Gesprächskreis Ahrwein beendet Veranstaltungsreihe 2016
Genetische Vielfalt historischer Rebsorten
Paul Gieler stellte fast in Vergessenheit geratenen Trauben und ihre Besonderheiten vor
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Oliver Piel, stellvertretender Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. rieb sich die Hände. Die Vorträge des Gesprächskreises werden immer beliebter. Mit dieser Feststellung konnte er die über 90 Zuhörer zum Referat „Früher gelber Malinger, Roter Riesling und Co.“ und zu aktuellen Informationen im Weinberg und Keller begrüßen.
Aber dem nicht genug, es wurde auch eine Weinprobe mit fünf fast verschollenen Rebsorten gereicht. Diese hatte die Weinbaudiplom-Ingenieurin Pia Hansen organisiert.
Der Winzer Paul Gieler, Hauptreferent des Abends, beleuchtet die Rebe von einer ganz anderen, ungewohnten Seite. Bei der Frage „Was will die Rebe? Will sie uns den Saft schenken aus dem wir den Wein produzieren, oder richtet sie ihr Leben auf ihre Nachkommen?“ stieg Gieler auf den Aufbau der Rebe und ihre Lebensvorgänge ein. Menschen müssen Nahrung zu sich nehmen, um leben zu können. Die Rebe kann man nicht füttern, sie muss sich ihre Nahrung, die in ihrer Grundsubstanz der des Menschen gleicht, selbst organisieren. Für Wasser und Mineralstoffe benutzt sie die Wurzeln und für organische Substanzen die Blätter. In einem komplizierten Stoffwechsel produziert sie Zucker, den sie zunächst für das eigene Wachstum, später für die Entwicklung der Trauben braucht.
Ebenso kompliziert, aber auch mit der menschlichen Entwicklung vergleichbar, ist ihre Sexualität. Fünf männliche Pollen, in einer Zwitterblüte angeordnet befruchten einen weiblichen Fruchtknoten. In der Folge entstehen Kerne. Die Nachkommen der Rebe sind die Kerne, maximal vier von ihnen in einer einzigen Beere. Graben sich die Kerne in die Erde ein, entsprießt neues Leben, der Sämling. Über spontane Kreuzungen mehrerer Rebsorten entsteht die genetische Vielfalt. Der heute wenige bekannte Weiße Heunisch war die Rebsorte Nummer eins des Mittelalters. Seine Gene sind heute in über 120 Rebsorten nachweisbar. Bei der Entstehung berühmter Rebsorten wie Riesling und Chardonnay spendete er seinen Samen. Etwas humorvoll schilderte Gieler, dass er in Deutschland seinerzeit auch Hardhengst genannt wurde.
Eine Rarität wächst im Ahrtal
Die weiteren Ausführungen seines Vortrags machte der Referent an den vergessenen historischen Rebsorten Blauer Arbst, Roter Riesling, Gelber Malinger, Muskat-Trollinger fest. Besonders der Gelbe Malinger ist vom Aussterben bedroht. Weltweit den einzigen Weinberg findet man noch an der Ahr. Vom Weingut Johann-Jakob Hostert in Rech wird er in der Lage Walporzheimer Pfaffenberg (oberhalb Altenwegshof) bewirtschaftet.
Zum aktuellen Stand im Weinberg und Keller hob Winzermeister Marc Linden vom Weingut Sonnenberg die Bedeutung des Bodenwassers des nahenden Winters hervor. Im Winter, wenn die Vegetation still steht, könne dieses Wasser viele Mineralstoffe aus der Bodenmasse herauslösen und es während der Vegetation zur Verfügung stellen.
Die Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr Astrid Rickert bezeichnete die Entwicklung des 2016er Weins als mustergültig. „Die Freude, die uns der Ausbau dieses Weines bereitet, werden wir in Kürze durch fantastische Weine an unsere Kunden weiterreichen“, so Rickert. Durch die hohe Reife der Trauben dieses Jahrgangs stellt die Genossenschaft wieder einen Eiswein in Aussicht. Im Moment haben die Trauben das Stadium der Auslese schon erreicht. Was jetzt fehlt, ist der Frost, mindestens minus sieben Grad und besser noch an mehreren aufeinanderfolgenden Nächten. „Wenn nicht, ernten wir eine starke Auslese.“
Die Veranstaltungsreihe des „Gesprächskreises Ahrwein“ für das Jahr 2016 ist nun abgeschlossen. Der nächste Gesprächskreis Ahrwein findet am 21. Februar im Weingut Sonnenberg statt.
Weitere Informationen beim Ahrwein e.V., Hauptstraße 80, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Tel. (0 26 41) 91 71 0, oder unter der E-Mail Adresse: info@ahrwein.de.
Pressemitteilung
des Ahrwein e.V.
die Veranstaltungen des Gesprächskreises Ahrwein sind regelmäßig gut besucht. Zum Abschluss der Reihe für dieses Jahr hatten sich fast 100 Gäste eingefunden.
