Sechs Preisträger wurden feierlich geehrt
Nachhaltigkeitspreis des Westerwaldkreises „Grüne Welle“
Bad Marienberg. Kürzlich herrschte in der Denkfabrik in Bad Marienberg Spannung und Vorfreude. Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Mach!bar – Wirtschaft gestaltet Zukunft“ der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH (wfg) wurde zum zweiten Mal der Nachhaltigkeitspreis des Westerwaldkreises „Grüne Welle“ verliehen.
Zur Eröffnung erläuterte Katharina Schlag, wfg-Geschäftsführerin, die Idee von „Mach!Bar“, einem Format, bei dem Führungskräfte aus der Region zusammenkommen, um gemeinsam über wirtschafts- und zukunftsrelevante Themen zu sprechen, voneinander zu lernen und neue Ideen in die Praxis umzusetzen.
Gabriele Wieland, Erste Kreisbeigeordnete, begrüßte die Gäste im Namen des Westerwaldkreises und freute sich über die Vielfältigkeit der 24 Projekte die zum Wettbewerb eingereicht wurden. Sie betonte die zunehmende Bedeutung des vernetzen Denkens und Handels sowie des Austauschs.
Bevor die Preisverleihung startete, wurden drei 15-minütige „Blitzlicht-Impulse“ gegeben, wobei Bernhard Meffert mit dem Thema Führung den Auftakt machte. Er beschrieb die Schulsituation als Unternehmen mit 380 Mitarbeitenden (Lernende), 40 Führungskräften (Kollegium) und 760 Kunden (Eltern) und legte Wert darauf, dass jede Perspektive berechtigt und wichtig ist. Die Kernaussagen „Führung ist keine Aufgabe, es ist eine Haltung“ machte er mit einigen Beispielen deutlich und nannte die Punkte Miteinander, Augenhöhe, Vorleben, Schwächen eingestehen und insbesondere die gesunde Selbstreflektion sowie die Gestaltung von Beziehungen als wesentliche Elemente guter Führung.
Das war der perfekte Übergang zu Manuel Schneider von der Beratung „KONZIO – Wir gestalten Beziehungen“, dessen Impuls unter dem Schlagwort Fürsorge stand. Zunächst brachte er ein paar aktuelle Zahlen mit, die einen Anstieg der psychischen Erkrankungen verdeutlichten und zeigten, dass die Menschen häufig eine direkte Verbindung mit dem Arbeitsumfeld sehen. Über die gleichen Grundbedürfnisse, die alle Menschen haben, leitete er für Unternehmen die beiden zentralen Bereiche psychologische Sicherheit und klare Ziele her. Diese legte er auf die beiden Achsen in einem Quadrantenmodell und erläuterte, dass der so genannte „Flow“ nur dann entsteht, wenn beides stark ausgeprägt ist (oben rechts). Wichtig für ihn war zu betonen, dass nicht jedes Ziel ein gutes und wirkungsvolles ist und die Definition besondere Sorgfalt braucht und dass das kontinuierliche Gespräch miteinander entscheidend ist.
Bastian Börsch von 432 Hz aus Koblenz sprach anschließend über Verantwortung und die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). „Sie alle sind in diesen Themen aktiv, es ist ihnen nur manchmal gar nicht bewusst“, sagte er einleitend. Über die zahlreichen Abwägungsentscheidungen in Unternehmen wie z.B. zwischen sozialer Verantwortung und dem Return of Invest, ethischen Lieferketten und freier Marktwirtschaft oder regenerativen Energien und niedrigen Strompreisen, kam er zu dem Ergebnis, dass letztendlich Nachhaltigkeit und Unternehmertum die Übernahme von Verantwortung bedeutet. Oder anders ausgedrückt: „ESG-Management ist die strukturierte Umsetzung unternehmerischer Verantwortung!“
„Das wir im Westerwaldkreis Unternehmen haben, die diese Verantwortung gerne übernehmen und sich mit großen und keinen Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit engagieren, zeigen die eingereichten Projekte. Jeder kleine Baustein leistet einen Beitrag und führt Schritt für Schritt zur Veränderung“, sagt Katharina Schlag zum Start der Preisverleihung. Die Jury habe keine leichte Aufgabe gehabt, so Schlag weiter, aber die Sparkasse Westerwald-Sieg, das Klimaschutzmanagement des Westerwaldkreises und die wfg seien mit Unterstützung von Bastian Börsch nach intensiver Diskussion zu einem Ergebnis gekommen.
Christiane Graf, Klimaanpassungsmanagerin beim Westerwaldkreis, zeichnet das erste Unternehmen des Abends in der Kategorie „Energieeffizienz“ aus. Dank eigener PV- und Windkraftanlagen können bei der Soprema GmbH in Hof/Oberroßbach bis zu 50% des Stroms für die Produktion selbst erzeugt werden. Der neue Lithium-Ionen-Speicher leistet in Kombination mit einem prognosedaten gestützten Energiemanagementsystem einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Energieautarkie. Es soll in Kürze bereits von 1 MW Speicherleitung auf 4 MW erweitert werden, wie Dietmar Dreher und Thorsten Horn vor Ort berichteten.
