Die Zukunftsregion Ahr e.V. bietet zwei Info-Veranstaltungen an

Wie möchten sich die Menschen an die Flut erinnern?

10.09.2024 - 08:54

Kreis Ahrweiler. Der Verein „Zukunftsregion Ahr e.V.“ lädt alle interessierten BürgerInnen zu seinem neuen Veranstaltungsformat „offener Dialog: Dokumentation und Erinnerung“ ein. Die verheerende Flut 2021 hat das Ahrtal und die Ahrtaler verändert. Es gibt bereits einige Ideen, wie Stätten der Erinnerung umgesetzt werden könnten. Auch der Gedanke eines Flutmuseums beschäftigt die Öffentlichkeit bereits seit geraumer Zeit. Bei der Umsetzung eines solchen Vorhabens hat das Land Rheinland-Pfalz Unterstützung signalisiert, allerdings möchte niemand an der Bevölkerung vorbei planen. Daher lädt derVerein Zukunftsregion Ahr e.V. die Bewohner des Ahrtals zu einem offenen Dialog zum Thema Flut-Erinnern ein.


Zwei Veranstaltungen geplant


Damit alle BürgerInnen die Möglichkeit haben, den Veranstaltungsort unkompliziert zu erreichen, werden zwei Veranstaltungen angeboten:

26.09.24 Bad Neuenahr-Ahrweiler, alvitha Eventlocation, Peter-Jansen-Straße 16

01.10.24 Dümpelfeld (VG Adenau), „DüNaLü“, Gartenstr. 5

Um besser planen zu können, bittet der Verein um eine Anmeldung vorab unter nachstehend aufgeführtem Link oder unter Tel. 02641/3083300. Unter dem Link finden sich auch alle weiteren Informationen zum Ablauf der Veranstaltungen. Es genügt, sich nur zu einer der beiden Veranstaltungen anzumelden, da es jeweils den gleichen Diskussionsaufbau geben wird.

BLICK aktuell sprach im Vorfeld der Veranstaltungen mit Christoph Klötzer, Vorstandsvorsitzender der Zukunftsregion Ahr e.V. und den Vorstandsmitgliedern Richard Lindner und Jürgen Schwarzmann.

BLICK aktuell: Bald veranstaltet Zukunftsregion Ahr zwei Bürgerdialoge – um was geht es genau?

Christoph Klötzer: Wir als Verein Zukunftsregion Ahr e.V. laden alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einem neuen Format mit dem Titel „offener Dialog: Dokumentation und Erinnerung“ ein. Das Haupt-Thema dieser Veranstaltungen wird die Diskussion über die Schaffung einer zentralen Dokumentations- und Erinnerungsstätte der verheerenden Flutkatastrophe sein, welche sich vor einigen Wochen zum dritten Mal gejährt hat.

BLICK aktuell: Wann finden diese Bürgerdialoge statt und an wen richtet sich das Angebot?

Christoph Klötzer:Geplant sind 2 Veranstaltungen, am 26. September in Bad Neuenahr-Ahrweiler und am 1. Oktober in Dümpelfeld (auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Adenau). Anzumelden braucht man sich allerdings nur zu einer der beiden Veranstaltungen, denn um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, den Veranstaltungsort möglichst unproblematisch zu erreichen, werden beide Termine mit dem gleichen Diskussionsaufbau angeboten.

Richard Lindner: Damit ist auch der zweite Teil der Frage beantwortet: Wir möchten mit möglichst vielen Menschen aus der Region ins Gespräch kommen. Jede/r kann, darf und soll mitmachen. Die Bitte um vorherige Anmeldung soll uns lediglich dabei helfen, besser planen zu können. Niemand – auch Kurzentschlossene – werden an der Tür abgewiesen.

BLICK aktuell: Wie können sich Interessierte Ablauf / die Inhalte der Veranstaltungen vorstellen?

Jürgen Schwarzmann: Ein zentrales Thema wird die Diskussion über die Idee eines Flutmuseums sein, welche die Öffentlichkeit bereits seit geraumer Zeit beschäftigt. Rund um dieses Thema gibt es bereits einige vielversprechende Ideen und Ansätze, wie Stätten der Erinnerung umgesetzt werden können. Diese teils äußerst umfangreichen und detaillierten Vorarbeiten – wie sie bspw. durch das Projekt MemoriAHR oder den Ahrtal Tourismus geleistet wurden – möchten wir aktiv miteinbeziehen, uns selbst allerdings keine bestimmte Idee zu Eigen machen.

Christoph Klötzer: Es geht also nicht nur um die Frage nach Notwendigkeit und Standort einer solchen Einrichtung, sondern auch darum den Wünschen der Menschen im Ahrtal gerecht zu werden. Aus unserer Sicht ist es daher zwingend erforderlich, nochmals einen Schritt zurückzugehen und eine möglichst breit geführte gesellschaftliche Diskussion anzustoßen. Diese wollen wir dann im Anschluss natürlich möglichst auch zu einer fundierten Entscheidung führen.

BLICK aktuell: Welche Fragen sollen damit beantwortet werden?

Christoph Klötzer: Die Flut hat nicht nur materielle Schäden hinterlassen, sondern auch tiefe emotionale Wunden gerissen. Viele Menschen haben Angehörige oder Freunde verloren und trauern um diese Verluste. Daher lautet die zentrale Frage in diesem Kontext wie die Betroffenen und die Bewohner des Tals mit diesem Erbe umgehen möchten. Wie wollen sie sich erinnern oder erinnert werden? Welche Möglichkeiten gibt es, die Geschichte und die Erfahrungen der Flutkatastrophe für zukünftige Generationen festzuhalten? Wir halten es durchaus für möglich und angebracht, diesen Rahmen auch für die „Klärung“ von Detailfragen zu nutzen wie: „Wo befindet sich ein geeigneter Ort? Welche Kosten entstehen? Wer könnte Betreiber sein? Gibt es Synergien mit dem IRRC@Ahr?“ Viele gute Fragen die beantwortet werden sollten und nach Entscheidungen verlangen, jedoch nicht an den Anwohnern vorbei.

