Ergebnispräsentation des ISEK-Gutachtens im Sinziger Ratssaal
Grüne Perlenschnur von der Stadt zur Ahr
Zum Planungsgebiet gehören Schloss und Schlosspark, die Jahnwiese, das Rick-Gelände und der Dreifaltigkeitsweg
Sinzig. Der Begriff klingt etwas sperrig: Das Zauberwort heißt integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Die Abkürzung macht es dann auch eher abstrakter denn greifbarer. Dennoch wurde am vergangenen Montag im erneut sehr gut besuchten Sinziger Ratssaal das Ergebnis der bisherigen Arbeit am ISEK-Konzept präsentiert. Und zwar von Bürgermeister Andreas Geron, Gudula Böckenholt vom CIMA-Beratungsbüro aus Köln und Joachim Sterl vom Büro „postwelters und Partner“ aus Dortmund.
„Das ISEK-Konzept ist – kurz gesagt – für die Stadt der Schlüssel zu den Fördermitteln“, brachte es Geron auf den Punkt. Und dies mit durchaus weitreichenden Konsequenzen. Denn es geht um die Stadtentwicklung in einem Zeitfenster bis 2035. Ohne ISEK gibt es keine Fördermittel.
Dies gilt auch für die Abschreibungsmöglichkeiten bei privaten Investitionen, machte Geron mehr als deutlich. Wie bei der Stadtsanierung wird es ein förmlich festgesetztes Sanierungsgebiet geben. Dieses Plangebiet erstreckt sich im Norden bis zur Barbarossastraße, im Osten bis zur Bahn, im Süden bis zur Rheinstraße sowie im Westen bis zur Wallstraße. Der genaue Verlauf des Planungsgebiets kann bei der Stadtverwaltung eingesehen werden. Wichtig: Zum Planungsgebiet gehören auch Schloss und Schlosspark, die Jahnwiese, das Rick-Gelände und als Sonderfall der Dreifaltigkeitsweg.
In Sachen ISEK waren die meisten Sinziger, die ins Rathaus gekommen waren, sozusagen alte Hasen.
Denn sie waren bereits bei der Auftaktveranstaltung vor einem Jahr im September 2018 dabei und hatten auch an den Planungswerkstätten im Oktober und November 2018 teilgenommen. Eins bringt ISEK nicht: detailliert ausgearbeitete Planungen für die Entwicklung der Stadt in bestimmten Bereichen. Das ISEK-Konzept kommt eher etwas abstrakter daher und entwickelt auch viele Visionen. Die Detailplanungen sind dann Sache der Kommunalpolitik oder auch von Architekturwettbewerben. Es war wichtig, sich dies bei der Präsentation immer wieder vor Augen zu führen. Als Leitlinie gibt es aber eine ganz große Version von einer grünen Perlenschnur von der Innenstadt hin zur Ahr. Die Elemente dieser Perlenschnur sind bekannt. Da ist zunächst das Rick-Gelände, das durch die Planungen eines Nahversorgungszentrums in den vergangenen Jahren im kommunalpolitischen Fokus stand. Das Grundstück befindet sich in privater Hand. Ein Nahversorgungszentrum halten die Experten der beiden Büros für den falschen Weg. Sie sehen das Rick-Gelände vielmehr als eine Potenzialfläche zur Schaffung von Wohnraum, Freizeitangeboten oder Gastrogewerbe.
Durch seine Lage direkt an der Ahr nimmt das Rick-Gelände dabei eine Schlüsselposition ein.
Den Anfang der Perlenschnur würde sozusagen die alte Druckerei bilden. Auch diese Flächen befinden sich in Privatbesitz. Aber das Terrain mit der alten Druckerei eignet sich hervorragend als Kultur- und Bildungszentrum, so zumindest die Planer. Bleibt noch das Sinziger Filetstück, die Jahnwiese, die in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt im Fokus kommunalpolitischer Auseinandersetzungen stand. Für die Planer der Standort für eine mögliche künftige Stadthalle und eines hochwertigen Wohnquartiers, ergänzt möglicherweise durch ein Hotelneubau.
