Dr. Hans Jellouschek sprach im Laacher Forum über „Grenzen der Liebe“

Liebe im Spannungsfeld zwischen Bindung und Autonomie

Liebe im Spannungsfeld
zwischen Bindung und Autonomie

Dr. Hans Jellouschek sprach über „Grenzen der Liebe“. Foto: privat

15.11.2013 - 13:30

Maria Laach. 200 Gäste hörten im Informationszentrum Maria Laach Dr. Hans Jellouschek, der über „Grenzen der Liebe“ sprach. Ein spannungsreiches Thema, denn Liebe bedeutet Bindung. Wie viel Bindung aber ist gut für eine Beziehung, braucht es doch andererseits die Freiheit des Partners. Menschen in Paarbeziehungen streben nach „Bindung“ und „Autonomie“, für Hans Jellouschek zwei notwendige Bewegungen. Jeder Partner übernimmt Selbstverantwortung und macht sich nicht vom anderen abhängig.

Um Selbstständigkeit zu bewahren, braucht es Abgrenzung. Ohne einen respektvollen Umgang miteinander kann es zu keiner guten Paarbeziehung kommen, weshalb Abgrenzung und Intimität vom ersten Verliebtsein an notwendig sind. Zu viele Gemeinsamkeiten können sogar schaden, kommt es nicht mehr zur Intimität. „Dann hat es nur Bindung und Einheit gegeben, doch keine Individualität“, analysiert Jellouschek. Bei aller Gemeinsamkeit bleiben „beide Partner zwei eigenständige Menschen“. Es bleibt also das Gegensatzpaar von „natürlicher Bindung“ und „autonomer Abgrenzung“, wobei Autonomie nicht meint, den anderen zurückzustoßen. Vielmehr bedarf es einer „Balance zwischen Autonomie und Bindung“.

Gegenüber anderen sozialen Einheiten müssen sich Paare nach außen abgrenzen. Dabei ist es für Hans Jellouschek notwendig, Grenzen richtig zu setzen und andere nicht zu verletzen: „Großeltern, die man zur Betreuung der Kinder braucht, kann man nicht vor den Kopf stoßen. Macht man die Grenzen unflexibel oder ist ein Partner nur alleine unterwegs, dann geht die Partnerliebe kaputt.“ Die Einbindung der Eltern in die Paarbeziehung gelingt nur mit Fingerspitzengefühl. Gleiches gilt gegenüber alten Freunden, dem Hobby und dem Beruf. Sogar gegenüber den eigenen Kindern müssen sich Eltern abgrenzen, betonte der Referent: „Es muss was geben, was Mann und Frau miteinander verbindet, damit sich das Paar auch gelegentlich von den Kindern absetzt. Es gibt gute Eltern, die aber als Paar nicht mehr existieren. Eine Paarbeziehung wird von selbst schlechter. Wird die Beziehung nicht gepflegt, geht die Liebe des Anfangs verloren. Die Liebesbeziehung braucht Nahrung, damit sie lebendig bleibt, sie beansprucht eigene Räume und Zeiten.“ Deshalb rät Hans Jellouschek Mann und Frau, Zeiten für Gemeinsamkeiten einzuplanen.

„Zeiten für Körperlichkeit und Intimität gehören in der Ehe dazu und sind wichtig. Gerade mit Kindern darf die Liebesebene nicht verloren gehen.“ Es läuft was falsch, wenn die Beziehung zwischen Mutter und Sohn oder zwischen Vater und Tochter intensiver, emotionaler, stärker ist als die Beziehung zum Partner. Dies schadet der kindlichen Entwicklung und spaltet die Familie.

Sind die Kinder aus dem Haus, definiert sich die Paarbeziehung wieder neu und es braucht eine neue Autonomie für ihn als Mann und für sie als Frau. Gleichzeitig schafft ein verbindendes Hobby Gemeinsamkeit.

Partner sollen sich ein Leben lang auf Augenhöhe begegnen, was allerdings im Krankheitsfall, wenn ein Partner zum Pfleger wird, schwierig ist. Hans Jellouschek: „Ich muss dann auch etwas für mein eigenes Leben, für meine Autonomie tun. Ohne Grenzen kommt es zum Verlust der Eigenständigkeit und die Liebe geht verloren.“

So gelten die von Hans Jellouschek genannten Grundsätze ein Leben lang: Stets sollten klare Grenzen gesetzt werden, die durchlässig und flexibel, die weder starr noch verschwommen sind. Und er nannte vier Fähigkeiten, die es einzuüben gilt: „Klarheit, Verbundenheit, Entschlusskraft und Gelassenheit. Je klarer ein Paar erkennt, welche Grenzen es braucht, wie es diese ziehen und zu ihnen stehen kann, desto echter und erfüllender wird die Liebe.“

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