Nutria richten an Uferböschung und benachbarten Feldern Schaden an

Eingewanderte Uferbewohner vermehren sich rege

Verlauf des Arzdorfer Bachs verändert sich

16.01.2019 - 12:12

Wachtberg-Arzdorf. Der Arzdorfer Bach kannte bis vor einigen Jahren hauptsächlich die Bewohner, die hier bereits seit Jahrhunderten heimisch sind. Seit ein bis zwei Jahren verbreiten sich - wie auch in der Bonner Rheinaue und Oeverich - die Nutria stark und sorgen teilweise für erheblichen Schaden an Gewässerrändern und benachbarten Feldern. Heimisch fühlen sich die Einwanderer aus Südamerika ausgerechnet in dem Bach, dessen Wassermassen im Rahmen des Unwetters im Juni 2016 die Brücke an der Landstraße zerstört hatten. „Wenn das so weitergeht, bin ich mir nicht sicher, ob der Bach bei einem Starkregen das Wasser so ableitet, wie es sein sollte“, erklärte Lukas Schimmel. An einer Stelle ist der Wasserlauf durch die Bautätigkeit der Tiere bereits versetzt. Den Bereich unterhalb eines Grenzsteins hatten die fleißigen Bautengräber so unterhöhlt, dass er abgesackt war und auf Anhieb nicht zu finden ist. Schimmel vermutet, dass der Stein mittlerweile in den Bach gerutscht ist.

Der junge Landwirt zeigt die Schäden, die die niedlichen, aber überreichlich vorhandenen Wasserbewohner anrichten. Auf einem seiner Felder ist rund um einen Nutria-Bau der Weizen im großen Umkreis wie abrasiert. Wenn die Pflanzen immer wieder angefressen würden, dann müsse man davon ausgehen, dass sie schon eine einzige Frostnacht nicht mehr überstehen, weil sie zu geschwächt sind. Somit sieht er auch bei dieser Aussaat wieder einen Ernteschaden auf sich zukommen. Im letzten Jahr hatten die Nutria seine Zuckerrüben besonders lecker gefunden. Zuerst hatten sie die Spitzen der Pflanzen abgefressen. Später gruben und rissen sie gleich die ganzen jungen Rüben aus, fraßen sie auf dem Feld an oder schleppten sie als Futter für den Nachwuchs in den Bau. Von diesen Bauten gibt es am Arzdorfer Bach bereits etliche. Bis zu fünfzehn Tiere leben in der Regel in einem solchen Bau. Da die meist monogam lebende Rattenspezies bis zu drei Mal im Jahr Junge bekommt, finden sich entsprechend viele Generationen dort, die alle futtern und buddeln wollen. Geschlechtsreife Tiere trennen sich und buddeln ihren eigenen Bau, in Arzdorf oft nicht einmal fünfzig Meter vom „Elternhaus“ entfernt.

Mit Sorge sieht der junge Landwirt, dass die Bauten immer tiefer und immer näher an den Feldrand gebuddelt werden. „Wenn das so weitergeht, bin ich nicht sicher, ob der Trecker da nicht absackt, wenn ich da drüberfahre“, sagt er und zeigt auf eine besonders betroffene Stelle. Von den Bisamarten kann man die Tiere leicht anhand ihres Schwanzes unterschieden. Nicht abgeplattet, sondern vollständig rund zieht ihn das Tier beim Schwimmen und auf seinen meist nur kurzen Landwegen hinter sich her. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren Nutria hauptsächlich im Osten Deutschlands als Pelz- und Fleischlieferanten auf Farmen gehalten worden. Wie es in Arzdorf weitergeht, weiß Schimmel derzeit nicht. Weil die Nutria nicht im Jagdgesetz verzeichnet sind, sind die Jäger nicht für die Hege, Pflege und Begrenzung der Population zuständig. Dank einer Reaktion des Innenministeriums auf eine EU-Entscheidung im Sommer 2016 dürfen sie jedoch ehrenamtlich helfen, weil die Nutria zu den eingewanderten, invasiven Arten gehören. Allerdings sollte man vorher versucht haben, die Ernte mit Netzen oder Zäunen zu schützen. Das hatte die Familie Schimmel im Vorjahr bereits versucht. „Die haben sich innerhalb einer Nacht einfach unter den Netzen durchgebuddelt“, berichtet Lukas Schimmel. Den Tieren war es egal, wie oft man ihre Bauten zuschüttete, die Netze und Zäune neu befestigte oder gar ein Stück in den Boden einarbeitete. Sie fanden jeden Abend ihren Weg zum Futter.

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16.01.2019 12:34 Uhr
Uwe Klasen

Mit den Worten einer (berühmten) Zeitgenossin: "Nun sind sie halt da! - Wir schaffen das!"



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