Neuer Verein setzt sich für neue Wohnformen für an Demenz erkrankte Mensch ein
Ein möglichst selbstbestimmtes Leben ist das Ziel
![Ein möglichst selbstbestimmtes Leben ist das Ziel Ein möglichst selbstbestimmtes Leben ist das Ziel](Bilder/Der-Vorstand-des-neuen-Vereins-von-links-Ingrid-Jung-Peter-898482.jpg)
Der Vorstand des neuen Vereins: (von links) Ingrid Jung, Peter Gipfel, Kurt Steinheuer, Marina Zille und Karla Thomähler. Foto: GS
Sinzig. Angesichts der steigenden Zahl von Demenzkranken in Deutschland – derzeit 1,8 Millionen, mit einer prognostizierten Zunahme auf 2,8 Millionen in den nächsten 25 Jahren – ist dringender Handlungsbedarf in der Pflege und Betreuung dieser Menschen geboten. Ingrid Jung und Horst Steinheuer aus Sinzig haben es sich zur Aufgabe gemacht, innovative Wohnformen zu entwickeln, um Betroffenen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Dafür haben sie mit Gleichgesinnten und Unterstützung von Klaus Kniel, ehemaliger Fachbereichsleiter für Jugend, Soziales und Gesundheit in der Kreisverwaltung Ahrweiler, im Sitzungssaal des Sinziger Rathauses einen gemeinnützigen Verein ins Leben gerufen.
30 Bürger sind an dem Abend spontan dem Verein beigetreten, haben die von Kniel ausgearbeitete Satzung verabschiedet und einen Vorstand gewählt. Dieser setzt sich nach durchweg einstimmigen Wahlen wie folgt zusammen: Vorsitzender ist Kurt Steinheuer, stellvertretende Vorsitzende ist Ingrid Jung. Als Beisitzer fungiert Peter Gipfel, Schriftführerin ist Marina Zille und Kassiererin Karla Thomähler. Ihnen galten die Glückwünsche des ersten Beigeordneten der Stadt Sinzig, Hans-Werner Adams.
Dieser Verein soll den rechtlichen Rahmen schaffen, um neue Wohnprojekte umzusetzen. Aber auch um die notwendige Finanzierung zu akquirieren, wie Kniel betonte: „Denn ohne Anschubfinanzierung durch das Land geht nichts.“
Platz für zwölf Personen
Um was es im Detail geht, erklärten Steinheuer und Jung im Ratssaal so: An Demenz erkrankte Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, gut beschützt und gestützt bis zuletzt in einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft (WPG) miteinander zu leben. Die Mitwirkung der Angehörigen ist dabei gewünscht und notwendig. Im Unterschied zum Pflegeheim-Modell wohnen hierbei maximal zwölf Personen in einem Haus oder einer großen Wohnung zusammen. Sie leben jeweils in einem eigenen Wohnbereich, in dem sie sich nach ihren individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten bewegen und zuhause fühlen können. Sie bewegen sich frei, kommen und gehen - gegebenenfalls mit Begleitung - wie sie es möchten oder können.
Als gemeinschaftliche Räume stehen Wohnzimmer, Küche, Wirtschaftsräume und (Nutz)-Garten zur Verfügung. Die Haltung von Kleintieren soll grundsätzlich möglich sein. „Ziel ist, dass alle Bewohner mit Freude je nach Fähigkeit und Interessen an Tätigkeiten im und um das Haus herum teilhaben und damit ein Stück weit ihren Alltag fortführen können. Dabei werden sie gefördert und angeleitet, kurzum: sinnvoll beschäftigt. Unterhaltung, Gymnastik, Singen, Spielen, gemeinsame Ausflüge bis hin zu Urlaubsaufenthalten, Einkäufe, Basteln, Haushaltstätigkeiten, Gartenarbeit und Versorgung der Kleintiere bestimmen den Tagesablauf“, so Jung.
Für die Hauswirtschaft (inklusive Nachtwache) werde Personal eingestellt. Falls erforderlich komme ein externer Pflegedienst eigener Wahl hinzu. Die Hausärzte gewährleisten die medizinische Betreuung und ein Gremium von Angehörigen, rechtlichen Betreuern oder Bevollmächtigten vertrete die Rechte der Mitglieder der WPG. Grob geschätzt rechnet Jung für die Bewohner aktuell mit Kosten von rund 2500 Euro im Monat.
Vorstellung bei Landrätin
„Nach unseren Vorstellungen bietet eine selbstorganisierte Wohn-Pflege-Gemeinschaft die besten Voraussetzungen“, sagte Jung. Das Projekt sei bereits auf Bürgerversammlungen, bei der Landesberatungsstelle Neues Wohnen in Mainz sowie auch bei Landrätin Cornelia Weigand vorgestellt worden und auf positive Resonanz gestoßen.
Denn das Ziel sei, den Bewohnern ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Studien zeigten, dass Demenzkranke in einer vertrauten Umgebung zufriedener seien als in traditionellen Heimen. Diesem Ansatz folgt der neue Verein „Gemeinsam zuhause im Ahrtal“ mit dem Untertitel „Alternative Wohnformen für Menschen mit Demenz in der Region Rhein-Ahr“. Weitere Mitstreiter und „Menschen mit Herz“ sind willkommen. Infos unter www.gemeinsam-zuhause-im-ahrtal.de.. GS