Neue Ausstellung bis zum 31. März im Bad Breisiger Heimatmuseum in der Biergasse

Mit den Augen eines Kapitäns gesehen

Mit den Augen eines Kapitäns gesehen

Das Foto passt besser dort hin: Andreas Windscheifund Clemens Ruland (v.l.) bei der Vorbereitung der Ausstellung. Fotos: KMI

Mit den Augen eines Kapitäns gesehen

Mit den Augen eines Kapitäns gesehen

Aus der Schiffsperspektive: Duisburg bei Nacht.

Mit den Augen eines Kapitäns gesehen

Bad Breisig. Später im Leben einmal Kapitän zu werden, das gehört neben Lokführer und Feuerwehrmann und zu den kühnsten Berufswünschen eines Jungen. Der Breisiger, pardon Oberbreisiger Clemens Ruland hat sich diesen Berufswunsch erfüllt. Inklusive Ausbildung hat er schon 55 Lebensjahre auf Rheinschiffen verbracht, seit dem 7.7.77. als Schiffsführer, also Kapitän. Die meisten Menschen rücken als Heranwachsende von ihren ursprünglichen Traumvorstellungen ab und landen schließlich in eher weniger traumhaften, eher alltäglichen und banalen Berufen. Wer die verpasste Berufung zum Schiffskapitän bereut, kann im Heimatmuseum in der Bad Breisiger Biergasse das Verpasste bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Ansichten eines Binnenschiffers“ nachholen (jeweils Samstag und Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr, also beim Wochenendspaziergang zum nahe gelegenen Rheinufer).

Die in kräftigen Farben auf den Betrachter einwirkenden Fotos sind auch eine Empfehlung für solche Menschen, die gerne einen großen Bogen um Ausstellungen machen. Es bedarf keiner Vorbildung, keiner historischen Betrachtungen,.keiner Interpretationen und keines Fachwissens - einfach reingehen und sich an den Bildern erfreuen. Und das Ganze auch noch mit kostenlosem Eintritt, da die Stadt Bad Breisig die Räumlichkeiten im historischen Schultheißenhaus (Baujahr 1670) dem Heimat- und Museumsverein dankenswerterweise kostenlos zur Verfügung stellt.

Faszinierende Motive

Bei vielen der Fotos sieht man den Schiffsbug vor sich in den Rhein hineinragen, so wie es sonst nur der Kapitän sieht. Man passiert Städte, oft auch in Nachtaufnahmen geisterhaft beleuchtet links und rechts des Rheins oder seiner direkten oder über Kanäle erreichbaren Nebenflüsse. Man beobachtet das Beladen des Frachtschiffs mit Kohle oder anderem Ladegut. Einmal transportiert das Schiff sogar eine Yacht von Duisburg nach Aschaffenburg. Ein anderes Mal zieht der Schiffskran bei Karlsruhe eine gesunkene Yacht vom Boden des Rheins hoch, um sie zu bergen. Andere Schiffe kommen entgegen oder fahren voraus. Ungewöhnliche Perspektiven also, die sich dem Rheinpromenaden-Spaziergänger nicht bieten. All diese Fotos hat Clemens Ruland auf seinen Reisen rheinauf und rheinab gesammelt, es sind tausende. Die gute Seele des Museums (sowie des Heimatvereins), Andreas Windscheif, plant aufgrund der Fülle des Fotomaterials sogar schon eine zweite Ausstellung.

Der fotografierende Kapitän hatte ein eigenes Schiff, die „Ulm“. Seit er in (Un-)Ruhestand gegangen ist, fährt er von Zeit zu Zeit die „Annabell“ eines befreundeten Binnenschiffers. Er weiß übrigens spontan zu jeder seiner Fotografien etwas zu sagen, erinnert sich immer genau, wo sie aufgenommen wurde.

BLICK aktuell durfte dabeisein, als Andreas Windscheif vom Heimat- und Museumsverein und Clemens Ruland gemeinsam die Exponate an den Stellwänden des kleinen Heimatmuseums anbrachten. Die Erfahrungen, die der in Bad Breisig allseits bekannte Apotheker Windscheif bei seinen vielen Ausstellungen gesammelt hat, lassen seine Routine erkennen. Auf einen Blick greift er ohne zu zögern in den Stapel Fotos und stellt eine Auswahl von 5 oder 6 Bildern zusammen, die gemeinsam auf eine Stellwand kommen. Irgendetwas verbindet die Motive, vielleicht der Kran als durchgehendes Motiv, die Farben, die entgegenkommenden Schiffe oder was auch immer.

Wer die Ausstellung besucht, wird sich über das im Eingangsbericht hängende Foto, auf das man als eines der ersten stößt, wundern. Es zeigt ein Kamel. Warum hängt das hier? Die Frage beantworten Clemens Ruland und Andreas Windscheif mit einem verschmitzten Lächeln: „Das ist doch ganz klar, das ist ein auch Schiff, ein Wüstenschiff“. Auch das ein Zeichen, dass es sich bei dieser Ausstellung um eine leichte und beschwingte Variante handelt.