Allgemeine Berichte | 16.12.2024

Der legendäre Ettringer „Kaiserhof“ schließt seine Pforten

Kultgaststätte gehörte zum Dorf, wie der Hochsimmerturm

Ðer Kaiserhof in Ettringen schließt für immer seine Türen.  Fotos: BS

Ettringen. Man schrieb das Jahr 1899, als mit dem Bau des schönen von Jakob Kaiser erbauten „Kaisersaales“ eine Epoche begann, die über all die Jahre zum „Kult“ avancierte. Im Dorf der Feste hieß es bei vielen Gelegenheiten: „Heute Abend gibt es Schwoof – wir gehen in den Kaiserhof“. Integriert in das auffällige Gebäude hatte man einen Fleischerladen und eine großräumige Gaststätte. „Mir jinn bai Kaisesch Trina“, so die Ettringer und meinten damit die legendäre „Kaiserin“ Katharina geb. Kaiser, die dort bis 1955 das Regiment innehatte. Anschließend übernahmen der Sohn von Katharina, Adolf Spitzlei (Der Aal Sching) und seine Ehefrau Katharina (Et Kring) den umfangreichen Betrieb, wo immer die sprichwörtliche „Musik“ spielte. Im Metzgerladen und in den Räumlichkeiten des legendären Saalbaues war immer etwas los, und einer gab dem anderen die Türklinke in die Hand. Da gabs die vielen Vereine wie „Amititia“, „Hilaritas“, „MGV Germania“, „JSV Ettringen“, die Möhnen, die KG Ettringen, die KfD Frauen, Konzerte, Theateraufführungen und viele mehr, die dort wo der „Atem des Frohsinns“ wehte, ihre Feste feierten. Der Karneval spielte über viele Sssionen im Kaisersaal. Unzählige Prinzen, Prinzessinnen aus Ettringen, die ihre Konterfeis an den Wänden im Gastraum hinterlassen haben, aber auch Tollitäten und große Narrenschaaren aus dem Umland kamen in das historische Gemäuer. Es war immer ein „Geheimtipp“ in diesem, unserem Hochsimmerlande. Schillernde Persönlichkeiten prägten weiterhin die fulminante Geschichte des gastlichen Hauses. Da war die singende Wirtin „Clarissa“ (Betzing), die Tochter vom Aal Sching „Adolf“. Und sie liebte ihre Heimat und bekräftigte dies oftmals mit: „Esch sain e echt Ettringer Mädchje“. Und diese ihre Einstellung brachte sie immer wieder zum Ausdruck, ja sie lebte sie förmlich. Was hat sie nicht alles bewirkt im kulturellen Leben des Eifelortes. Mit Leib und Seele fungierte sie im Jahre 1956, als reizende Karnevalsprinzessin, gemeinsam mit ihrem Prinzen Werner Lanz. Dazu kamen viele gesangliche Auftritte, bei vielen diversen Anlässen jedweder Art im Elterlichen Saalbau, „Kaiserhof“. In dieser Lokalität stand die lebenslustige beliebte Wirtin bis 1991 hinter dem Tresen. Für jeden Gast hatte sie immer ein freundliches Wort parat.. Es hieß ganz einfach: „Esch jinn bai et Clarissa“. Und auch in dieser Zeit frönte sie, wo es nur irgendwie möglich war, ihrem Gesang. „So ein Mann, so ein Mann“ dieses Lied von ihr, besser als das Original intoniert, wurde zu ihrem Markenzeichen. In dieser Zeit hatten ihr Bruder Adolf Jun (De klaan Sching) und Ehefrau Luzie die integrierte Fleischerei geführt und übernahmen dann auch die Gaststätten und den Saalbau zunächts im „Doppelpack“. Ein „Gespann“ wie aus dem Bilderbuch. Adolf Spitzlei eine Institution, eine Legende. Er war, immer der „Strahlemann“, aus dem „Kaiserhof“, der legendären Ettringer Gastronomie. Der Gesang und der Frohsinn wurden dem beliebten Metzgermeister quasi in die Wiege gelegt. Karneval war für den erfolgreichen jugendlicher Boxer oder als Kicker im JSV Ettringen. Adolf Spitzlei eine „Passion. Hatte er doch im Elterlichen Unternehmen, im Kaisersaal, da wo der Atem der karnevalistischen Geschichte Ettringens wehte, von Kindesbeinen an, die Zeiten des Frohsinns in der fünften Jahreszeit hautnah mitbekommen. So gab es keine Veranstaltung, ohne die Auftritte mit seinem Gesang, sozusagen als „Sahnehäubchen“. Et jett ka schönres Fleckchen Erde, als Ettring hai, mai Heimatland. Bo Kenner schunn zo Noore wären, de Aale sain aus Rand un Band“. Eine wahre Krönung erfuhr er im Jahre 1988, als er mit Tochter Claudia im „Dorf mit Herz“, als Prinzenpaar, unter dem Motto: „Janz Ettring faiert Faasenacht- Aamol em Johr“, fungierte. Aber auch seine Ehefrau Luzie stand als Tollität, gemeinsam mit Karl Heinz Horn auf der Bühne des Kaisersaales des „närrischen Hauses“. Und sie krempelte nach dem Tode ihres 2022 verstorbenen, geliebten Mannes „Adolf jun.“ die Ärmel hoch und packte kräftig an, um die allseits beliebte Kaiserhof Tradition weiterhin zu erhalten. Und dies ist ihr fulminant gelungen. „Hier in dieser Familie in diesem närrischen Hause waren alle mit dem berühmten Bazillus Karnevalitis infiziert“, so die Frohnatur „Luzie“ zu BLICK aktuell. Ihre berühmten „Schnitzel“ oder die leckeren „Rumpsteaks“, waren ein Renner. Aber auch die berühmten Frikadellen, die sie vom Abwiegen über das Zubereiten und würzen, noch genau nach dem Geheimrezept von „Aale Sching“ fertigte. Doch der Zahn der Zeit nagt auch am Bestand der aussterbenden Gastronomie. „Ich hatte immer lange Arbeitstage. Kaufte ein, stand in der Küche, bereitete das Essen für meine Gäste, aber man hatte Probleme, Bedienungen zu bekommen. Das will heute keiner mehr. Mit einem Wort gesagt: Gastronomie ist unberechenbar. Drum hatte ich seit letztem Karneval schon reduziert“, so die Powerfrau. So handelte sie schweren Herzens nach der Prämisse: „Wenn´s am schönsten ist, sollte man aufhören“. Mit Sicherheit wird sie vieles vermissen, in ihrer „Kleinen Kneipe in unserer Straße, da wo das Leben noch lebenswert war.“ Die Stammtische, die Möhnen, die Hochsimmergarde oder gar die „Lustigen Mädchen“, um nur einige zu nennen. Aber sie möchte es so machen, wie es in großen Lettern an einer Wand im „Kaisersaal“ steht: „Mach es wie die Sonnenuhr – zähl die heit´ren Stunden nur“. Wer aber irgendwann noch einmal die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten aufsuchen möchte, der hat Gelegenheit, sie für Familienfeiern anzumieten. BS

Noch ein letztes Bier wird von der Chefin gezapft.

Noch ein letztes Bier wird von der Chefin gezapft.

Eine Institution war „Kaisesch Trina“ mit Adolf Spitzlei.

Eine Institution war „Kaisesch Trina“ mit Adolf Spitzlei.

Die Tollitäten haben sich an den Wänden verewigt.

Die Tollitäten haben sich an den Wänden verewigt.

Ðer Kaiserhof in Ettringen schließt für immer seine Türen. Fotos: BS

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