Beim Start der Vorlesezeit von Rheinbach liest im Freizeitpark gab es großen Zulauf
„Hamster Billy“ und die „Murksler“ erobern die Lesewiese
Bis zum 27. August wird immer um 17 Uhr vorgelesen – bei jedem Wetter
Rheinbach. Gabriele Funke, Mitarbeiterin der öffentlichen Bücherei St. Martin, ist eine erfahrene Vorleserin. Mehr als zwanzig Kinder hatten es sich kürzlich vor ihr auf den Sitzsäcken und mitgebrachten Picknickdecken gemütlich gemacht, als sie den tapferen Hamster Billy aus der Bilderbuchserie von Catharina Valckx vorstellte. „Billy ist immer ein sicherer Treffer bei den Bibfit-Kursen für die Kindergartenkinder“, sagte sie. Und auch diesmal hörten die drei- bis sechsjährigen Kinder gespannt zu. Etwas abseits auf dem Hügel, von dem aus man einen Blick über das herrliche Areal des Minigolf-Platzes hat, der für rund sieben Monate die Heimat der Lesewiese von Rheinbach liest ist, hatte es sich ein anderer Vorleser gemütlich gemacht. Karl Hempel, der ehemalige Leiter der VHS-Musikschule Voreifel, ist ebenfalls Mitglied beim Verein für die Förderung der Lesekultur in der Glasstadt. Er hatte die zehn etwas älteren Kinder vor sich und las ihnen Sylvia Heinleins „Die Murksler“ vor.
Wegen des großen Andrangs spontan eingesprungen
Eigentlich war er nur gekommen, um sich die Situation auf der Lesewiese anzusehen und sich auf seinen Einsatz beim Folgetag vorzubereiten. Doch wegen des großen Andrangs sprang er ebenso spontan wie souverän bei der kurzerhand gebildeten Lesegruppe 6+ ein. Josip, der älteste seiner Zuhörer, ist zehn und hatte genau wie alle anderen großen Spaß an den Murkslern, die dem Drittklässler Sammy den Turnbeutel verstecken (der Grammler), seine Hefte verknicken (der Knitterfax) oder für Flecken auf dem T-Shirt sorgen (der Spuckmutz). „Für mich ist das Vorlesen ein großes Vergnügen“, so Hempel. „Es ist faszinierend zu sehen, wie Kinder sich hier unter freiem Himmel auf eine Geschichte einlassen und alles um sich herum vergessen können.“ Nach dem Vorlesen gab es die Verlosung der Eisgutscheine, die das Café Park Plätzchen an jedem Tag stiftet. Für alle anderen hatte der ehemalige Buchhändler Andreas John am Premierentag in der Buchhandlung Kayser ein Pixi-Buch verpacken lassen. Das sei auch noch da, wenn das Eis längst aufgeschleckt sei, warb der Zweite Vorsitzende von Rheinbach liest e.V., Gerd Engel, für den „Trostpreis“. Bis zum 27. August werde nun jeden Tag um 17 Uhr für etwa ein halbe Stunde vorgelesen, bei jedem Wetter. Bei Regen gehe man unter das Terrassendach des Cafés oder sogar nach drinnen.
Besucher aus Bad Münstereifel
Familie Klauter war mit Nele (5) und Jano (8) aus Bad Münstereifel gekommen, nicht untypisch, denn der Rheinbacher Freizeitpark ist mit seiner hohen Aufenthaltsqualität ein beliebter Anziehungspunkt in der Region Köln-Bonn-Südeifel. „Das Vorlesen war das I-Tüpfelchen auf einem wunderbaren Tag hier in Rheinbach“, so Vater Peter Klauter. Das Projekt der stationären Lesewiese, die es bereits im dritten Jahr an diesem Ort gibt, ist deutschlandweit einzigartig. Dabei braucht es gar nicht viel. Fünf wetterfeste Hängematten, zwölf Sitzsäcke und regenfeste Bücherkisten für alle Altersgruppen, dazu die soziale Kontrolle des Park-Plätzchen-Teams und seiner Besucher. „Natürlich müssen wir trotzdem regelmäßig nach dem Rechten sehen“, so Engel. „Insbesondere die Deckel unserer Kisten werden manchmal nicht mit der nötigen Achtsamkeit behandelt und müssen dann schnell ausgetauscht werden, damit die Bücher trocken bleiben.“ Die Bücher stammen aus Sammlungen, die Rheinbach liest regelmäßig durchführt. Alles andere wird mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.
Impuls für das Vorlesen zu Hause geben
Josip wollte am nächsten Tag wiederkommen. Er lese eigentlich selbst gar nicht so gerne, aber „zuhören ist toll“. Und genau das ist die Hoffnung, die Gerd Engel mit der Lesewiese verknüpft: „Für Familien ganz unkompliziert ein positives Erlebnis mit Büchern schaffen und vielleicht damit einen Impuls für das häusliche Vorlesen geben.“ Informationen zur Lesewiese und den Verein Rheinbach liest gibt es unter rheinbach-liest.de.