Allgemeine Berichte | 02.05.2025

„Niemand hat Gott je gesehen“

Sebastian Walter.  Foto: privat

Bibeltexte sind wie Gedichte, sie bergen verdichtetes Lebenswissen. Uralte Texte zeugen von Krisen und Konflikten, davon wie Menschen mit Gott gerungen oder ihn als rettend erfahren haben.

Für jeden Gottesdienst im Jahr hat die Kirche Bibeltexte vorgesehen, zurzeit sind es Texte aus dem Johannesevangelium. Interessant ist der Lesungstext für Donnerstag, 8. Mai: „Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist.“ Das ist eines der stärksten Argumente gegen den Gottesglauben! Gerade diese Einsicht hat der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer positiv geprägt, als er schrieb: „Vor und mit Gott leben wir ohne Gott.“ Das schrieb er 1944 im Konzentrationslager, ein Jahr später wurde er dort ermordet. Stundenlang könnte man über diesen Satz nachdenken und darüber, wie Bonhoeffer seine letzten Tage verbracht hat – getragen von seinem Glauben, oder nicht (mehr)? Wir wissen es nicht. In jedem Fall wusste Bonhoeffer: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Über die Schreckenserfahrungen des Nationalsozialismus und der Shoah nachzudenken, sie theologisch zu reflektieren, geht nur in der Tradition eines weiteren Theologen, Johann Baptist Metz: „Wir Christen kommen niemals mehr hinter Ausschwitz zurück, über Ausschwitz hinaus aber kommen wir [...] nur mit den Opfern von Auschwitz.“ Dass man nach Auschwitz noch beten könne, geht Metz zufolge nur, weil auch in Auschwitz gebetet wurde.

Auf ähnliche Weise ist das auch dem staatlichen Gedächtnis eingeschrieben, wenn sich am 8. Mai die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 80. Mal jährt. Die Aktualität betonte Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8. Mai 1985: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Zukunft. [...] Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“

Wenn die Kirche sich – wie jedes Jahr – am Donnerstag, der 3. Woche nach Ostern in Erinnerung ruft, dass niemand Gott je gesehen hat, fällt das in diesem Jahr auf den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Dessen Schreckenserfahrungen geben den biblischen Texten einen Rahmen, in dem sie wiederum ein ganz eigenes Licht auf unsere heutige Zeit werfen: „Niemand hat Gott je gesehen.“

Über Sebastian Walter

Sebastian Walter, geboren im Jahr 1998, Student der katholischen Theologie, Geschichte und klassischen Philologie. In der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler ist er seit 2023 für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Sebastian Walter. Foto: privat

Leser-Kommentar
Neueste Artikel-Kommentare

Jetzt mitmachen: Der BLICK aktuell-HeimatCheck!

  • Frederik de Witt: Wer ist für die Straßen in Remagen verantwortlich. Mit dem Auto ist es ja kein Problem über die ganzen Schlaglöcher zu fahren, aber mit dem Fahrrad ist es der reinste Horror, und fast jede Straße hat Schlaglöcher.
  • Dieter Kramprich : Guten Tag. Ich möchte mich über die Straßen unmittelbar und weitläufig vom meinem Heimatort beklagen. Die L 87 von Waldorf Richtung Königsfeld. Die L 85 vom Ramersbach über Oberheckenbach Safel Kesseling. Die...
  • H. Scüller: Dem vermeintlichen Fortschritt im Bahnverkehr werden nicht nur zahlreiche Bäume geopfert, sondern nebenbei auch tausende Tiere, die im Oberleitungsnetz und den bahneigenen Hochspannungstrassen jährlich...

Lesung von Marco Martin fand begeisterte Zuhörer

  • Marco Martin: Ich bedanke mich recht herzlich für die Einladung des Bürgertreffs Bachem. Ich bin stolz dort mein neues Buch präsentieren zu können. Es war eine tolle Veranstaltung mit wunderbarem Publikum und empathischen Menschen.
  • Ute Schäfer : Ein wahnsinnig emotionales Buch. Gänsehaut pur... manchmal Tränen, aber auch mal ein befreiend Lachen. Muss man gelesen haben.
Dauerauftrag
Sonderpreis wie vereinbart
Neuer Katalog
Festival der Magier
Festival der Magier
Stellenanzeige Fachlagerist; Fachkraft Lagerlogistik; Lagerhelfer m/w/d
Stellenanzeige Verkäufer/in
Empfohlene Artikel
Weitere Artikel

Polizei sucht zeugen nach Brandstiftung

Bendorf: Unbekannter zündet Auto an

Bendorf. Am Freitag, 24. Oktober, wurde die Polizei gegen 23.30 Uhr zu einem Brand am Hinterreifen eines PKW in Bendorf alarmiert. Vor Ort stellten die eingesetzten Beamten fest, dass ein bislang noch unbekannter Täter eine kleine Dose mit Brandbeschleuniger auf dem Hinterreifen des an der Straße geparkten PKW gestellt und entzündet hatte.

Weiterlesen

Bendorf. Am Mittwoch, 22. Oktober, kam es gegen 17 Uhr zu einem Diebstahl von 28 Flaschen Champagner und Whiskey in der Kaufland-Filiale in Bendorf. Die nachträgliche Auswertung der Videoüberwachung ergab, dass der Täter die Flaschen in mitgeführte Einkaufstaschen in seinem Einkaufswagen lud und diese mit Säcken Katzenstreu verdeckte.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Baumfällung & Brennholz
Wir helfen im Trauerfall
250925 Blick Aktuell MAN 290x210 quer Vallendar KW42 + 43
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
Allerheiligen -Filiale MHK
Allerheiligen -Filiale Dernbach
Stellenanzeige
150 Jahre Schuhhaus Rollmann in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Imagewerbung
Hausmesse
Gärtner/in (m/w/d) + Kraftfahrer/in (m/w/d)
Festival der Magier
Audi