In der Kategorie „Ressource Wasser“ überzeugte die Recybell Umweltschutzanlagen GmbH & Co. KG, Teil der Bellersheim Unternehmensgruppe. Andreas Görg, Vorstand der Sparkasse Westerwald-Sieg, zeigte sich in der Laudation beeindruckt davon, dass dieses Projekt bereits seit 25 Jahren Maßstäbe für den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser setzt. David Fritz, der die Auszeichnung entgegennahm, freute sich, dass bei den vielen Aktivitäten ein so etabliertes Vorhaben gewürdigt wurde. Im Wesentlichen geht es um die Verarbeitung von organischen Abfällen bei der Trinkwassereinsatz reduziert wird, indem das Wasser aufbereitet und mehrfach genutzt wird. Außerdem entstehen bei diesem Verfahren Biogas und gütesicherer NPK-Dünger.
Mit Punktgleichheit gab es zwei Preisträger in der Kategorie „Kreislaufwirtschaft“. Dafür wurde der Preis für „Regionale Wertschöpfung“ mit nur einer Bewerbung nicht vergeben. Beide Unternehmen seien Pioniere mit individuellen Lösungen – das eine international das andere regional. Beide verwerten Material wieder – ein sichtbares und ein unsichtbares und in beiden Fällen seien die Projekte in eine übergeordnete Unternehmensstrategie eingebunden. Mit diesen Worten bat Katharina Schlag die Vertreter der Firma Schütz und der Westerwald-Brauerei nach vorne.
Axel Schäfer erklärte das Rücknahmesystem Schütz Ticket Service und die folgenden Schritte der Wiederaufbereitung und des Recyclings. Die Einsparung, die durch mehrere Lebenszyklen der Container erreicht werden, beziffert er auf 88.000 t CO2 allein in der DACH-Region.
Maik Grün und Florian Wisser stellten die CO2-Rückgewinnungsanlage vor, mit deren Hilfe pro Jahr 500 t CO2 aufgefangen werden, die bei der Gärung der Hachenburger Biere entstehen. Dieses CO2 wird gereinigt und kann als hochreine Kohlensäure wieder in anderen Anwendungsfeldern auf der Brauerei genutzt werden. Geschäftsführer Jens Geimer freute sich darüber, dass mit diesem Preis deutlich würde, dass Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit keine Wiedersprüche sind, sondern sehr gut zusammen funktionieren.
Freuen durfte sich auch die Mann-Gruppe, die in der Kategorie „Mobilität“ ausgezeichnet wurde. Als Aufsteller der ersten E-Ladesäule in Hachenburg als es quasi noch kein E-Auto gab und mit einem überwiegend elektrischen Fuhrpark, den die Mitarbeitenden auch privat nutzen dürfen, konnte das Unternehmen bei der Jury punkten. „Manchmal muss man zeigen, dass Dinge gehen auch wenn alle sagen ‚das geht nicht‘“, meinte Markus Mann. Als Bespiel erzählte er von einem seiner älteren LKW-Fahrer, der inzwischen schon gar nichts anderes als den E-40-Tonner fahren wolle.
Last but not least, wurde der Sonderpreis der Sparkasse an ein junges Unternehmen vergeben. Andreas Görg, erklärte einleitend, dass das Unternehmen eigentlich gar nicht so jung sei, aber die Nachfolge durch den Schwiegersohn des Gründers vor fünf Jahren erfolgte. Die Rede war von Christian Heidrich, Geschäftsführer der VDQ Business Solutions aus Atzelgift, der die drei Säulen der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit kontinuierlich ausgebaut und fest in der Unternehmenskultur verankert hat. PV-Anlage, Wärmepumpe, elektrischer Fuhrpark inkl. E-Bikes, nachhaltige Produkte für die eigenen Kunden z.B. durch Wegeoptimierung und eine vorgelebte Integration von Berufs- und Privatleben bildeten das überzeugende Gesamtpaket, das prämiert wurde. Darüber freute sich auch Jule Schütz, die Heidrich als wichtige Antriebskraft für die Umsetzungen bezeichnete.
Mit einem ausdrücklichen Dank und einem großen Lob an alle Projektträger luden die Veranstalter zum Austausch beim Buffet mit regionalen Spezialitäten ein. „Die intensiven Gespräche im Nachgang und die entspannte Atmosphäre und gute gelaunte Gesichter – genau das haben wir uns für den Abend gewünscht“, so das Fazit. Wann die dritte „Grüne Welle“ ausgelobt wird, blieb vorerst offen, aber die Fortsetzung der „Mach!Bar“ für 2026 steht.
Bernhard Meffert, Raiffeisen-Campus, Impuls zum Thema Führung. Foto: olaf nitz nitzfotografie montaba
Manuel Schneider, KONZIO, Impuls zum Thema Fürsorge. Foto: olaf nitz nitzfotografie montaba
Bastian Börsch, 432 Hz GmbH, Impuls zum Thema Verantwortung. Foto: olaf nitz nitzfotografie montaba
