Stellungnahme zum ersten Jahresbericht zur Aufarbeitung und Prävention von Bischof Ackermann
Missbrauch im Bistum Trier: Schöngerechnete Almosenbilanz

Symbolbild Quelle: pixabay.com
Region. Die Zahl 2,1 Millionen Euro gezahlter Geldbeträge in rund 13 Jahren klingt nach viel, ist es aber nicht, sondern ein Ergebnis der hohen Opferzahlen. Rechnet man das genauer durch, kommen im Durchschnitt 10.000 Euro pro Opfer dabei heraus. Und der Betrag wurde auch im vergangenen Jahr kaum gesteigert: 51 Anträge gerechnet auf 789.000 Euro, 100.000 Euro für nur zwei Härtefälle rausgerechnet, ergeben 12.000 Euro durchschnittlich pro Opfer. Dass bei einer Klage das Mehrfache dieses Betrages herauskommt, hat das Kölner Urteil bestätigt.
Kölner Urteil als unterster Masstab
Für die Summe von 300.000 Euro hatte das Kölner Gericht gute Gründe: Lebenslanges körperliches und seelisches Leiden, Ausfälle in Ausbildung und Beruf und damit große Benachteiligungen und entgangene Möglichkeiten eines Lebens. Dass ausgerechnet eine Institution wie die Kirche das wirkliche Ausmaß der Folgen der Gewalt nicht sehen will, ist ein schwerwiegendes Versäumnis.
Ackermann hat keine Kenntnis?
Es bleibt bei diesem verächtlichen Umgang mit den Opfern nur der Weg der Klage vor den Gerichten unseres Rechtsstaates. MissBit e.V. hat Ackermann schon vor einiger Zeit mitgeteilt, dass Klagen in Vorbereitung sind. Bei der PK zeigt er sich ahnungslos von bevorstehenden Klagen.
Die Allgemeinheit zahlt
Die genannten Zahlen für Therapiekosten sind vergleichbar schändlich gering – vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Tausende in den Jahrzehnten von den Kranken- und Rentenkassen – also von der Allgemeinheit – übernommen wurden, weil diese nichts darüber wussten, dass es Folgeschäden von Gewalttaten priesterlicher Täter waren. Auch hier tut sich ein Feld auf, das der Aufarbeitung und Klärung bedarf. Von einem echten Kümmern um Opfer, von Nachgehen im Einzelfall ist im gesamten Bericht nichts zu lesen.
Die Laien sollen es richten
Dass nach 13 Jahren erst knapp ein Viertel der Pfarreien ein Schutzkonzept erstellt haben und es in der Hälfte der Pfarreien noch nicht einmal eine Ansprechperson für Kinder und Jugendliche im Fall des Falles gibt, stellt den Bemühungen kein gutes Zeugnis aus.
MissBit e.V. vermisst vor allem ein konkretes Aufarbeiten von Fällen in betroffenen Pfarreien, denn hier gibt es tief gehende Irritationen, Zweifel und Schuldgefühle. Hier bleibt noch sehr viel zu tun.
MissBiT e.V. kümmert sich um Opfer, die sich melden und berät bei bevorstehenden Klagewegen. Denn das ist der einzige Weg. Klagen, auch wenn es ein steiniger Weg ist.
Pressemitteilung MissBiT e.V.