Ins Visier genommen
Aber auch das Schloss und den Schlosspark haben die planenden Büros ins Visier genommen. Ein Beleuchtungskonzept für den Park und ein Nutzungskonzept für das Schloss sind ihre Anregungen. All das zusammen soll dann jene grüne Perlenschnur von der Innenstadt zu Ahr ergeben, die die künftige Entwicklung in Sinzig maßgebend prägen soll. Insgesamt haben die Planer 36 Projekte aufgeführt. Dazu zählen auch die zeitgemäße Umgestaltung des Marktplatzes als Kommunikationszentrum oder ein intensives Beleuchtungs- und Kunstkonzept für die B9 direkt am Bahnhof, die heute ja noch als Angstraum wahrgenommen wird.
Bei ISEK wurden zudem die Stärken und Schwächen der Stadt genau analysiert und alle bereits vorliegenden Konzepte und Planungen in die Überlegungen einbezogen.
Viele Ideen, die die Sinziger Bürger eingebracht hatten, fanden sich übrigens in Ansätzen bei der Präsentation des städtebaulichen Entwicklungskonzepts wider. Die Planer haben da akribisch gearbeitet. Übrigens sind die Protokolle der beiden Workshops auch auf der städtischen Internetseite nachlesbar. Wie gesagt, soll nicht nur die Stadt in den Genuss von Fördermitteln von Bund und Land kommen. Dies gilt auch für jene Bürger, die Eigentum im Planungsgebiet haben, etwa bei einer möglichen Fassadenrenovierung oder bei einer Sanierung der Hinterhöfe und Innenhöfe der Gebäude. Neben Fördermitteln stehen dabei vor allen Dingen umfangreiche Abschreibungsmöglichkeiten im Fokus.
Und noch eins machten die Planer deutlich. Das ISEK-Konzept ist keine festgezurrte Ideensammlung, sondern soll sich in den kommenden Jahren als dynamischer Prozess darstellen. Und vor allen Dingen sollen die Bürger auch weiterhin einbezogen werden. Doch zunächst wird der Zeitfaktor eine Rolle spielen. Denn bevor das Konzept in die Umsetzungsphase geht, bedarf es umfangreicher Abstimmungen mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die letztlich ja die Fördergelder vergibt. Erst wenn diese Gespräche abgeschlossen sind, beginnen die politischen Beratungen in den Ausschüssen und im Stadtrat. Verabschiedet der Stadtrat das ISEK-Konzept, dann verschafft sich die Politik im sprichwörtlichen Sinn den Schlüssel zu den Förderertöpfen für die zukünftige Entwicklung der Stadt Sinzig.
In einem vorgezogenen Pressegespräch hatte Bürgermeister Geron klargemacht, dass das ISEK- Konzept kein Selbstläufer wird und dass vor allen Dingen bei den Gesprächen mit vielen privaten Eigentümern ganz dicke Bretter zu bohren seien. „Doch wenn wir nichts tun, bewegt sich nichts – und es gibt auch kein Geld“, gab sich der Sinziger Stadtchef ebenso optimistisch wie kämpferisch. Von der Kommunalpolitik werde in Sachen ISEK viel Durchhaltevermögen erwartet, von den Sinziger Bürgern weiterhin sehr viel Engagement und das Einbringen neuer Ideen.
Eher am Rande Erwähnung fand eine generelle Zielsetzung von der Stadt. Nach Meinung der Planer gibt es genug Ansatzpunkte (Musiknacht des Bürgerforums, Walcker-Orgel in Sankt Peter und anderes), um die Entwicklung Sinzig hin zu einer Musikstadt vorantreiben zu können. Es bedarf der Ausarbeitung und Planung und auch dem Willen von Kommunalpolitik und Bürgern, um all diese Dinge wirklich umzusetzen.
BL
Die Jahnwiese in Sinzig könnte in der Zukunft Standort für eine Stadthalle und ein Hotel sein.
Ein Beleuchtungskonzept für den Schlosspark und ein Nutzungskonzept für das Schloss sollen her.
Wohnraum und Erholung solle auf dem ehemaligen Rick-Gelände viel Platz finden.
