Neue Veröffentlichung des Oberwinterer Pfarrers Michael Schankweiler
"Juwel am Rhein"
Das Buch beleuchtet den Bau der evangelischen Kirche vor 300 Jahren
Oberwinter. Ein Gutes zumindest hat Corona für den Pfarrer Michael Schankweiler gehabt: Dass ihm durch den Lookdown Zeit zum Schreiben blieb. „Ich habe neben dem Muss zu Extrovertiertheit als Pfarrer und Redner auch den Hang zum Introvertierten. Da kommt mir natürlich das Schreiben und Feilen an Texten sehr entgegen“, sagt der Oberwinterer Pfarrer. Als er vor ein paar Jahren seine Aktivitäten in Landessynode und Hochschule einstellte, um mehr Zeit für die Gemeinde und die eigene theologische Arbeit zu haben, sprang dabei auch mehr Muße für seine Autorenschaft heraus.
Nach den Büchern Gedankenlese 1 und 2 - Gedankenlese 3 wird hinzukommen – ist jetzt sein drittes Buch erschienen, „Juwel am Rhein“ nach dem Heimatlied: „O Oberwinter, Du Juwel am Rhein“. Zwar meint Juwel nicht nur den schönen Hafenort oder die evangelische Kirche. Gleichwohl handelt das Buch „Vom Bau der evangelischen Kirche zu Oberwinter in den Jahren 1721-1724“, so der Untertitel. Anlass ist „das herannahende Fest zum 300. Geburtstag“. Da es dank Pfarrer Karl Sachsse bereits 1923 eine Darstellung des Kirchenbaus gab, verwendete Schankweiler diese als Blaupause. „Es hat mir unendlich viel Spaß gemacht, nun daraus mit meiner Fantasie eine Story zu machen und die Fäden der verschiedenen Menschen miteinander zu verweben“. Etliche Persönlichkeiten im Roman haben aber nachweislich gelebt, so der Prediger Adam Wurm, Bürgermeister Benjamin Wurm, der Sinziger Vogt Hermanus Bachoven, die Ältesten Knauff und Gütgemann und der Theologieprofessor Simons van Alphen in Utrecht.
Zu den fiktiven ebenso wichtigen Darstellern zählen die Mitglieder der hugenottischen Flüchtlingsfamilie Barré, die wie eine Viertelmillion Hugenotten aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts fliehen. Die Barrés gelangen bis Oberwinter und wollen nach Nordamerika auswandern. Schankweiler stellt auch Wohnstatt und Lebensweise des gutmütigen Juden Schlomo Levi vor, beleuchtet Konflikte zwischen Katholiken und Reformierten. Es geht zu den Flößern auf den Rhein, an denen unterschiedlichste Landschaften vorbeiziehen. Bis in das niederländische Utrecht reisen die reformierten Hauptdarsteller, um Gelder für ihren Kirchenbau in Oberwinter, dem obrigkeitsstaatliche Hemmnisse entgegenstehen, zu akquirieren.
Zum ansprechend bebilderten 228 Seiten-Roman liefert der Autor 30 Seiten Nachwort über die historische Situation der Protestanten links des Rheins. Durch Napoleons Politik erfuhren sie im späten 18. Jahrhundert Toleranz und Gleichbehandlung, durften „endlich auch Kirchenglocken ihr Eigen nennen und dadurch einfach unüberhörbar präsent sein. Auch öffnete man den Blick von der Hauptstraße auf das Kirchengebäude durch den Abriss der Häuser, hinter der sich das evangelische Gotteshaus bis dahin verstecken musste.“ Als das Rheinland 1821 an Preußen mit protestantischem Herrscher kam, drehten sich die Machtverhältnisse um, sodass später die Katholiken unter Druck gerieten. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein spaltete die Konfession die Bevölkerung. In Oberwinter bedeutete das: „Evangelische gingen zum evangelischen Bäcker einkaufen usw. Mischehen führten zum Familienstreit und zu nicht unerheblicher Belastung für die Eheleute. Die Schulen waren getrennt, auch die Schulhöfe, sogar die Schultoiletten“.
Dort ist das Buch zu 15 Euro erhältlich: evangelische Gemeindebüchereien Oberwinter und Remagen, Gemeindebüro, Café am Markt Oberwinter und in Hauffes Buchsalon, Remagen. Der Erlös unterstützt die Gemeindebüchereien. HG
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