Fenster der Filialkirche St. Andreas in Ahrbrück ausgebaut
Ahrbrück. „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, meint Guido Galle. Weil sämtliche Pläne scheiterten, mit dem Bistum eine einvernehmliche Lösung zu finden, was die Zukunft der von der Flut vom Juli 2021 schwer beschädigten Filialkirche St. Andreas betrifft, wünscht sich der Bürgermeister von Ahrbrück jetzt nur noch, dass die mitten im Ort stehende Kirchenruine möglichst bald abgerissen wird.
Damit werde der Weg dafür frei, das Ahrufer und das nur wenige Meter von der Ahr liegende Grundstück, auf dem die Kirche stand, neu zu gestalten und eine Lösung für die Zukunft des Ahrradweges zu finden. Der Landesbetrieb Mobiilität habe bereits bekundet, dass er die alte Steinbrücke, die wenige Meter unterhalb der Kirche steht, an einen neuen Standort versetzen will. Außerdem gebe es dann freie Bahn für das bislang lediglich angedachte Dorfentwicklungskonzept für Ahrbrück.
Einen Termin für den geplanten Abriss der Kirche gibt es zwar noch nicht. Im Auftrag der Bistumsverwaltung hat die Aachener Glasmeisterei Kuhn aber kürzlich die von dem Glaskünstler Jakob Schwarzkopf stammenden Fenster des Gotteshauses ausgebaut, gewissermaßen als Auftakt zur Niederlegung, und zur Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach transportiert. Die Kosten für Ausbau und Transport, ein niedriger fünfstelliger Euro-Betrag, übernehme das Bistum, so Bistums-Pressesprecherin Julia Fröder auf GA-Anfrage. Für die Kosten der Aufbewahrung kommen Ernst und Dipl.-Ing. Dr. Annette Jansen-Winkeln auf. Das Ehepaar hat die Forschungsstelle im Jahr 1993 als gemeinnützigen Verein gegründet. Das Magazin, das nun die neue Heimat der Kirchenfenster aus Ahrbrück ist, befindet sich im Keller des Wohnhauses der beiden.
Anliegen der Forschungsstelle sei es, „Wert und Bedeutung der Glasmalerei bekannt und bewusst zu machen und einen Beitrag für ihren dauerhaften Erhalt zu leisten“, erläutert Mitgründerin Dr. Annette Jansen-Winkeln. Für ihre Lagerung würden die Fenster aus dem Ahrtal in einzelne Elemente zerlegt und dann in Holzkisten und Regale verpackt.
Die Ahrbrücker seien froh, dass die Fenster, die einst aus Spenden von Ahrbrücker Privatleuten und Firmen finanziert wurden „nicht auf der Müllkippe landen, sondern erhalten werden“, so Bürgermeister Galle.
Die Pfarrgemeinde bleibt Eigentümerin der Fenster und kann sie jederzeit nach Ahrbrück zurückholen, versichert Annette Jansen-Winkeln.
Immerhin gebe es in Ahrbrück Überlegungen, mehrere Fenster aus Mönchengladbach, die Anbetungsszene etwa, an die Ahr zurückzuholen und dort an geeigneter Stelle dauerhaft wieder einzubauen. Möglich sei aber auch, dass es in Ahrbrück zu einer ähnlichen Entwicklung kommt wie etwa in Schmallenberg im Sauerland oder in Dortmund, wo in der Weihnachtszeit Fenster aus Mönchengladbach in „Lichterparks“ ausgestellt werden.
Die insgesamt sechs Schwarzkopf-Fenster in Ahrbrück stammten alle aus dem Jahr 1991, wurden also etliche Jahre nach der Fertigstellung der von 1963 bis 1967 erbauten Kirche eingebaut. Dazu gehören eine freie Komposition, die das Meer andeutend, und ein aus Antik- und Opalglas gefertigtes Fenster „Der reiche Fischfang“, vom Lukas-Evangelium inspiriert, als Hauptmotiv einer monumentalen Fensterwand. Sie wurde in der Nacht auf den 15. Juli 2021 bis zu einer Höhe von etwa einem Meter zerstört. Wegen seiner bemerkenswerten Größe versorgten „Der reiche Fischfang“ ebenso wie das gleich große Fenster auf der Ahr-Seite das Kirchenschiff mit viel Licht. Statt das Kirchen-Innere nach außen hin abzuschotten, bildete es, typisch für ihren Schöpfer, eine Art Brücke zur Umgebung; denn es holte die Lichtstimmung aus dem Ahrtal ins Kirchenschiff hinein und machte Wetter, Jahres- und Tageszeiten und ihre Wechselspiele damit quasi zu Bestandteilen der Liturgie.
Auslagerung
Nicht nur für St. Andreas in Ahrbrück schuf Schwarzkopf kunstvolle Fenster, sondern auch für eine ganze Reihe weiterer Kirchen sowie für einige Kapellen im Kreis Ahrweiler. Dazu gehören die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer und das Pfarrhaus in Adenau. Von Schwarzkopf stammen auch Fenster der St.-Laurentius-Kirche in Ahrweiler. Für St. Laurentius schuf Schwarzkopf 1962 ein kleeblattförmiges Seitenschiff-Fenster, das die Kreuzigung Jesu darstellt, sowie eine Darstellung der Taufe Jesu und Darstellungen der vier Heiligen der Huten (Stadtbezirke) von Ahrweiler: Ursula (Oberhut), Katharina (Niederhut), Barbara (Ahrhut) und Maria (Adenbachhut). Schwarzkopf-Fenster finden sich auch in der St.-Johannes-Kirche in Brohl sowie in St. Lambertus und Katharina in Niederlützingen, außerdem in der Kapelle „St. Ludger“ und „St. Agatha“ in St. Katharina in Müsch, in der evangelischen Friedenskirche und in der St.-Anna-Kapelle in Remagen und der Kirche St. Johannes von Nepomuk in Kripp.
Die Schwarzkopf-Fenster vor wenigen Tagen bei der Einlagerung bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in önchengladbach. Foto: Annette Jansen-Winkeln/AW-Wiki
