Karnevalistische Messe in St. Peter und Paul
Kirche, Klupsch und Karneval
Bei der Narrenmesse blieb kein Sitz frei – Ein Abriss der gereimten Predigt
Remagen. Für Remagens Pastor Frank Klupsch ist Karneval ein Muss, für Remagens Narren die gleichnamige Messe ebenfalls. Kein Sitz blieb frei, als um 11.11 Uhr am Sonntag die blau-weißen Stadtsoldaten mit Pauken und Trompeten in das Gotteshaus einzogen, um die Messe musikalisch zu begleiten. Und es war dem hochgewachsenen Pastor sichtlich eine Freude, nicht nur so viele Menschen in seinem Dom begrüßen zu können, sondern mit seiner Einladung auch die zwei Tollitätenpaare aus Oberwinter und Kripp neben dem Remagener Dreigestirn mit Gefolge erreicht zu haben.
Ganz besonders nahm Klupsch immer wieder die Kinder wahr, sowohl die kleinen Tollitäten, wie auch seine Kommunionsanwärter und -anwärterinnen. Mit dem „Halleluja“ von Brings ging es durch den Messemorgen, bei dem Klupsch der ganzen Welt nach Narrenart seinen kritischen Stempel aufdrückte. Erst einmal sich selbst und seiner Kirche: „Darf ein Pastor in diesen hehren Hallen, das Närrische verehren und „Alaaf“ laut schallen? Beim Nachdenken kam ich zum Schluss: Er darf das nicht nur, nein, er muss! Als Vorbild mir vor Augen steht der große Narr aus Nazareth,“ resümierte er lauthals.
Pastor Klupsch bleibt Remagen erhalten
Und, dass er nun doch entgegen der geplanten Bischofsreform in Remagen bleibt, kommentierte der Moselaner selbst so: „Rom sagte STOPP und das heißt erst mal Reform-Aus! Und so bleib ich in Remagen und hier im Pfarrhaus. Als Pastor und Dechant die nächste Zeit noch schön, weil ich mich so an den Rhein hab gewöhnt. Jetzt müsst ihr selber weitersehn, wie ihr damit tut um jetzt gehn.“ Der selten erschallende Applaus in der Kirche gab ihm die Antwort.
Einzug in die Politik und die Mahnung an die Christenschar nahm der Mann mit der roten Narrennase mit den Worten, „Denn bei Matthäus steht geschrieben: Wir sollen unsre Feinde lieben. Wenn einer schlägt, sei nur nicht bange, halt ihm nur hin die andre Wange.“ Und folgerte im Weltgeschehen: „Doch hab ich Angst, wir versenken bald die Welt, wenn dies‘ neue Denken nicht mutig bei uns Einzug hält. Wenn wir nicht Frieden und Gerechtigkeit mehr schaffen, mehr Brot für die Welt, als überall neue und teure Waffen. Mehr tun gegen Krankheiten und Flüchtlingspein, die Welt könnt doch viel friedlicher sein“, forderte der Pastor.
Er bezog aber sehr kritisch Stellung zu der „Friday for Futur-Generation“: „Die jungen Leute mit Handy und Laptop, statt sparen können die mehr HipHop. Freitags nicht mehr zur Schule gehen, und im Sommer sich dann aber die Welt ansehn. Die wissen doch gar nicht, was sparen und einschränken heißt, genießen den Wohlstand, Mc Donald`s und sonst jeden Scheiß. Mensch Gretel, jeder Schütze weiß das heißt, wer den Bogen überspannt, am Ziele schießt vorbei.“ Es ist anzunehmen, dass Frank Klupsch sehr wohl weiß, dass er bei den jungen Menschen damit nicht unbedingt auf positive Resonanz stößt.
Dann schon eher mit seiner Kritik am Brexit mit den Worten, „Ich hab‘ für Nein gestimmt! Wie war nochmal die Frage?“ oder seinem Werben für Europa: „Nicht nur der Euro, nein auch die EU, bleiben trotz Problemchen für uns alle der Clou! Nur so ist Wohlstand und Frieden zu sichern, auch wenn Polen und Ungarn blöde kichern. Chancen für alle und offene Grenzen, so tut Europa vor der ganzen Welt glänzen.“ Und dann holte Klupsch zum großen Schlag aus.
Bundespolitik kritisch resümiert
Erst bekam die Bundes-CDU ihr Fett weg: „Doch in Berlin, führt eine andere noch die Christ-Union. Es Gretel aus der Saarlands-Fraktion. Erst warn die Hardliner ganz aus dem Häuschen, denn AKK ist nun wirklich kein sanftes Mäuschen. Worte, die nie wären über der Kanzlerin Lippen gekommen, wurden von ihr zuhauf wahrgenommen“, dann ging er über zu den örtlichen Christdemokraten, die zuhauf auf den Bänken saßen: „Und C-Unionisten hier in unserer Stadt, sind ja seit der letzten Kommunalwahl auch ganz schön platt. Verlauten, sie seien keine Merkel-Union, aber dafür leider ohne jegliche Vision. Man fragt sich, wer´s denn richten soll, will die CDU etwa auch so nen amerikanischen Proll?“
Natürlich war auch dann die SPD dran: „Doch hört nur her, all ihr Genosse, mit der neuen Parteiführung habt ihr euch endlich abgeschosse. Wenn die großen Parteien weiter so lavieren, nur die Ränder davon profitieren,“ ging er über zu seinem Unverständnis über die Wähler der extremen Ränder. „Da ist´s mit unsrer Demokratie, wenn so weiter geht, wirklich bald hie. Weder ultra rote noch braune Socken, tun uns Frieden und Freiheit einbrocken. Ich sag´s deutlich, auch wenn´s manchen tut weh, wir brauchen weder Altkommunisten noch eine braune AFD.“ Mit aller Entschiedenheit und mehr als klaren Worten forderte der Pfarrer: „Nach Halle und Hanau ruf ich mit großer Wut, mehr Mut und Courage, wir brauchen keine braune Brut. Wer das jetzt immer noch nicht begriffen, der hat`s wahrlich mit mir verschissen. Beten wir für die Politiker und lasst uns nach Thüringen hellwach sehen, und fleißig wieder zur Wahlurne gehen. Ganz links und rechts, lass ich lieber liegen, die soll mir irgendwann wirklich der Teufel kriegen. Und wie Lindner mit seiner FDP tut agieren, nach Thüringen sollten die nie wieder irgendwo richtig regieren,“ sah er wohl die Wahlergebnisse von Hamburg voraus.
Von der Reise durch die große weite Welt kam Pfarrer Klupsch in seiner närrischen Rede zurück in die Stadt, begrüßte mit scherzhaften Worten die „Obrigkeit“, Bürgermeister Björn Ingendahl, mit dem er an Weiberfastnacht den Hippie gespielt hatte, Ortsvorsteher Wilfried Humpert und die Tollitäten namentlich. Und er schloss mit den Worten: „Dass ihr hier alle in Peter und Paul zusammengekommen seid, mich wirklich von ganzem Herzen freut. Seid willkommen hier im Saal, endlich ist es Karneval.“ Dass der Pfarrer sich einen Namen als einer der wenigen besten Büttenredner im Ort gemacht hat, stellte der aufbrausende Applaus unter Beweis. Dass er sich auch in die Herzen der Nicht-Kirchgänger einbringen kann, bezeugen die Einladungen, die er nicht nur im Karneval von den Vereinen und Institutionen entgegen nehmen kann. Da gibt es Stimmen in Remagen, die sagen: „Klupsch kann Kirche“. AB