Stadt Andernach lud zu Einwohnerversammlung ein

Es tut sich etwas am Krahnenberg

Es tut sich etwas am Krahnenberg

Oberbürgermeister Achim Hütten präsentierte Wissenswertes zum „Sehnsuchtsort“. MKA

Es tut sich etwas am Krahnenberg

Nicht nur bei den Andernachern beliebt: die spektakuläre Aussicht von der Krahnenberg-Kanzel.

Es tut sich etwas am Krahnenberg

Erinnerungen an alte Zeiten.

Andernach. „Der Krahnenberg ist ein Sehnsuchtsort für die Andernacher“, leitete Oberbürgermeister Achim Hütten die Einwohnerversammlung auf dem Geysir-Schiff „Namedy“ ein, und die überdurchschnittliche Teilnahme von 150 Bürgerinnen und Bürgern bestätigte diese Einschätzung. Die Zukunft des Andernacher Hausbergs war das Schwerpunkthema des Abends – mit einer 90-minütigen, zum Teil emotionalen Diskussion blieb es auch der einzige Punkt der öffentlichen Erörterung. Mit ihren zahlreichen Ideen, Anregungen und Diskussionsbeiträgen gaben die an der Entwicklung des Krahnenberg-Plateaus interessierten Einwohner den kommunalen Entscheidungsträgern einen Kompass für ihre Überlegungen und Planungen.

Neugestaltung des Krahnenbergs ist favorisiert

Bereits vor zwei Jahren, bei der Auftaktveranstaltung des Projekts „Expedition Andernach“ wurde deutlich, wie sehr den Andernachern ihr Naherholungsgebiet in 230 Metern Höhe am Herzen liegt. Deren Wunsch nach einer ansprechenden Gestaltung des beliebten Ausflugsziels ist zwischenzeitlich in den validierten Bedürfniskatalog für die Stadt Andernach eingeflossen, der als Basis für das „Leitbild Andernach 2030“ dient. Die Richtschnur für die Stadtentwicklung wurde von vielen Bürgern sowie Experten erstellt. Die Anregung der SPD, die Entwicklung des Geländes rund um die Aussichtskanzel jetzt in einer Einwohnerversammlung zu diskutieren, war daher folgerichtig.

Nostalgie hielt Einzug auf dem Schiff, als Achim Hütten mit historischen Krahnenberg-Fotos Gelegenheit gab, in alte Zeiten zurückzuschauen: Die ehemalige Kaiserburg, die alte Krahnenburg, die Zahnradbahn, die Außengastronomie – kann der Krahnenberg wieder ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Bäckerjungenstadt werden?

Skywalk oder Kanzel – liegt die Wahrheit in der Mitte?

In der Woche zuvor erhielt die Andernacher Unternehmerfamilie Ahsenmacher große Zustimmung bei der Präsentation ihres gastronomischen Projekts „Krahnenburg“. Hingegen ist ein von der CDU vorgeschlagener Skywalk (anstelle der Kanzel) in der Stadt und auch im sozialen Netz „Facebook“ umstritten. Andernach.net-Geschäftsführer Christian Heller sieht die Erschließung des Krahnenbergs als Chance für die touristische Entwicklung Andernachs. Er stellte fest, dass entsprechende Maßnahmen die touristische Positionierung der Stadt in den Bereichen Natur und Kultur prägen würden. Dennoch fragen sich viele Bürger, meist im Hinblick auf die zu erwartenden Projektkosten, ob es dazu unbedingt eines Skywalks bedarf. Selbst die Feststellung, dass das über den Hang ragende Bauwerk den Besuchern rheinauf- und -abwärts einen Blick von etwa 45 Kilometern ermögliche, reicht vielen nicht als Argument. Der sogenannte „Weinblick“ oberhalb der Kanzel biete bereits eine spektakuläre Aussicht rheinabwärts ins Mittelrheintal und in die Leutesdorfer Weinlagen. Hinweisschilder könnten, so eine Anregung, auf die jeweiligen Aussichtspunkte Kanzel bzw. Weinblick verweisen. Das Problem Vandalismus und Verunreinigung hat längst auch den Krahnenberg erreicht. So befürchtete ein Bürger, auch unterhalb des Skywalks könne sich der Abfall wiederfinden, dafür gebe es Beispiele. Johannes Ahsenmacher, der am Modell nochmals kurz auf das Event- und Gastronomie Projekt der Ahsenmacher GmbH & Co. KG einging: „Ich weiß gar nicht, ob ich so viel Betrieb da oben will.“ Für ihn sei es jetzt wichtig, Planungssicherheit, auch in Bezug auf die Biergarten-Gastronomie, zu erhalten.

Was reizvoll ist, wird auch von vielen besucht

Seit der Eröffnung des Traumpfädchens „Kleiner Stern“ hat der Betrieb auf dem Krahnenberg, besonders an den Wochenenden, deutlich zugenommen. Zahlreiche Wanderer aus der weitläufigen Region kommen nun regelmäßig auf den Berg. Vor allem die Anwohner des derzeit einzigen asphaltierten Zufahrtswegs „In der Felster“ beklagen die für sie unerträgliche Verkehrssituation und rufen nach Lösungen. Bezüglich der beklagten Falschparker auf Rettungswegen, Vandalen und Verunreinigern ermutigte Achim Hütten zur Ausübung einer „sozialen Kontrolle“. Gegebenenfalls solle der Beobachter auch einmal etwas zur Anzeige bringen. Denkbar als Lösung des Verkehrsproblems wären beispielsweise ein Pendelbus, eine Seilbahn, ein Schrägaufzug oder ein umweltfreundlicher Fahrradlift (ähnlich einer Kabelstraßenbahn). Die Kosten für eine solche technische Installation würden sich jedoch in mehrfacher Millionenhöhe bewegen. Ein weiterer Parkplatz mit separater Zuwegung könnte die Situation in der Felster ebenfalls entlasten.

Was sich das Gros der Andernacher wünschen

Wiederholt war der Wunsch der Bürger nach einem „sanften Tourismus“ auf dem Krahnenberg vernehmbar. Es sei in erster Linie ein Naherholungsgebiet für die Andernacher, die touristische Vermarktung solle daher nicht übertrieben werden. Die Kanzel etwas ausweiten und „aufhübschen“, die Belaubung rechts und links ausdünnen, um einen besseren Rundum-Blick zu erreichen, das Krahnenberg-Plateau gärtnerisch neu gestalten, eine attraktive Gastronomie – und schon wäre, so schien es, die Mehrzahl der Andernacher Bürgerinnen und Bürger zufrieden.

Oberbürgermeister Achim Hütten konnte am Ende des Abends feststellen, dass das Ahsenmacher-Projekt auf eine große Zustimmung stößt. Jetzt gelte es, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen und eine Aufwertung der Kanzel anzugehen: „Wir werden in ein paar Jahren sagen, der Krahnenberg ist attraktiver geworden.“ An die Fraktionsvorsitzenden und die Vertreter der Verwaltung gerichtet: „Wir gehen heute Abend schlauer wieder raus, als wir reingekommen sind.“