marburg hat er übrigens auch sein erstes Video aufgenommen: In einer Wohnung, die knapp zehn Quadratmeter maß. Heute haben sich die Rahmenbedingungen gebessert, denn das Geld, dass verdient wurde, wurde auch in neue Technik investiert. Der 20-jährige Youtuber fühlt sich mit Sinzig und dem Kreis Ahrweiler eng verbunden.

„Ich bin froh, hier zu leben“, so Said. „Jeder empfängt mich mit offenen Armen“, sagt er weiter, und diese Offenheit schätzt er besonders an seiner Heimatstadt Sinzig. Dass sein Lebenslauf bisher etwas unkonventionell ist, weiß Said. Das stört ihn nicht, ganz im Gegenteil. „Das Verwalten eines Youtube-Kanals und die damit verbundenen Einnahmen sind der erste Schritt ins Unternehmertum“, erläutert er. Grundsätzlich spricht Said jedem Mut zu, der einen Traum hat. „Egal, wer man ist oder wo man herkommt: Jeder kann seine Träume verwirklichen“, so der Youtuber. Und: „Auch wenn man manchmal in seinem Alltag gefangen zu sein scheint, muss man sich einfach mal einen Ruck geben“, erklärt Said seine Lebensmaxime. Eine Einstellung, die stark an seinen Bruder Mohamed erinnert, der mittlerweile professioneller Sportler ist und sich ebenfalls von unten im wahrsten Sinne hochgeboxt hat. Said ist stolz, wie sich seine Karriere im Internet aus einer reinen Idee entwickelt hat. Und obwohl es immer heiße, dass die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sei, weiß Said Abdallah jetzt schon: „Auch in Deutschland ist richtig viel möglich.“