Frieda Nadig erhält Erinnerungstafel
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Frieda Nadig hat sich als examinierte Wohlfahrtspflegerin und Sozialdemokratin beruflich wie politisch für Menschlichkeit und soziale Verantwortung in der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in hohem Maße engagiert. In der verfassungsgebenden Versammlung von 1948/49 gehörte sie zu den vier „Müttern des Grundgesetzes“. Sie hat Anteil an der Durchsetzung des Artikels 3, Absatz 2 im Grundgesetz: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. In ihrer Zeit als Parlamentarierin im Deutschen Bundestag setzte sie sich von 1949 bis 1961 u.a. für die Gleichberechtigung der Frau, die Gleichstellung unehelicher Kinder und die Familienrechte ein. Im heutigen Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler war sie von 1936 bis 1945 als Gesundheitsfürsorgerin des damaligen Staatlichen Gesundheitsamtes des Kreises Ahrweiler in der Wilhelmstraße 75 tätig. Zuständig u.a. für die Betreuung von TBC-Kranken, Diabetikern, Säuglingen und die Mütterberatung engagierte sich Frieda Nadig in dieser Zeit in hohem Maße für die ihr anvertrauten Menschen in den Bezirken Ahrweiler und Sinzig. Im Gesundheitsamt war Nadig unmittelbar mit den Folgen der Zwangsmaßnahmen der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik konfrontiert. Sie nutzte ihre berufliche Tätigkeit, um politisch Verfolgten und Menschen, die von der Euthanasie bedroht waren, zu helfen, obwohl sie selbst ständig in der Angst vor Verhaftung lebte.
Während der Bombenangriffe 1944/45 fand auch Frieda Nadig Schutz in der „Stadt im Berg“ in den Weinbergen von Ahrweiler. In der Bewohnerliste wird sie unter der Nummer 71 u.a. zusammen mit der Familie des beliebten Ahrweiler Arztes Dr. Georg Habighorst aufgeführt, der ebenfalls für seine Einstellung gegen den Nationalsozialismus bekannt war und sich wie Frieda Nadig nach Kriegsende als Landtagsabgeordneter im rheinland-pfälzischen Landtag für den Aufbau des Landes einsetzte.
Auch Nadig hatte nach 1945 ihre politische Tätigkeit in Herford wieder aufgenommen. Sie wurde Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen und des parlamentarischen Rates. Von 1949 bis 1961 wirkte sie als Abgeordnete im Deutschen Bundestag und von 1945 bis 1966 als Geschäftsführerin des Bezirksverbandes Östliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt.
„Mit der Erinnerungstafel für Frieda Nadig würdigen wir in unserer Stadt eine Frau, die sich sowohl in den bedrohlichen Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur als auch in der Nachkriegszeit immer für das Wohl der Menschen in diesem Land, insbesondere für benachteiligte und kranke Menschen eingesetzt hat. Dass wir heute in einem so friedlichen und freien Staat leben dürfen, ist auch ihr Verdienst. Hierfür gebührt Frieda Nadig großer Respekt!“, so der Erste Beigeordnete Peter Diewald bei der Übergabe der Tafel an die Öffentlichkeit.
Dass die Tafel am Gesundheitsamt des Kreises Ahrweiler in der Wilhelmstraße 59 angebracht werden konnte, ist der Unterstützung von Landrat Dr. Jürgen Pföhler zu verdanken. „Frieda Nadig hatte Zeit ihres Lebens gegen erhebliche Widerstände anzukämpfen. Mit der Tafel setzen wir heute ein Zeichen für ihr unermüdliches Wirken. Dieses belegt eindrucksvoll, dass demokratische Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind, einst schwer erkämpft werden mussten. Wir sollten uns daher immer bewusst sein, dass wir auch für die Zukunft unsere demokratischen Grundwerte mit aller Kraft sichern und verteidigen müssen“, so Pföhler.
Ausführlichere Informationen zu Frieda Nadig finden Sie im Stadtportal: https://www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/persoenlichkeiten/. Die Erinnerungstafel besitzt einen QR-Code, der ebenfalls auf diese Seite verlinkt.
Pressemitteilung Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler