Lokale Gastronomie weist auf verzweifelte Situation der Branche hin

„Genug ist genug!“

„Genug ist genug!“

Auf dem „Platz an der Linde“ fand eine Kundgebung mit Vertretern aus Gastronomie, Kunst/Kultur, Eventbranche, Weinbau, Politik und Einzelhandel statt. Fotos: DU

„Genug ist genug!“

Bei der Kundgebung machten die Teilnehmer mit zahlreichen Bannern und Transparenten auf ihre Forderungen aufmerksam.

„Genug ist genug!“

Günther Uhl überreichte den offiziellen Forderungskatalog der DEHOGA an MdL Horst Gies.

„Genug ist genug!“

Gereon Haumann, Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz, fordert die Politiker zum Handeln auf.

„Genug ist genug!“

Bad Neuenahr-Ahrweiler.Die nach wie vor nahezu überall präsente Corona-Pandemie gefährdet längst zahlreiche berufliche und wirtschaftliche Existenzen. Und zwar nicht nur irgendwo „weit weg“, sondern auch vor der eigenen Haustür. Hiervon besonders betroffen ist die für den Ahrkreis so wichtige Gastronomie, aber beispielsweise auch Künstler, Einzelhändler, die Veranstaltungsbranche oder die Winzer. „Genug ist genug – wir wollen unserer Arbeit zuverlässig nachgehen dürfen und eine baldige Rückkehr zur Normalität!“, fordert daher der Kreisverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) mit seinem Vorsitzenden Günther Uhl. Um diese Forderungen zu unterstreichen fand jetzt auf dem „Platz an der Linde“ eine Kundgebung mit Vertretern aus Gastronomie, Kunst/Kultur, Eventbranche, Weinbau, Politik und Einzelhandel statt. Dabei wurden die Forderungen nicht nur auf zahlreichen Bannern und Transparenten, sondern auch durch verschiedene Wortbeiträge nachdrücklich kommuniziert. So wies Günther Uhl unter anderem auf die Tatsache hin, dass die Gastronomiebetriebe seit nunmehr fast sechs Monaten zwangsgeschlossen sind. Was Anfang Oktober als „Lockdown light“ begann, hat sich für die Branche inzwischen zu einem „Leidenslockdown“ entwickelt.

„Die Lage ist katastrophal“

„Wir haben nach dem ersten Lockdown gezeigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben - von Lüftungsanlagen über Hygienemaßnahmen bis hin zu Abstandsregelungen. Es geht hier in Rheinland Pfalz um nicht weniger als die Existenz der 13.500 Gastgeberfamilien und der 150.000 Beschäftigten in der Gastronomie. Dreiviertel dieser Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand, sind in akuten finanziellen Nöten – die Lage ist katastrophal. Die Politik muss jetzt handeln. Wir benötigen dringend einen Strategiewechsel für eine verbindliche und dauerhafte Öffnung für das Gastgewerbe“, betonte Gereon Haumann, Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz und wies auf die aus seiner Sicht geringe Infektionsgefahr im Gastgewerbe hin: „Hundertausende Besucher an Ostern wären in unseren Hotelzimmern besser aufgehoben gewesen, als auf der Couch oder dem Ausziehsofa bei Familie und Freunden. Restaurantbesuche mit Abstand und negativem Test als „Eintrittskarte“ sind bei uns sicherer, als das Familientreffen am Küchentisch. Es wäre also ein Beitrag, das Infektionsgeschehen zu senken, wenn unsere Betriebe aufgeschlossen wären – nicht morgen, nicht übermorgen, sondern heute! Das bleibt unsere Forderung als DEHOGA-Landesverband an die Politik auf Landes- und Bundesebene“, so Haumann, der einen Sechs-Punkte-Plan des DEHOGA im Gepäck hatte, der unter anderem eine dauerhafte Ermäßigung des Umsatzsteuersatzes für alle Leistungen des Gastgewerbes fordert.

„Kunst ist etwas,

das die Seele nährt“

Stephan Maria Glöckner machte die vielfältigen Corona-Probleme der Kulturschaffenden deutlich. „Als Künstler weiß ich jetzt noch nicht, wovon ich im Mai leben soll. Noch funktioniert es – zum Glück. In unserem Atelier hatten wir seit gut einem Jahr keine Besucher mehr, also muss man sich etwas andere einfallen lassen. Aber es gibt Kollegen, beispielsweise in der Musikszene, die jetzt schon gezwungen sind, Umschulungen zu machen. Kunst ist etwas, das die Seele nährt. Wir brauchen die Begegnung und den Austausch im Kulturraum. Außerdem betrifft es nicht nur uns Künstler, sondern beispielsweise auch Caterer, Bühnenbauer und viele mehr. Wenn das Virus die Angst wird, dann wird`s richtig gefährlich“, so Glöckner.

„Es ist bereits

zwanzig nach zwölf“

„Seit 14 Monaten dürfen wir unserem Beruf nicht mehr nachgehen. Aufgrund von Staatsversagen bleibt weiterhin keine Perspektive. Der Dilettantismus des Krisenmanagements zerstört derzeit hunderttausende von Lebenswerken unserer Branche. Ich bin enttäuscht und fassungslos. Wird es nicht Zeit, dass wir lernen mit dem Virus zu leben und intelligente Konzepte mit Perspektive zu entwickeln? Es ist bereits zwanzig nach zwölf“, so die Worte von Mark Ulrich, der die dramatische Situation der Veranstaltungswirtschaft mit deutlichen Worten beschrieb. Darüber hinaus kamen Volker Danko für den Einzelhandel und Dr. Knut Schubert vom Winzer- und Bauernverband zu Wort, bevor Günther Uhl den offiziellen Forderungskatalog der DEHOGA an MdL Horst Gies überreichte, der diesen nicht nur an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, sondern auch an die Landtagsfraktionen weiterleiten wird.

Mut, auch den

Klageweg zu beschreiten

Darüber hinaus erhält auch MdB Mechthild Heil ein Exemplar, um das Thema auch auf Bundesebene präsent zu machen. Voll hinter die Forderungen stellte sich auch Bürgermeister Guido Orthen denn schließlich, so Orthen, sei die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit fast 800.000 jährlichen Übernachtungen stark vom Tourismus geprägt, was ein Zusammenarbeiten aller Branchen erfordere. Verbände und Einzelhandel müssten dabei gegebenenfalls auch den Mut haben, den Klageweg zu beschreiten.