Gegen eine Fusion der Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz

28.12.2018 - 08:48

Die Fusion der Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz sorgt für Diskussionen im Kreis AW. In der letzten Kreistagssitzung wurde folgender Beschluss gefasst: Der Kreistag lehnt eine Fusion der Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz entschieden ab. Er fordert die Landesregierung auf, zeitnah klarzustellen, dass entsprechende Vorschläge der Gutachter nicht aufgegriffen werden.


Begründung:


Der Kreis Ahrweiler ist demographiefest, finanz- bzw. eigenkapitalstark und zukunftssicher. Er kombiniert Bürgernähe und effiziente Verwaltungsstrukturen. Als moderner Dienstleister ist die Kreisverwaltung Ahrweiler bei der Digitalisierung und Online-Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger in vielen Bereichen Vorreiter. Mit drei KFZ-Zulassungsstellen in Adenau, Brohltal und Sinzig sowie einer Außenstelle der Bauverwaltung bei der Verbandsgemeinde Brohltal ist die Kreisverwaltung auch vor Ort bürgernah präsent.

Ein Großkreis mit insgesamt 340.000 Einwohnern (AW: 128.000, MYK: 212.000) bedeutet zwangsläufig weniger Bürgernähe, Chaos bei Zuständigkeiten, höherer Verwaltungsaufwand und unabsehbare Mehrkosten für alle.

Der Kreis Ahrweiler und die Bürgerinnen und Bürger wären bei einer Fusion die Verlierer: Bei MYK als dem größeren Partner wäre der Sitz der Kreisverwaltung künftig in Koblenz. Dies ist für alle Einwohner des Kreises AW mit längeren Anfahrtswegen verbunden.

Im Übrigen widerspricht das auch der Lebenswirklichkeit. Der Kreis ist Teil der Ausgleichsregion Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler, die Bürgerinnen und Bürger sind überwiegend nach NRW orientiert.

Eine Schwerpunktverschiebung in Richtung Koblenz würde deshalb bei einem Großteil der Einwohner des Kreises auf völliges Unverständnis stoßen.

Für diesen Beschluss haben Landrat Dr. Jürgen Pföhler und die Fraktionen von CDU, SPD, FWG, FDP, AfD sowie Marion Morassi (Die Linke) gestimmt. Die einzigen Gegenstimmen kamen von Bündnis 90/Die Grünen.


Grundsatzerklärung im Kreistag


In seiner Grundsatzerklärung hat Landrat Dr. Jürgen Pföhler noch einmal auf die Nachteile einer Fusion hingewiesen. Durch eine Fusion ohne Not wären unabsehbare Mehrkosten und ein gravierender Verlust von heimatlicher Verbundenheit der Menschen mit ihrem Kreis die Folge.

Großfusionen haben bislang nirgendwo zu nennenswerten Kosteneinsparungen geführt. Im Gegenteil: Personenbezogene Ausgaben wie zum Beispiel im Bereich des Sozial- oder Jugendamtes fallen unabhängig von der Gebietsgröße an. Wesentliche andere kommunale Aufgaben werden von der Einwohnerdichte und weniger von der Einwohnerzahl bestimmt. Hierzu gehören z.B. Straßenbau und ÖPNV. In diesen Bereichen sind Synergie- und Einspareffekte durch Fusionen von Landkreisen nicht erkennbar, da keine maßgeblichen finanziellen Änderungen bei diesen Aufgaben durch das Zusammenlegen von Gebieten eintreten. Der Kreis Ahrweiler gehört in seiner jetzigen Struktur zu den starken Regionen mit hoher Lebensqualität. Mit dem Schulbauprogramm, der Ehrenamts- und Vereinsförderung sowie der Wirtschaftsförderung zählt er zu den innovativsten Landkreisen in Rheinland-Pfalz. Die Arbeitslosigkeit liegt seit Jahren deutlich unter Landes- und Bundesdurchschnitt, die Zahl der betrieblichen Neugründungen deutlich darüber. Ein weiterer maßgeblicher Aspekt, der gegen eine solche Fusion spricht, ist der unweigerliche Verlust an Bürgernähe. Die vorgeschlagene Zusammenlegung würde das Bestreben, die Verwaltung bürgerfreundlich und serviceorientiert aufzustellen, ad absurdum führen. Die bestehenden Außenstellen der Kfz-Zulassung in Sinzig, Niederzissen und Adenau und die Außenstelle des Kreisbauamtes in Niederzissen zeigen, dass die Kreisverwaltung Ahrweiler zum Bürger kommen muss und will.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
07.01.2019 00:02 Uhr
Thomas Grommisch

Das gejammere des des Landkreis Ahrweiler kann ich nicht wirklich teilen. Allerdings zustimmen würde ich das man einen künftigen Kreissitz nicht in der Stadt Koblenz und damit auf exterritorialem Gebiet ansiedeln sollte.
Als Mayener ist mir dieses sowieso ein Dorn im Auge nachdem die Stadt 1970 ihren Status als Kreisstadt verloren hat. Und das wurde von der damaligen Landesregierung unter Helmut Kohl über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden die massiv dagegen protestiert hatten. Der Kreissitz hätte auch genauso gut in Mayen bleiben können und damit im Kreisgebiet selbst, was auch zur Stärkung der Region beigetragen hätte.
Ich könnte mir sehr gut eine Fusion mit dem Landkreis Ahrweiler vorstellen. Das südliche Kreisgebiet incl. Laacher See war sowieso Teil des früheren Landkreis Mayen.
Wenn es um die Namensfindung nach der Fusion gehen sollte, da würde ich den Namen "Rhein-Mosel-Ahr-Kreis" vorschlagen. Einen treffenderen Namen dürfte wahrscheinlich niemand finden.
Grüße aus MY



03.01.2019 17:44 Uhr
Jürgen Görgler

Falls es zu einer Unterschriftenaktion, Demonstration oder ähnlichem Ausdruck des Unbehangens gegen die Fusion der beiden Kreise geben sollte, bitte publik machen; ich würde mich gerne beteiligen...!



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Der Unfallverursacher war alkoholisiert auf der A 48 unterwegs

Lkw-Fahrer schwer verletzt in Führerhaus eingeklemmt

Kehig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Anschließend verließ er die Autobahn an der Raststätte Elztal-Nord, wo er gegen einen am rechten Fahrbahnrand geparkten Sattelzug stieß und diesen auf einen weiteren vor ihm geparkten Sattelzug schob. mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Eröffnung des Jugendstützpunktes für Boulesport in Kleinmaischeid

Offenes Training

Kleinmaischeid. Am Freitag, 10. Mai wird der Jugendstützpunkt-Nord des rheinland-pfälzischen Bouleverbands in Kleinmaischeid mit einem offenen Training auf dem Parkplatz am Bürgerhaus eröffnet. Von 15 bis 17 Uhr sind alle interessierten Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren eingeladen, diesen tollen Sport kennenzulernen und sich unter qualifizierter Anleitung im „Legen“ und „Schießen“ der Kugeln zu erproben. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service