Allgemeine Berichte | 27.10.2020

Matthias Bertram hatte viele Jahre hartnäckig recherchiert und wurde endlich fündig

Nachkommen des Gründers der Ahrweiler Synagogengemeinde endlich gefunden

Quelle: Matthias Bertrama

Ahrweiler/Berlin. Wir schreiben das Jahr 1843, Samuel Heymann, gebürtig aus Dernau, zieht mit seiner Ehefrau Wilhelmina Rosenberg und seinem erstgeborenen Sohn Hermann von Dernau nach Ahrweiler. Wilhelmina war die Tochter aus einer sehr bekannten und gut vernetzten jüdischen Familie aus Düsseldorf. Ende der vierziger Jahre erließ der Preußische Staat Gesetze, die vorsahen, Synagogen nur noch in den größeren Städten zu betreiben, um von den vielen kleinen verstreuten Bethäusern in den Dörfern wegzukommen. Bis zu dieser Zeit hatten die wenigen in Ahrweiler lebenden Juden am Shabbat noch die Betstube/Synagoge im Wohnhaus der Familie Heymann in der Teichgasse in Dernau besucht. Im Jahr 1853 wurde Samuel der Initiator zur Gründung einer eigenen jüdischen Gemeinde in Ahrweiler. Da gab es zunächst ein paar Probleme: In Ahrweiler lebten nicht die erforderlichen zehn männlichen Mitglieder die für die Gründung einer Gemeinde nötig waren. Zudem war der in Dernau lebende Vater Samuels, Marc Heymann, strikt gegen diese Gründung, da er sie als unnötig ansah: In Dernau hatten man ausreichende Platz in der Betstube und einen eigen Schulraum. Weshalb also die Gründung in Ahrweiler. Samuel aber ließ nicht locker: Er organisierte es, dass sechs Juden aus Heimersheim sich dem Antrag der fünf Ahrweiler Juden anschlossen und so kam man auf die erforderliche Anzahl von mindestens 10 Gemeindemitgliedern. Zunächst wurde ein Bethaus in der Plätzerstr. Unmittelbar hinter seiner Weinhandlung in der Niederhut Nr. 70. Wenig Jahre später, in 1860, kaufte er auf eigene Rechnung ein Feld in der heutigen Schützenstraße und stellte bei der Regierung den Antrag den jüdischen Friedhof dorthin zu verlegen. Nach einigen Jahren wurde dies unter Auflagen genehmigt. Samuel zog später zu seiner Tochter Sophia nach Trier und war auch dort sehr aktiv in der jüdischen Gemeinde. Ein interessanter Grabstein gibt davon Zeugnis (Foto). Nur wenig war von Matthias Bertram im Rahmen der Recherchen zu seinem in 2015 erschienenen Buch „… in einem anderen Lande. ISBN 978-3-95631-333-2“ über die Ahrweiler/Neuenahrer und Dernauer Juden zu den Nachfahren von Samuel zu erfahren. Dies wurmte den Autor, der alle anderen männlichen Familienzweige bis in die Gegenwart recherchiert hatte. Er war doch überzeugt, dass es noch Nachkommen Samuels gab. So liefen die Recherchen weiter: diverse Archive in Deutschland und Israel wurden kontaktiert. Ein Hinweis in den Archiven in Hamburg zeigte, dass Sohn Gabriel in Hamburg im Zusammenhang mit dem Besitz von Anteilen einer Eisenbahngesellschaft genannt wurde. Aus Restitutionsakten in Berlin kam der Hinweis, dass der Nachkomme Erwin Benjamin Heymann 1951 in Tel Aviv lebte und er möglicherweise dort beerdigt sei.

Viele Spuren führten ins Leere

Also wurden zusammen mit israelischen Freunden alle infrage kommenden Heymann in Israel abtelefoniert. Keine weitere Spur von Erwin Heymann. Bertram war kurz vor der Aufgabe. Dann erhielt er einen Hinweis, der besagte Erwin sei zwar in Israel beerdigt, aber in Berlin 2015 in Alter von 91 Jahren gestorben. Weitere Recherchen verliefen zunächst im Leeren. Ein Veronika Heymann hatte auf der Seite MyHeritage im Jahr 2018 eine Spur hinterlassen, aber ein Kontakt über Email kam nicht zustande. Bertram entschloss sich, wie so oft bei seinen Recherchen, unbekannte Personen auf gut Glück zu kontaktieren, die evtl. etwas sagen könnten. Er fand in Berlin eine Veronika Heymann, drei Anrufe dort brachten keine Verbindung zustande. Wieder nichts. Dann am Morgen des 16. Okt. 2020 klingelt das Telefon in der St. Peter Str. in Ahrweiler: Ein Daniel Heymann aus Berlin ist am Apparat. Er hatte einen Hinweis von seiner Mutter Veronika erhalten, dass da jemand aus Ahrweiler angerufen habe. Bertram wollte es nicht glauben, dies war einer der Nachkommen von Samuel Heymann aus Ahrweiler/Dernau.

Es wurde ein langes erstes Telefongespräch und wird sicher nicht das Letzte gewesen sein. Daniel berichtete, dass sein Vater Erwin noch am 2. Sept. 1939 mit Hilfe eines bereits in Palästina lebenden Verwandten mit einem Kindertransport fliehen konnte. Im Jahr 1955 entschied er sich, doch wieder in das Land zurückzukehren in dem seine Eltern von den Nazis umgebracht worden waren. Erwin starb 2015 in Berlin und wurde dort auf dem jüdischen Friedhof Adass Jisroel beerdigt worden. Die Bezeichnung Jisroel hatte dazu geführt, dass fälschlicherweise eine Beerdigung in Israel angenommen worden war. Nun wird auch die Geschichte der Linie von Samuel Heymann weiter rekonstruiert werden können. Der Mann, der für die jüdische Gemeinde Ahrweiler so viel geleistet hat.

Quelle: Matthias Bertrama

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