Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein - Evangelisches Stift St. Martin
Mit neuem Schienbein kann Rohya wieder laufen
Stift St. Martin übernimmt kostenfreie Behandlung für Mädchen aus Afghanistan

Koblenz. „Ohne Eingriff hätte das Bein amputiert werden müssen oder möglicherweise wäre Rohya sogar gestorben“, so Prof. Erol Gercek, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Ev. Stift St. Martin, über das Schicksal seiner kleinen Patientin. Im Februar 2017 kam das Mädchen aus einer entlegenen Provinz Afghanistans über die Hilfseinrichtung „Friedensdorf International“ nach Deutschland – mit einem offenen, vereiterten Bein vom Knie bis zum Unterschenkel. Direkt vom Flughafen wurde Rohya damals ins Ev. Stift nach Koblenz gebracht, nachdem mit einer Vorort-OP in Kabul die medizinischen Möglichkeiten im Krisengebiet ausgeschöpft waren. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bakterien bereits den Knochen und die Wachstumsfugen am linken Bein aufgefressen. Dank aufwändiger Operationen durch Prof. Erol Gercek und sein Team konnte das Bein der damals Zehnjährigen gerettet werden.
Über vier Monate verbrachte Rohya im Krankenhaus. „Zunächst haben wir den Infektherd saniert und tote Knochen entfernt. Dann wurde mit dem Wadenbein der Gegenseite ein neues Schienbein gebaut“. Während dieser Zeit kümmerten sich das Team auf Station und ehrenamtliche Mitarbeiter vom regionalen Betreuerkreis um das Mädchen; haben mit ihr gespielt, gemalt, Deutsch gelernt und es liebevoll umsorgt. „Auch das ist eine wertvolle Arbeit, die neben der medizinischen Behandlung wichtig für den Heilungsprozess ist“, betont Prof. Erol Gercek. Die Kosten für die vielen Operationen und die langwierige Behandlung trägt im Übrigen das Ev. Stift St. Martin.
Mit dem Heilungsprozess ist der Chefarzt zufrieden: „Über ein halbes Jahr nach den operativen Eingriffen ist Rohya jetzt erneut zur Nachsorge im Stift. Das Knie kann sie zwar noch nicht ganz strecken, aber es hat sich ein tragfähiger Knochen gebildet, der es ihr schon jetzt ermöglicht, mithilfe einer Orthese, einer Art bewegliche Schiene, zu laufen.“
Doch bis hierin war es ein langer Weg. Nach ihrer Zeit im Krankenhaus kam Rohya letzten Sommer ins Friedensdorf nach Oberhausen. Dort erfolgten weitere Rehabilitationsmaßnahmen und sie lernte, wieder zu laufen. Jetzt, nach Abschluss der Reha-Maßnahmen und dem positiven Befund von Prof. Erol Gercek, wird Rohya auf die Rückreise nach Hause vorbereitet. Mit einem der nächsten Flieger geht es zurück in die Heimat Afghanistan. Dort warten schon neue, kleine Patienten auf eine Behandlung in Deutschland, denen dank des Engagements von Ärzten, Kliniken, dem Friedensdorf in Oberhausen und ehrenamtlichen Betreuern ein besseres Leben geschenkt wird.
Organisiert und initiiert wird diese Einzelfallhilfe durch „Friedensdorf International“. Die Initiative wurde bereits 1967 gegründet mit dem Ziel, Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten zu helfen. Ausgewählt werden dabei ausschließlich Kinder aus hilfsbedürftigen Familien, für die eine medizinische Behandlung in der Heimat nicht möglich und deren erfolgreiche Behandlung in Europa gesichert ist. In Deutschland werden sie in Zusammenarbeit mit über 150 Kliniken, die die stationären Behandlungen kostenlos übernehmen, bundesweit versorgt.