Regionalelternbeirat (REB) Koblenz

Ergebnisse der„Elternumfrage zum Fernunterricht“

Koblenz. Der Regionalelternbeirat (REB) des Schulbezirks Koblenz hat eine Vielzahl kritischer Elternrückfragen zum Fernunterricht erhalten. Deshalb führte er im Zeitraum vom 12. bis einschließlich 21. Februar eine Elternumfrage zur aktuellen Situation im Fernunterricht durch. Ziel dieser Umfrage war es, dabei zu unterstützen, die unterschiedliche Ausgestaltung des Fernunterrichts aufzuzeigen und Hinweise zu geben, wo dieser besonders gut läuft und wo es noch Veränderungs- oder Anpassungsbedarf gibt.

In den Zuständigkeitsbereich des Schulbezirks Koblenz fallen folgende acht Landkreise zusammen mit der kreisfreien Stadt Koblenz: Ahrweiler, Altenkirchen, Bad Kreuznach, Kreisfreie Stadt Koblenz, Mayen-Koblenz, Neuwied, Rhein-Hunsrück-Kreis, Rhein-Lahn-Kreis und Westerwaldkreis.

Insgesamt erreichten den REB Koblenz 9.059 Antworten von Eltern aus diesen Landkreisen. Davon haben 3.259 Eltern von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, im Rahmen von Freitextantworten detailliert ihre Probleme, Wünsche und Sorgen zu äußern.

Die Verteilung des Links zur Umfrage erfolgte durch den REB Koblenz, Weiterleitungen des Links durch Teilnehmer an andere Eltern waren möglich. Da die Teilnehmer somit für sich jeweils entscheiden konnten, ob sie an der Umfrage teilnehmen wollten oder nicht (und dabei auch einzelne Fragen unbeantwortet lassen konnten), ist die Umfrage im statistischen Sinne nicht repräsentativ.

Insgesamt wurde jedoch für alle allgemeinbildenden Schulen sowie in allen Landkreisen jeweils eine so hohe absolute Zahl an Rückmeldungen erzielt, dass prozentuale Angaben sowie das allgemeine Stimmungsbild nicht durch Einzelmeinungen beeinflusst sind. Aus diesem Grund ist der REB Koblenz überzeugt, ein aussagefähiges Stimmungsbild der Eltern im Schulbezirk Koblenz über alle Schularten und Klassenstufen der Kinder hinweg erfasst zu haben.

Die Ergebnisse der Umfrage

Die jetzige Form des Fernunterrichts stellt gleiche Bildungschancen für alle in Frage: „Eltern fürchten um Bildungserfolg ihrer Kinder“

38 Prozent der Eltern bewerten die Lernstoffvermittlung im Fernunterricht mit „ausreichend“ bis „ungenügend“. Der Lernerfolg insgesamt ist zu stark davon abhängig, welche individuellen Anstrengungen einzelne Schulen und Lehrer aus freien Erwägungen dazu unternehmen. Die Zeit vom Lockdown 1 bis zum Lockdown 2 ist nicht ausreichend genutzt worden, um die Schulen für den Fernunterricht bestmöglich vorzubereiten. „Wir konnten feststellen, dass Lernstoffvermittlung eher über Videokonferenzsysteme durchgeführt wurde, die von den Befragungsteilnehmern eine sehr gute Rückmeldung bekommen haben“, fasst Erwin Lenz zusammen.

Während einige Familien fehlende Leihgeräte oder Betreuung der Schülerinnen und Schüler von sich aus kompensieren können, ist dies insbesondere für Haushalte mit mehreren Kindern mit fehlenden technischen Mitteln und/oder schlechter Internetverbindung nicht möglich. Diese befürchten Probleme aufgrund von Lernrückständen beim Übergang von der Grundschule und der Orientierungsstufe der RS+ auf das Gymnasium und beim Abitur 2021 und 2022. Insgesamt hängt der Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern im Fernunterricht vermehrt von Schule, Schulart, Einstellung der Lehrer, verwendeten Tools und dem familiären Hintergrund der Schülerinnen und Schüler ab! Der Datenschutz wird zulasten des Bildungserfolgs priorisiert. Jede Schule hat ein eigenes Konzept für den Fernunterricht entwickelt, das je nach Ausprägung von den Eltern unterschiedlich bewertet wird. Um eine Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu wahren ist es wichtig, verpflichtende Standards für den Fernunterricht einzuführen.

