„Récreation“- Musik in der Tradition der Wandelkonzerte
Aremberg. Zu einem Konzert hatte der Förderverein Burgruine Arenberg e.V. am Tag des offenen Denkmals eingeladen. In der Pfarrkirche St. Nikolaus in Aremberg fand das 9. Aremberger Hofkonzert statt, setzte sich im Turm auf dem Aremberg fort.
Das diesjährige Konzert stand unter dem Motto „Récreation“.
Die Musiker und Musikerinnen der Aremberger Hofmusik, Ulrike Friedrich
(Traversflöte), Almut Nikolayczik (Barockvioline), Robert Nikolayczik (Viola da
Gamba) und Johannes Geffert (Cembalo) spielten zum Auftakt von Andreas Hammerschmidt (1611-1675) „Canzon in C aus „Erster Fleiss“ für zwei Diskante und Basso continuo. Hammerschmidt war musikalisch vielfältig begabt, er soll es durch seine Aufführungen sogar einem beachtlichen Wohlstand gebracht haben.
Es folgten aus der „Deuxieme récreation de musique“ op.8 von Jean Marie Leclair mehrere Sätze. Leclair war ein berühmter Violinvirtuose, er galt als einer der besten Frankreichs. Erholung und Entspannung durch Musik versprach dieser Titel, bei Leclairs Zeitgenossen J.S. Bach hieß es in ähnlicher Absicht „Zur Gemüthsergötzung“, vielleicht würde man heute den Begriff „Relaxen“ verwenden?
Die historisch wertvolle Ausstattung der Pfarrkirche in Aremberg tut ein Übriges zum Erleben hochwertiger Musik, die eben auch mal einen leichten und unterhaltsamen Charakter haben darf.
Nach dem Aufstieg zum Turm auf dem ehemaligen Schloss- und Burggelände erklangen Werke von Eustache du Courroy (1549-1609), die „Fantaisie 29 sur une jeune fillette“. Du Courroy war Sänger am Hofe mehrerer französischer Könige, später avancierte er zum Hofkapellmeister. Seine berühmte Missa pro Defunctis wurde fester Bestandteil der königlichen Trauerfeierlichkeiten zu bourbonischer Zeit.
Von Heinrich VIII. von England, einem in mancher Hinsicht bemerkenswerten König, erklang „Consort Nr. 8, Blow thy horn hunter“. Der unberechenbare Despot war ein Musikliebhaber, er spielte und komponierte selbst; indes mag dies nicht in Vergessenheit geraten lassen dass er zig-tausende seiner Untertanen in den Tod schickte und sich auch von zweien seiner zahlreichen Frauen eher unelegant verabschiedete: Er ließ sie hinrichten. Der König galt als sehr schlau, aber auch verschlagen, der vielseitig Begabte liebte das Repräsentieren, und hatte einen Hang zur Maßlosigkeit. Ihm war es letztlich vorbehalten den historischen Schritt der Trennung zum Papst zu vollziehen und die anglikanische Kirche zu gründen.
Weiterhin wurden Werke von Johann Schop (1590-1667), „Paduana und Galliarda“, zu Gehör gebracht. Selbst begnadeter Violinist und Komponist, galt Schop als bedeutendster Musiker des frühen 17. Jahrhunderts in Hamburg.
Die im Turm aufgeführten Werke stammen aus der Zeit, als das Geschlecht der Aremberger noch selbst auf dem Aremberg lebte. Die Archive im Schloss Enghien/Edingen in Belgien bergen noch eine Fülle anspruchsvoller Musikliteratur, die es aufzuarbeiten gilt.
Robert Nikolayczik moderierte die Werke souverän und humorvoll. Herzlicher Dank an die Aufführenden, die zum wiederholten Male für Wohlklang in Aremberg gesorgt haben. Dagmar Brandstetter und Christa Hollmann unterstrichen die Bedeutung dieses Kulturformats für die Region.
Die Arenberger Hofkonzerte sind zu einem festen und beliebten Begriff in der Kulturszene der Region geworden. Mit Freude warten alle auf das kleine Jubiläum, auf das 10. Konzert der Reihe , im kommenden Jahr. Sicher werden die Musiker sich etwas Besonderes einfallen lassen. WD