Jürgen Schwarzmann: Auch nach 3 Jahren hat es noch keinen richtigen, auf Augenhöhe geführten, Bürgerdialog zu diesem Thema gegeben. Ziel muss es jedoch in dieser Angelegenheit sein, alle Flutbetroffenen und Interessierten in den Prozess einzubeziehen, damit sich jeder abgeholt fühlt und die Möglichkeit hat, seine Gedanken und Ideen einzubringen. Dies ist immanent wichtig um sicherzustellen, dass eine wie auch immer geartete Lösung den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen im Ahrtal gerecht wird. Dies ist der zentrale Aspekt unserer Bemühungen und mir als Ortsbürgermeister und v.a. auch als Einwohner einer der flutbetroffenen Gemeinden der VG Altenahr ein Herzensanliegen.

BLICK aktuell: Welche Aufgaben hat die Zukunftsregion Ahr?

Christoph Klötzer: Zunächst einmal ist wichtig zu betonen, dass es sich bei unserem Verein nicht um eine weitere „Wiederaufbaugesellschaft“ handelt. Auch wenn darauf natürlich in absehbarer Zeit ein gewisser Fokus liegen wird, so gehen die Betätigungsfelder und Ziele sowohl räumlich als auch zeitlich weit darüber hinaus. Wir haben uns ganz bewusst nicht nur den Aktivitäten des Wiederaufbaus verschrieben, sondern möchten die gesamte Region in ihrer Entwicklung zu fördern und deren Zukunftsfähigkeit mitzugestalten. Dabei kann man den Wiederaufbau durchaus als Chance begreifen gezielt daran zu arbeiten, auch den Status Quo vor der Flut zu verbessern, insbes. da wo ein Wiederaufbau nicht 1:1 möglich ist.

BLICK aktuell: Wie können wir uns das vorstellen?

Christoph Klötzer: Wir wollen uns in erster Linie auf Projekte konzentrieren, die eine gesellschaftliche Gruppe alleine nicht verwirklichen kann. Durch Netzwerkarbeit möchten wir dazu beitragen, unterschiedlichste Akteure themenbezogen zusammenzuführen. Von der Einbindung regionaler und überregionaler Entscheidungsträger erhoffen wir uns zudem, die bestmöglichen Lösungen nicht nur zu identifizieren, sondern auch deren Umsetzung zu beschleunigen.

Richard Lindner: Diese Philosophie hat auch mich dazu motiviert, im Verein Zukunftsregion Ahr aktiv mitzuwirken und sowohl meine Expertise als auch mein berufliches sowie privates Netzwerk einzubringen. Das aktuelle Projekt – Flutmuseum, Dokumentation und Erinnerung - ist deshalb für mich eine Art Plattform für den Dialog von Bürgern, Gästen und Helfern. Es sollen darin auch zukunftsorientierende Planungen und nachhaltige Entwicklungen aufgezeigt werden.

BLICK aktuell: Können Sie uns noch ein weiteres Beispiel für ein Projekt in ihrer Pipeline nennen?

Christoph Klötzer: Ein Thema, welches zugegebenermaßen nicht ganz neu ist und welches unsere Region auch nicht exklusiv hat, ist der Mangel an Fachkräften in nahezu allen Sektoren – v.a. aber auch in den für das Ahrtal besonders wichtigen Hotel-und Gaststätten-Bereich sowie in den Pflegeberufen. Hier gab es auch vor der Vereinsgründung schon Bestrebungen, etwas dagegen zu unternehmen. Eine von Bund und Ländern in Auftrag gegebene Studie hat das Konzept des „Ahrtal-Zentrums für Fachkräfte“ hervorgebracht. Dieses Projekt konnte allerdings zunächst nicht in die Umsetzungsphase überführt werden, denn letztlich konnte niemand die Federführung übernehmen und auch die Frage nach der Finanzierung blieb ungelöst. Hier kommen wir ins Spiel: Da wo anderen Akteuren aus unterschiedlichen Gründen die Hände gebunden sind, können wir aktiv werden und auch im Hinblick auf eine Anschubfinanzierung hoffen wir, als Türöffner dienen zu können.

Jürgen Schwarzmann: Man kann den Verein also durchaus als eine Art „zweite Chance“ für Projektansätze verstehen, die trotz vielversprechender Ansätze bislang nicht zur Umsetzung gelangt sind. Gleichzeitig möchten wir aber natürlich auch möglichst vielen neuen Ideen eine Plattform geben – zunächst ganz ohne Denkverbote und unter dem Motto: „Mut haben anders zu sein und so zu denken“. Durch die Arbeit des Vereins Ideen eine (neue) Heimat zu geben, sprich sie aufzugreifen, zu entwickeln und weiterzuführen ist eine Vision, die wir mit möglichst vielen Menschen in unserer Region teilen und zum Leben erwecken möcshten. Das gemeinsame Ziel muss lauten, den Landkreis zu einem attraktiven Standort zu machen, der durch Innovation, Gemeinschaftssinn und kulturellen Reichtum besticht und seinen Menschen eine lebenswerte und prosperierende Heimat bietet.


Weitere Informationen


Weitere Informationen - auch zur Mitgliedschaft - gibt es online gibt es unter www.zukunftsregion-ahr.de oder unter der Telefonnummer 02641 / 308 3300. E-Mai:

info@zukunftsregionahr.de

ROB

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