Riesige Welle der Hilfsbereitschaft für das von Schließung bedrohte Tierheim in Ransbach-Baumbach

Tierschützer geben nicht auf

Tierschützer geben nicht auf

Einige der ehrenamtlichen Tierschützer, die abwechselnd rund um die Uhr im Einsatz sind, um herren- und frauchenlosen Vierbeinern das Leben zu retten. Fotos: KER

Tierschützer geben nicht auf

„Mütze“ und „Czaki“ haben sich im Tierheim angefreundet. Gemeinsam warten sie jeden Tag so lange, bis sie von freundlichen Menschen besucht werden.

Tierschützer geben nicht auf

Der Rottweiler-Mischling „Cody“ ist blind, freut sich aber über jeden Kontakt zu Menschen und genießt ihre Zuneigung.

Tierschützer geben nicht auf

Tierschützer geben nicht auf

Ransbach-Baumbach. Eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft rollt durch den Westerwald. Seitdem bekannt wurde, dass das privat geführte Tierheim in Ransbach-Baumbach von Schließung bedroht ist, bieten unzählige Menschen ihre Hilfe an. In den sozialen Medien, besonders in Facebook, bekunden die Nutzer ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Tierheimbetreiber. „Unser Tierheim steht vor der Schließung. Auflagen der Behörden zwingen uns dazu“ heißt es in einem Post des Tierheims. Der sehr lange Beitrag endet mit den Worten: „Sind wir am Ende? Oder bekommen wir das alle zusammen hin?“ Noch scheint also Hoffnung zu bestehen, dass Rettung möglich ist.

Rettung bedeutet in dem Fall ganz konkret Rettung für bis zu 40 Hunde und Katzen, die das Tierheim Ransbach-Baumbach aufnehmen kann. In den sieben Jahren, seit es vom Verein „Glückshunde“ betrieben wird, seit 2012 also, wurden 1.000 Hunde, 1.200 Katzen, 210 Kleintiere und unzählige Fundtiere im Tierheim aufgenommen und fanden über seine Helfer zu den alten Besitzern zurück oder in ein neues Heim. Wer würde sich in den nächsten sieben Jahren, wenn es kein Tierheim mehr gäbe, um die über 2.000 herrenlosen oder streunenden Vierbeiner kümmern? Müssten sie verhungern?

Ausschlaggebend für die aktuell dramatische Situation sind Auflagen, die dem Tierheim Ende 2019 von der Kreisverwaltung gemacht wurden sowie aus der Sicht des Tierschutzvereins unaufschiebbare Verbesserungen. Niemand im Tierheim zweifelt an der Berechtigung der Auflagen des Veterinäramts. Aber genauso glaubt dort niemand, dass die Auflagen und die selbst gesteckten Verbesserungsziele aus eigener Kraft erfüllbar sind. Nötig sind zum Beispiel massive Um- und Anbaumaßnahmen. Die sind am bisherigen Standort, auf einem der Stadt gehörenden Grundstück im Wald zwischen Ransbach-Baumbach und Hundsdorf, nahe der Fohr-Brauerei, so gut wie nicht erfüllbar. Das Problem beginnt also schon mit der Notwendigkeit, einen neuen, größeren Platz für das Tierheim zu finden.

„Wir möchten nicht schließen, wir wollen gar nicht daran denken, wir hoffen auf ein Wunder!“, sagt die ehrenamtliche Helferin Nadine Ilg vom Verein „Glückshunde“ im Gespräch mit „BLICK aktuell“. Sie sagt: „Die Liste der von der Kreisverwaltung über das Veterinäramt gemachten Auflagen ist lang. Sie beginnt mit getrennten Quarantäne-Stationen für Hunde und Katzen, geht über versiegelte und desinfizierbare Böden bis hin zu getrennten Futterküchen für Hunde und Katzen.“ Das seien „normale Auflagen, sogar Verbesserungen“, sagt Nadine Ilg. Der Verein empfinde das nicht als „Schikane“, sondern berechtigt im Interesse der Tiere. Nur sei eben nicht klar, wie das alles finanziert werden kann.

