Nutria haben sich im Sayner Schlosspark angesiedelt

Übermäßiges Füttern ist keine Tierliebe

Übermäßiges Füttern ist keine Tierliebe

Nutria sind ursprünglich in Südamerika beheimatet. Fotos: ROB

Übermäßiges Füttern ist keine Tierliebe

Der Schlosspark bietet hervorragende Voraussetzungen.

Sayn. Der Schlosspark in Sayn bietet für die Bürger Bendorfs und Umgebung reichhaltige Möglichkeiten zur Naherholung. Weitläufige Grünflächen laden zum Entspannen ein, kleine Waldstücke spenden Schatten an heißen Sommertagen. Doch nicht nur Menschen fühlen sich hier wohl. Seit einiger Zeit haben Nutria den Sayner Park als ihr Neues zu Hause auserkoren, Verwandte der Meerschweinchen und eigentlich in Südamerika beheimatet. Mit den possierlichen Haustieren haben Nutria zumindest optisch eher weniger gemeinsam. Manche Exemplare der Gattung Myocastor coypus bringen satte 20 Pfund auf die Waage. Zutraulich sind die Tiere trotzdem, von denen sich mittlerweile mindestens neun Exemplare in der Grünfläche am Brexbach niedergelassen haben sollen. Gerade dann, wenn die Nutria gefüttert werden, verlieren sie zunehmend ihre Scheu vor den Menschen. Und gefüttert werden sie im großen Stil – und das sorgt für Probleme, wie Johannes Thon weiß. Der Bendorfer Bürger möchte Aufklärungsarbeit betreiben, denn Thon hat ein Herz für die Tierchen.

Während sich Nutria in freier Wildbahn rein pflanzlich ernähren, wird in Sayn den Tieren „alles Mögliche angeboten“, wie Thon weiß. Gemeint sind auch recht exklusive Speisen wie Puddingteilchen oder Frikadellen. Selbstverständlich stürzen sich die Tiere auf die Leckereien. Das sorgt aber für Probleme: Für die Riesenmeerschweinchen selbst, genau wie alle anderen tierischen Bewohner des Schlossparks. Es entsteht ein Nahrungsüberangebot und das Wasser wird stark belastet. Zum einen durch die Ausscheidungen der Tiere, zum anderen durch vergammelnde Essensreste. Außerdem sind die angebotenen Speisen zu weich: Die harten Zähne der Nutria müssen sich bei der Nahrungsaufnahme ein Stück weit abnutzen, da sie sonst ungehemmt weiterwachsen. „Dies kann so weit gehen, dass die Nutria überhaupt nichts mehr essen können“, weiß Thon. Das gelte es unbedingt zu vermeiden, denn schaden möchte man den Tieren nicht. Ein weiteres Problem: Durch die Überfütterung vermehren sich die Nutria unkontrolliert. Auch das stelle eine massive Herausforderung für das lokale Ökosystem im Schlosspark dar. Die Idee, sich für die Nutria einzusetzen entstand übrigens im Umfeld einer Facebook-Gruppe namens „Bendorf - deine Zukunft“.

Für Johannes Thon gilt es also, einen sinnvollen Mittelweg zu gehen. Denn die Nutria „tun niemanden weh“, eine „Bevölkerungsexplosion“ möchte man aber auch unbedingt vermeiden. Kürzlich hatte Thon dazu eine Infoveranstaltung veranstaltet. „Nutria sind niedlich und man schaut ihnen gerne zu“, weiß er. „Da ist die Verlockung natürlich groß, sie zu füttern, aber mit Tierliebe und Tierschutz hat das nichts mehr zu tun. Daher sollen die Leute aufgeklärt werden, warum die Fütterung schädlich ist. Damit hat Thon nun begonnen und hat mit dem Bendorfer Bürgermeister Christoph Mohr einen Mitstreiter gefunden. „Ein erster Schritt ist es, mit Warnschilder darauf hinzuweisen, dass die Fütterung der Tiere zu unterlassen ist“, so Mohr. Es gibt auch Überlegungen, die Nutria einzufangen, sterilisieren zu lassen und dann wieder im Park auszusetzen. Dies wäre eine Möglichkeit, der potenziell drohenden Vergrößerung der Population Herr zu werden. Die letzte Option bestünde im Schießen der Tiere. Dies soll natürlich vermieden werden. Rein rechtlich ist das jedoch möglich, denn Nutria sind in Deutschland nicht geschützt. „Bevor wir solche Schritte gehen, wünschen wir uns ein Einsehen der Bevölkerung“, so Thon und Mohr. „Deshalb lautet der Appell: Bitte füttern Sie die Nutria nicht.“ ROB