In der Osterwoche begann 1945 das Sterben des Kaplans von St. Cyriakus

Sein tragisches Schicksalbewegt uns noch heute

Mendig/Region. An diesen Tagen wird an mehreren Orten in Gedenkfeiern an die Befreiung des KZ Buchenwald am 11. April 1945 durch US-Soldaten gedacht. Auch in unserer Heimat gibt es dazu einen Anlasss ! Kaplan Peter Schlicker aus der Pfarrei St. Cyriakus in Niedermendig wurde an Ostern desselben Jahres zusammen mit 163 Priestern von den Nazis aus dem KZ Dachau entlassen, weil Platz geschafft wurde für die Marschkolonnen mit 28.000 Häftlingen , die kurz vor der Befreiung des KZ Buchenwald von der SS in den Süden verlegt wurden.

Schlicker, am 12.3.1909 in Saarbrücken geboren, wuchs mit 11 Geschwistern heran, zwei davon begleiteten ihn auf seinem Weg der Berufung zum Priestertum und eine Schwester wurde Ordensfrau.

Nach seiner Priesterweihe war er zunächst zwei Jahre Kaplan in St. Matthias in Neuwied und danach in Niedermendig. In beiden Pfarreien wird er verschiedener Beschuldigungen ausgesetzt, u.a. wegen „Kanzelmissbrauch und Beleidigung des Reiches“.

Schließlich werden sein Pfarrer Josef Bechtel ( geb.18.7.1879 ) und er von der Gestapo am 9.1.1941 verhaftet und am 7. Februar nach Dachau „verschubt“.

Während der Pfarrer am 12. August im Hungerjahr 1942 mit eiternden Wunden schmerzvoll starb, musste sein junger Kaplan bis kurz vor der Befreiung im KZ ausharren. Am 8. April erreicht er schwer krank die Pfarrei Schellenberg bei Berchtesgarden, wohin er nach der Entlassung vom Ordinariat München als Kooperator eingesetzt worden war. Seine Freude, in Freiheit als Priester wirken zu dürfen, schwandt jäh, als eine Flecktypuserkrankung ausbricht, an der er am 19. April 1945 verstirbt.

Eine Heimkehr in seine geliebte Heimatpfarrei Niedermendig , das am 17. März von den Amerikanern besetzt worden war, war ihm verwehrt. Erst im September konnte schliesslich seine Leiche nach Rissenthal /Saar zur Mutter und zum Priester-Bruder überführt werden.

In der Grabrede hatte der Pfarre in Schellenberg am 22. April, also eine Woche vor der Eroberung Berlins, mutig gesagt: „ Voll Wehmut und Ergriffenheit stehen wir heute hier am Grab eines unbekannten Priesters, den ein tragisches Schicksal uns verbunden hat. Aber furchtbar müssen wir es nennen, dass er hier nicht einmal eine hl. Messe zelebrieren durfte, sondern zum Sterben hierher kam.“

Heinz Lempertz