Nico Grunerts Supermarkt sorgt für deutschlandweite Aufmerksamkeit

Wenn viele Leute, kleine Dinge tun,kann das die Welt verändern

Wenn viele Leute, kleine Dinge tun,
kann das die Welt verändern

Nico Grunert und seine aufsehenerregende Obst/Gemüse-Schenkstation.Fotos: MKA

Wenn viele Leute, kleine Dinge tun,
kann das die Welt verändern

„Diese Ware möchten wir nicht mehr verkaufen, aber für den Mülleimer sind sie noch zu schade. Suchen sie sich etwas aus, nehmen zwei, drei Produkte mit. Lassen sie anderen Kunden auch noch etwas übrig“, steht auf dem Hinweisschild.

Andernach. 12 Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen in Deutschland jährlich im Müll. Lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser werden so unnötig verschwendet. Dabei wäre vieles, was auf der Halde landet, noch genießbar. Da stimmen Nachrichten, wie diese, doch ein wenig hoffnungsvoll: „Ab jetzt werden wir bei uns Lebensmittel, die noch genießbar sind und nicht weggeschmissen werden, an euch, unsere Kunden kostenlos abgeben.“ So begann Ende Juli ein Facebook-Beitrag des REWE-Marktes in Andernach. Der selbstständige Kaufmann und Marktbetreiber Nico Grunert hatte ihn in die digitale Welt gesetzt. Dazu ein Bild von einem bunten, prall gefüllten Korb mit Gemüse und Salat. Die kleine Information löste im weltumspannenden Netz eine umso größere Resonanz aus. Tausende signalisierten ihre Anerkennung, Zigtausende reichten die Information weiter. Medien wie die Bild-Zeitung, der Express, der WDR, RTL, Radio FFH und digitale Kommunikations-Plattformen wurden so auf Grunerts Mitteilung aufmerksam und verbreiteten sie ebenfalls. Seine Nachricht wälzte sich auf diese Weise quer durch die Republik. BLICK aktuell besuchte den Markt in Andernach und sprach mit dem ehemaligen Bezirksleiter und heutigen Marktinhaber, Nico Grunert.

Verwerten statt wegwerfen

„Die Resonanz habe ich so nicht erwartet. Zumal die Idee ja nicht neu ist. Wir geben zwar auch an die Tafel viele Lebensmittel ab, aber da gab es noch etwas, was wir nicht wegwerfen wollten“, sagte uns der Marktchef. Es habe bisher an der sogenannten „Foodsharing-Station“ keine Schlangenbildung gegeben und das kostenfreie Angebot würde nicht ausgenutzt. Auch würde sein Markt deswegen keinen Umsatzrückgang verzeichnen. „Wir behalten das so bei!“, verspricht der aus Gera stammende und heute im Westerwald lebende 37-Jährige, der den Markt im Januar 2018 als selbstständiger Kaufmann übernommen hat. „Der Obst- und Gemüsekorb wird zweimal am Tag aufgefüllt. Es kommt der Aufkleber Kundeneigentum auf die Ware. Wenn der Korb leer ist, ist er halt leer.“, ergänzt Nico Grunert. BLICK aktuell: „Ist Ihr Markt in Andernach der erste, der ausgesondertes aber noch genießbares Obst und Gemüse an seine Kunden verschenkt?“ Nico Grunert: „Ich hab das nicht analysiert, bin aber der Meinung: ja.“

Die Nachhaltigkeit und

sozialen Bedürfnisse im Blick

Eine zukunftsorientierte Gesellschaft lebt nachhaltig, indem sie nicht mehr verbraucht, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren und künftig wieder bereitgestellt werden kann. Aber auch, indem sie möglichst verwertet statt, wegzuwerfen. Im Sinne künftiger Generationen geht sie zudem verantwortungsbewusst mit der Natur, der Umwelt und natürlich den Menschen und Tieren um.

Auch außerhalb der Geschäftsmauern wirkt Nico Grunert mit seinem Team: Beim Nachhaltigkeitsmarkt im Oktober, ausgerichtet in Andernachs Stadtgalerie, beteiligte sich der Lebensmittelmarkt und in diesen Tagen bringt er sich bei der Koblenzer Obdachlosen-Hilfe bei der Essenverteilung ein.

Es sind nicht immer nur die spektakulären Aktionen, die etwas bewegen, die zum Handeln anregen oder zumindest einen Denkanstoß geben. Ein afrikanisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.“