Udo Keller, Vorsitzender von „Glückshunde e.V.“, hat die Situation schon ziemlich genau analysiert. Er kommt, grob gerechnet, auf einen Betrag von 50.000 Euro, den der Verein aufbringen müsste, wenn er die Auflagen des Kreisveterinäramtes und die selbst formulierten Verbesserungen erreichen wollte: „Einige Auflagen sind kein Problem, andere sind riesige Probleme. Da wären zum Beispiel ein Container für die Hundequarantäne und ein Container für die Katzenquarantäne. Im Hof steht ein Holzhaus, das muss weg, weil sich Holz schlecht bis gar nicht desinfizieren lässt. Das gesamte Pflaster muss raus, der Hof muss angehoben, dann betoniert und mit einem speziellen Anstrich versehen werden, damit man den Boden desinfizieren kann. Das natürlich auch in allen Bereichen, also das gesamte Tierheim. Wir müssen einen Futterraum haben, der sicher vor Ratten und Feuchtigkeit ist, wir müssen einen Aufenthaltsraum haben, wir brauchen eine Küche, in der man auch desinfizieren kann, wir brauchen ein Büro, wir müssen die Außenanlagen mit neuen, ausbruchsicheren Zäunen versehen. Wir müssen Überdachungen haben, wir müssen Parkplätze nachweisen können, wir brauchen Toiletten für Frauen und Männer, wir brauchen mehr Platz für die Container und wir müssen eine Müllbeseitigung nachweisen. Die Zufahrt zu uns müsste sauber gehalten und zum Teil geteert werden.“ Auch mit dieser Aufzählung sei die Liste noch nicht am Ende angelangt, sagt Udo Keller.

Der Zustand der Tiere, die ins Tierheim gebracht werden, ist oft sehr schlecht. Manchmal sind sie verletzt, manchmal verwahrlost, manchmal orientierungslos. Einige Tiere sind schon alt, haben keine oder schlechte Zähne, Gelenkprobleme oder sind unterernährt. Eine französische Bulldoge, sagt Nadine Ilg, habe bis zur vollständigen Genesung ein Jahr lang im Tierheim gepflegt werden müssen. Alle Tiere, die von „Glückshunde“ auf genommen werden, werden kastriert, geimpft, entwurmt und entfloht.

Der Wert der Arbeit der Ransbach-Baumbacher Tierschützer ist in Zahlen nicht auszudrücken, ihre Arbeit im wahrsten Wortsinn unbezahlbar. Vereinsvorsitzender Udo Keller sagt: „Wir sind rund um die Uhr im Namen des Tierschutzes unterwegs. Es sind ja nicht nur die Öffnungszeiten des Tierheims, zu denen wir tätig sind. Wir sind jede Woche von Montag bis Sonntag rund um die Uhr im Einsatz. Unser Telefon steht nicht mehr still und in Notfällen fahren wir nachts raus, sichten, retten Tiere, oder laden verletzte Tiere ein und bringen sie zum Arzt. Leider fahren wir auch oft tote Tiere von der Straße abholen. Wir sind immer an vorderster Front, um zu helfen, wo auch immer Hilfe notwendig ist. Die, die uns kennen, wissen was wir alles tun. Und dass machen wir, weil wir es gerne machen und nicht weil wir persönliche Vorteile hätten. Im Gegenteil. Wir haben durch unseren ehrenamtlichen Einsatz sehr viele Nachteile in unserem normalen Leben außerhalb des Tierschutzes. Unsere Familien, unsere Kinder, unsere Partner leiden sehr unter unserem Einsatz. Oft so sehr, dass Familien wegen des Tierschutzes, vor dem Ende standen, weil man im Tierschutz kein Privatleben mehr hat. Aber all‘ das haben wir gerne gemacht, mit Herz und aus voller Überzeugung das richtige zu tun!“ Udo Keller will nicht glauben, dass alles umsonst gewesen sein soll, weil sich jetzt ein Berg von materiellen Hindernissen vor ihm und seinen Mitstreitern auftürmt. Deshalb bittet er mit den verzweifelten Worten „Jeder Cent hilft!“ um Spenden an: Tierheim Ransbach-Baumbach/Glückshunde e. V., IBAN: DE 45573918000007479506, SMS mit dem Text Glückshunde5 für 5 Euro an die Nummer 81190

oder Glückshunde10 für 10 Euro an die Nummer 81190.

Paypal tierheim-ransbach-baumbach@hotmail.com.