Die Kommunikation zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften muss strukturiert, intensiviert und verbindlich geregelt werden. „Verpflichtende Standards für Fernunterricht“

Ein Fortschritt gegenüber dem ersten Lockdown ist erkennbar, dieser wird jedoch nicht von stark belasteten Familien wahrgenommen.

Die Belastung von Schülerinnen und Schülern ist durch unklare oder herausfordernde Aufgabenstellungen sowie zu wenig proaktive Kontakte durch Lehrkräfte und mangelnde Kontakte zwischen Mitschülern gestiegen. Fehlendes Feedback zu Arbeitsaufträgen führt dazu, dass Schülerinnen und Schüler ihren Lernstand nicht zurückgespiegelt bekommen, was demotivierend ist. Darüber hinaus ist fraglich, ob ohne regelmäßige Einsicht der erledigten Arbeitsaufträge die Lehrkräfte den Lernstand ihrer Schülerinnen und Schüler realistisch einschätzen können.

Die Interaktion zwischen Lehrkräften und Schülern ist sogar klassenintern nicht standardisiert. In manchen Klassen gibt es Lehrer, die zum Bereitstellen der Arbeitsaufträge Moodle nutzen, andere versenden sie per E-Mail. Die Eltern wünschen sich standardisierte, verbindliche Vorgaben für den Austausch zwischen Lehrkräften und Schülern.

Sichere Rückkehr zum verpflichtenden Präsenzunterricht

Die Einhaltung von Abständen in den Bussen ist den Eltern ein sehr wichtiges Anliegen bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht. Die Politik hat es bisher versäumt, dieses Problem ernsthaft zu bearbeiten. Die Eltern befürworten die Aufstellung von externen Raumluftfiltergeräten stark.

Kostenlose tägliche Schnelltests werden nur von einer knappen Mehrheit positiv bewertet (laut Kommentaren meist auch nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wie Raumluftfiltergeräten)

Abgeleitete Forderungen

des REB Koblenz

Basierend auf den Rückmeldungen und der Schilderung der Situation des aktuellen Fernunterrichts fordert der REB Koblenz Folgendes:

1. Der Fernunterricht sollte – insbesondere für die Klassen 1 bis 10 – strukturiert den vormittäglichen Schultag der Schülerinnen und Schüler nachbilden.

2. In Videokonferenzen muss zwingend Lernstoff vermittelt werden – nicht nur Fragen aus dem Selbststudium geklärt oder Arbeitsblätter besprochen werden.

3. Es sollte verbindliche Vorgaben für die Gestaltung des Fernunterrichts, insbesondere für den Anteil der Videokonferenzen am Gesamtunterricht, geben. Außerdem sollten die Regelungen für den Fernunterricht durch die Schulaufsicht regelmäßig überprüft werden.

4. Seitens der Schulen und Schulträger müssen alle erforderlichen Maßnahmen für einen leistungsfähigen und technisch stabilen Ablauf des Unterrichts ergriffen werden (Lern- und Videokonferenzplattformen, Leihgeräte, technischen Unterstützung, kostenlose mobile Datentarife im Bedarfsfall etc.), damit wir den größtmöglichen Bildungserfolg erzielen können.

5. Bei einer Rückkehr in den Präsenz- oder Wechselunterricht muss mit Augenmaß vorgegangen werden. Der REB fordert daher Folgendes:

a. Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Schülerbeförderung, sodass auch Abstandsregeln in Bussen und Bahnen eingehalten werden können.

b. Die kurzfristige Anschaffung von externen Raumluftfiltergeräten mit HEPA 14 Filtern für alle Schulen und Klassenräume.

c. Die Investition in die technische Infrastruktur der Schulen (Glasfaseranschluss, WLAN in allen Klassenräumen, etc.) muss dringend beschleunigt werden.

Pressemitteilung des

Regionalelternbeirat Koblenz