Stiftung Scheuern und Förderverein Mahnmal Koblenz e.V.
„Vergiss mich nicht und komm...“
Ausstellung zum Gedenken an die Opfer der Zwangssterilisationen und NS-Krankenmorde in Koblenz und Umgebung 1934 - 1945
Koblenz. Die Stiftung Scheuern aus Nassau zeigt in Zusammenarbeit mit dem Verein Mahnmal Koblenz e.V. ihre Dokumentation seit dem 13. Januar bis zum 3. Februar in der Citykirche Koblenz zum Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Gewalttaten. Sie setzt damit ein Zeichen gegen das Vergessen, erinnert an das dunkelste Kapitel ihrer 166-jährigen Geschichte, denn nur wer die eigene Geschichte kennt, kann die Zukunft gestalten. „Vergiss mich nicht und komm...“ waren die verzweifelten Worte des ermordeten Karl L. in seinem Brief an seine Schwester. Karl L. gelangte mit einem Sammeltransport im April 1941 nach Scheuern und wurde am 16. Mai 1941 nach Hadamar transportiert. Seine Zeilen wurden nie abgeschickt, erinnern aber an das unsagbare Verbrechen, der Vernichtung des sogenannten unwerten Lebens, den brutalen Mord an Menschen mit Behinderung und an eine Zeit, in der Einrichtungen der Behindertenhilfe von den Nazis als Zwischenanstalten missbraucht wurden. Unter ihnen war auch die heutige Stiftung Scheuern in Nassau. Fast 1.500 Menschen aus der Zwischenanstalt Scheuern wurden unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in Hadamar umgebracht. Auch dem Koblenzer Alois G. wurde das Lebensrecht abgesprochen. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in seinem Elternhaus in der Salierstraße. Von da aus kam er nach Scheuern und lebte in der Zwischenanstalt ein knappes Jahr. Im Alter von 17 Jahren wurde in Hadamar am 1. Juli 1941 vergast. In der Ausstellung wird an die vom NS-Regime getöteten Bürger der Stadt Koblenz und an die ehemaligen Bewohner der Stiftung Scheuern gedacht. Die Veranstaltungen zum diesjährigen internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar in Koblenz erinnern an die Opfergruppe der Zwangssterilisierten und NS-„Euthanasie“-Opfer. Damit greift der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. nicht nur das Thema auf, unter das der Landtag Rheinland-Pfalz seine diesjährigen Veranstaltungen stellt. Vielmehr erinnert er auch an den Beginn der Krankenmorde in der Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg vor nunmehr 75 Jahren. In der Zeit von Januar bis August 1941 wurden dort im Rahmen der sogenannten T4-Aktion mehr als 10.000 Menschen mit Giftgas ermordet. Das war die Vorgeschichte von Auschwitz, an dessen Befreiung am 27. Januar 1945 der Gedenktag erinnert. Die damalige Heil- und Pflegeanstalt Scheuern bei Nassau an der Lahn war eine sogenannte Zwischenanstalt auf dem Weg in den Tod. Dort wurden Menschen mit Behinderungen aus der Umgebung gesammelt, dann mit „grauen“ Bussen nach Hadamar verschleppt und noch am selben Tag ermordet. Die Ausstellung dokumentiert diese Krankenmorde an Patienten aus Scheuern und auch deren Vor- und Nachgeschichte. Sie zeigt aber auch das Aufbegehren der Opfer. Ergänzt wird diese Ausstellung der Stiftung Scheuern durch einen regionalen Teil, den der Förderverein Mahnmal Koblenz eigens aus diesem Anlass erarbeitet hat. Darin dokumentiert er das Schicksal von 14 Menschen aus Koblenz und Umgebung, die zwangsweise sterilisiert und/oder ermordet wurden. Die Ausstellung wurde am 13. Januar eröffnet vom Vorsitzenden des Fördervereins Mahnmal Koblenz Dr. Jürgen Schumacher und Pfarrer Gerd Biesgen, Vorstand der Stiftung Scheuern. Als Begleitveranstaltung bietet der Förderverein eine Fahrt zur Gedenkstätte Hadamar bei Limburg/Lahn mit Führung am Samstag, 23. Januar an. Abfahrt ist um 8.30 Uhr an der Hans-Zulliger-Schule in Koblenz-Lützel, Brenderweg 23 (Rückkehr gegen 13 Uhr, Unkostenbeitrag). Am 27. Januar selbst findet die Gedenkstunde der Stadt Koblenz statt. Sie beginnt um 17.30 Uhr mit einer Statio am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz auf dem Reichensperger Platz mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Hofmann-Göttig. Sie wird gegen 18 Uhr fortgesetzt in der Liebfrauenkirche mit Ansprachen des Oberbürgermeisters und des Vorsitzenden des Fördervereins Mahnmal Koblenz und dem Christlich-Jüdischen Gebet. Anschließend ist Gelegenheit, die Ausstellung in der Citykirche zu besichtigen. Zu allen Veranstaltungen, deren Besuch bis auf die Fahrt nach Hadamar kostenlos ist, sind alle Interessierten eingeladen. Nähere Informationen: www.mahnmalkoblenz.de. Führungen sind in Absprache mit dem Förderverein Mahnmal Koblenz möglich.
Presseerklärung des Fördervereins Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus
in Koblenz e.V.
Historisches Foto der Anstalt Scheuern aus der Zeit der Verfolgung.Foto: privat
Foto der Anstalt Hadamar mit rauchendem Schlot.Foto: privat
Schriftzug "Vergiss mich nicht".Foto: privat
