
Am 30.05.2025
Allgemeine BerichteWürdiger Abschied für Rosenstolz-Sängerin
Letzter Auftritt in Liedern: Ein Abend für AnNa R. in Koblenz
Koblenz. Der plötzliche Tod von AnNa R. im März dieses Jahres löste bundesweit große Bestürzung aus. Die Sängerin, bekannt durch die Band Rosenstolz, sollte 2025 die Joseph-Breitbach-Poetikdozentur in Koblenz übernehmen. Ihr erster Auftritt im Theaterzelt war bereits mit Spannung erwartet worden. Stattdessen wurde nun ein Abend in der Stadtbibliothek Koblenz ihrem Leben und Werk gewidmet. In enger Abstimmung mit dem langjährigen Management der Künstlerin gelang den Veranstaltern – der Stadt Koblenz und der Universität Koblenz – ein würdevoller Abschluss der diesjährigen Poetikdozentur.
Ingo Schneider, Dezernent für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, zeigte sich überzeugt, dass AnNa R. als Dozentin neue Impulse gesetzt hätte. Rund 100 Gäste verfolgten die Veranstaltung im vollständig belegten Veranstaltungsbereich der Stadtbibliothek. Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters Koblenz, Jana Gwosdek und Jona Mues, eröffneten den Abend mit der eindrucksvollen Darbietung ausgewählter Liedtexte. Schneider erklärte in seiner Begrüßung: „Eine komplette Absage der diesjährigen Poetikdozentur war für uns nach kurzem Überlegen keine Option.“ Und weiter: „Wir möchten heute Abend daran erinnern, was sie als Mensch der Welt geschenkt hat. Das wollten wir nicht einfach als Stadt und Universität machen, sondern gemeinsam mit ihrem direkten Umfeld.“
Neben den Eltern von AnNa R. reisten auch enge Weggefährten nach Koblenz. Ihre Bandkollegen Manne Uhlig und Alberto Sanchez berührten das Publikum mit Instrumental-Versionen der Titel „Herzensschöner“, „König:in“ und „Die Astronautin“.
In einem moderierten Gespräch mit Ingo Schneider und Literaturprofessor Stefan Neuhaus erzählten Manager Frank Wiedemann und Musiker Manne Uhlig von der Karriere und Persönlichkeit der Sängerin. Dabei gaben sie sehr persönliche Einblicke in die Zeit des aufkommenden Erfolgs von Rosenstolz und das geplante, aber nie vollendete Comeback. „Der Anker musste geworfen werden“, sagte Wiedemann über die Bandpause. Mit dem Projekt „Gleis 8“ habe AnNa R. wieder frei musizieren können – ohne Druck, ohne Erwartungen. „Sie wollte einfach Musik machen, ihre Lieder singen“, so Uhlig.
Auch ihr kreativer Prozess wurde thematisiert. Beim Schreiben neuer Stücke habe AnNa R. stets betont: „Lass uns einfach machen, keine Grenzen setzen. Jede Idee ist erlaubt.“ Wenn sie etwas bewegte, musste es raus – unmittelbar, direkt.
Die Einladung zur Poetikdozentur sei zunächst abgelehnt worden, erinnerte sich Wiedemann. Zwei Tage später dann der Sinneswandel: Die Idee habe sie nicht mehr losgelassen. „Sie hatte richtig Bock drauf, hatte sich vorbereitet, war völlig motiviert, fühlte sich geehrt. Manchmal mussten wir sie ein wenig über die Brücke tragen.“
Besonders emotional wurde es, als Wiedemann und Uhlig die Trauerrede vortrugen, die sie bereits bei der Beerdigung im engsten Kreis gehalten hatten. Zum Abschluss hatte Wiedemann eine Nachricht, die er erstmals öffentlich verkündete: „Im September kommt das neue Album Mut zur Liebe raus. Ich weiß, wie stolz sie auf dieses Album gewesen ist. Es wird eine fantastische Mischung aus allem, was sie ausgemacht hat – und mit Sicherheit das persönlichste Album.“ Er schloss den Abend mit den Worten: „Es ist ihr tollstes Album – es ist ihr letztes.“
Joseph-Breitbach-Poetikdozentur
Die Joseph-Breitbach-Poetikdozentur wird seit 2021 für besondere literarische Leistungen in den Genres Lyrik oder Drama vergeben. Ausgezeichnet werden Werke, die sich für Verständigung und Toleranz einsetzen.
Gefördert wird die Dozentur vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, vom Freundeskreis der Universität Koblenz, der Stiftung Universität Koblenz, der Koblenzer Kultur Stiftung sowie dem Theater Koblenz. Die organisatorische Verantwortung liegt bei der Stadt und der Universität Koblenz – vertreten durch den Koblenzer Kulturdezernenten Ingo Schneider, Literaturprofessor Stefan Neuhaus und Theaterintendant Markus Dietze. BA