Ausstellung im Hospiz im Ahrtal verbindet viele Botschaften
Europa, die Kunst und das Sterben
Von Miteiander und Zersplitterung, Sterbehilfe und Sterbebegleitung
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es gibt mehr Verbindungen als auf den ersten Blick ersichtlich, zwischen der Kunst, Europa und der Hospizarbeit. Das wurde deutlich bei der Vernissage zur Ausstellung „Das Gesicht Europas“ der Are-Künstlergilde im stationären Hospiz im Ahrtal. „Wie vielfältig, wie breit gefächert ist dieses Thema. Und wie aktuell!“, stellte die Eva-Maria Kreuter, Präsidentin der Are-Gilde fest: „Diese drei Eigenschaften treffen auch auf das Hospiz zu. Gibt es etwas Menschlicheres?“. Das Hospiz sei vielfältig in der Betreuung unterschiedlichster Menschen, die am Ende ihres Lebens angekommen seien. Es sei breit gefächert, wie alle menschlichen Beziehungen, ob jung, alt, reich, arm, gesund oder krank. Das Thema „Hospiz“ sei so hoch aktuell wie das Thema „Europa“: „In beiden Fällen geht es um das menschliche Dasein. Es geht um die Würde des Menschen, in Frieden zu leben und in Frieden zu sterben.“
Eine Hilfe in den letzten Lebenswochen sei immer auch die Kunst, die auch Unaussprechliches auszudrücken vermöge, sagte Hausherr Christoph Drolshagen, Geschäftsführer der Hospiz im Ahrtal gGmbH. Er verwies auch auf die Situation sterbenskranker Menschen in Europa, die sich seit der Gründung des ersten Hospizes in Europa durch Cicely Saunders im Jahr 1967 in London sehr unterschiedlich entwickelt habe:
„Wir benötigen noch mehr Hilfe beim Sterben, aber nicht Hilfe zum Sterben“
Anders als in den Benelux-Staaten verhindere das gesetzt in Deutschland, wie in den meisten anderen europäischen Ländern, das aktive Sterbehilfe oder Beihilfe zum Suizid zu einer „normalen geschäftsmäßigen Dienstleistung“ würden: „Unsere Erfahrung ist, dass Begleitung, Beistand und Fachlichkeit immer wieder dazu führen, dass sich der Sterbewunsch von Menschen verliert, die ohne diese Hilfe vielleicht den Weg in den Suizid gewählt hätten“. Aber es gebe aktuell Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den weiteren Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung. Deshalb die eindringliche Bitte Drolshagens an die anwesenden Kandidaten für die Europawahl, Hellmut Meinhof (FDP) aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Norbert Neuser (SPD) aus Boppard und Ralf Seekatz (CDU) aus Dernbach, die sich auch mit den Vernissage-Besuchern austauschten, diese Bestrebungen nicht zu unterstützen und bei ihrer politischen Arbeit zu bedenken: „Wir benötigen noch mehr Hilfe beim Sterben, aber nicht Hilfe zum Sterben“
Musikalisch reiste Stephan Maria Glöckner mit den Hospiz-Gästen durch Europa mit Liedern aus den Mitgliedsländern. Ulrike Dobrowolny, Vorsitzende des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr, begrüßte auch Monika Lessenich vom Vereinsvorstand, die die Vernissage organisiert hatte, Ahrweinkönigin Annika Schooß und Bert Droste-Franke von der Europäischen Akademie (EA) in Bad Neuenahr-Ahrweiler, der auch ein Grußwort sprach.
Dabei machte er in den mehr als 40 Exponate von 19 Künstlern der Are-Gilde mehrere Anknüpfungspunkte zur Arbeit der Europäischen Akademie aus. Diese führe Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um für bestimmte Entscheidungen über neue Technologien Empfehlungen abzugeben auf Basis rationaler Argumente. Die Skulptur „Roter Faden“ stand für ihn für eine Argumentationskette, an der man sich aus einem Problem heraushangeln könne wie aus einem Labyrinth. Eine zersplitternde Maske in einem Aquarell sah er als Symbol für alternative Fakten: Die Maske, die entlarvt werden könne durch rationale Argumente. Er deutete auch auf ein Ölgemälde mit dem Titel „Schutz“, auf dem zwei Adlige in hochgeschlossener höfischer Kleidung der frühen Neuzeit von rund einem Dutzend Digitalkameras beäugt werden: „Schutz, der zugleich auch Beobachtung bedeutet, ist hochaktuell im digitalen Zeitalter und in Zeiten des Datenschutzes.“
Die Ausstellung umfasst Gemälde, Skulpturen und Fotografien, Abbildungen von Zäunen und immer wieder in ganz unterschiedlicher Weise von den Sternen auf der Europäischen Flagge, Kommentare zum Status und zur Zukunft Europas, ob „Unter einem Schirm“, „ In rauer See“ oder „Vernetzt? Odet Chaos!“, „Miteinander verbunden“ oder als „Error“.
Die Ausstellung „Das Gesicht Europas“ ist voraussichtlich bis Juli immer montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 02641/918750 im stationären Hospiz im Ahrtal, Dorotheenweg 6, in Bad Neuenahr zu besichtigen.
Pressemitteilung
Hospiz-Verein Rhein-Ahr
Eva-Maria Kreuter, Ulrike Dobrowolny, Monika Lessenich Fotos: Hospiz-Verein Rhein-Ahr
