Warum man auch in Krisen- und Kriegszeiten Ostern feiern sollte
Max Mümmel und die blau-gelbe Zuversicht
von Gregor Schürer
Einige Wochen vor Ostern hatte sich die ganze Familie Mümmel in der gemütlichen Mulde versammelt, um zu besprechen, wie in diesem Jahr das große Fest gefeiert werden sollte. Es waren viele Vorbereitungen zu treffen, damit am Ostersonntag alles fertig und jedes Nest gefüllt war. Sonst herrschte um diese Zeit immer große Vorfreude, manchmal auch ein bisschen Hektik, weil die letzten Tage vor Ostern immer eine Menge zu tun war. Aufregend war es, aber auch schön, weil alle sich darauf freuten.
Doch dieses Mal lag eine seltsam gedrückte Stimmung in der Luft, alle waren still und in sich gekehrt und keiner sagte ein Wort. Bis es plötzlich aus Mama Mümmel herausplatzte: „Man kann doch kein schönes, buntes Osterfest feiern mit Geschenken und Kinderlachen und Fröhlichkeit, wenn nicht weit weg von uns die Menschen und Tiere im Krieg leben müssen. Auch in der Ukraine wird Ostern gefeiert, dort leben viele Christen. Viele haben ihr Hab und Gut verloren und leiden unter der Angst, zu sterben!“ Alle schwiegen. Bis Papa Mümmel entgegnete: „Da magst du Recht haben, aber vielleicht gibt es gerade dann gute Gründe, es doch zu tun. Lasst uns doch bis morgen mal überlegen, ob, warum und wie man in Krisenzeiten das Osterfest begehen kann. Und vielleicht könnt ihr, Kinder“, er sah Moritz, Melanie und Max der Reihe nach an, „euch auch Gedanken darüber machen.“
Tags darauf versammelten sich die Haseneltern und ihre Kinder wieder in der Sasse. „Ich habe in der Hasenbibel nachgelesen“, begann der Vater, „denn Ostern ist ja ein christliches Fest. Der Karfreitag mit dem Tod von Jesus ist zwar ein Tag der Angst, der Stille, des Todes. Aber an Ostern feiern wir ja seine Auferstehung. Die Botschaft ist: Das Leben ist stärker als der Tod und die Liebe ist eine Kraft, die auch die dunkelste Zeit überwindet. Deshalb gibt Ostern uns einen Schub an Mut, Hoffnung und Lebensfreude, das Fest steht für Zuversicht.“ Die Mutter überlegte kurz und entgegnete: „Das hört sich schön an, aber ich denke, wir müssen noch einen Hasenschritt weiter gehen. Die Menschen im Krieg brauchen das Gefühl, dass sie nicht alleine sind. Dass es eine Gemeinschaft gibt, die mit ihnen solidarisch ist, wo Barmherzigkeit, Zusammenhalt und Nächstenliebe herrschen. Aber was können wir kleinen Osterhasen da bloß tun…“
„Ein Zeichen können wir schon setzten“, nun meldete sich Melanie. „Wie wäre es, wenn wir die Eier dieses Jahr nur in blau und gelb färben? Das sind doch die Farben der ukrainischen Flagge, die bunten Eier im Nest als Zeichen unserer Solidarität. Wir haben im Unterricht übrigens gelernt, dass die Farben der Fahne eine Bedeutung haben. Das Blau verdeutlicht Marias Nähe zum Himmel und zu Gott. Und der goldene oder gelbe Hintergrund ist ein Sinnbild für den Himmel und die Herrlichkeit Gottes. Zusammen ergeben die beiden Farben eine wohlüberlegte Harmonie.“ „Na, das klingt ja schon fast wie im Theologieseminar“, scherzte der Hasenpapa. „Ich finde, es ist eine super Idee“, meinte Moritz, der aus Hasengymnasium ging. „ich habe auch noch einen Vorschlag. Ich habe mal rausgesucht, was „Frohe Ostern“ auf Ukrainisch heißt. Ich habe es hier aufgeschrieben.“ Er holte einen Zettel heraus, auf dem etwas auf Ukrainisch. stand. „Anstatt mit dem Pinsel die Eier von Hand zu bemalen, schreiben wir damit für jedes Osternest einen kleinen schriftliche Ostergruß in dieser fremden Sprache.“
„Großartig!“ Mama Mümmel war begeistert. Nur der Kleinste, unser Osterhäschen Max, wirkte traurig. „Was ist denn los, Mäxchen?“, wollte der Hasenpapa wissen. „Was kann ich denn machen, ich habe gar keine Idee...“, fragte Max. „Na Du bekommst die beiden wichtigsten Aufgaben überhaupt“, sagte Vater Mümmel. „Zum einen musst Du zur Oberhenne Elfriede gehen und ihr beibringen, dass es dieses Jahr keine roten, auch keine grünen, erst recht keine orangen, weißen, braunen, bunten oder was weiß ich für Eier geben darf, sondern nur gelbe und blaue.“ „Und was noch?“, nun war Max neugierig. „Dann musst Du dafür sorgen, dass in jedem Nest ein blaues und ein gelbes Ei liegt und dazu der Zettel mit der Aufschrift „Frohe Ostern“ in ukrainischer Sprache.“ Max strahlte. „Das kann ich, das mach ich!“, rief er.
So verbrachten die Mümmels die nächsten Tage mit Färben, nur gelbe und blaue Farbe kam dabei zum Einsatz. Und mit dem Schreiben der Zettel in dieser fremden Sprache, die kyrillische und lateinische Buchstaben hat, das war ganz schön schwer. Ob es geklappt hat, wollt ihr wissen?
Dann schaut mal in euren Nestern nach, ob der kleine Hase sein Versprechen gehalten hat. SCHÜ