Außerordentliche Sitzung des Heimat und Bürgervereins in Bad Bodendorf

Zu viele Aufgaben, viel zu wenig Aktive

Zu viele Aufgaben, viel zu wenig Aktive

Außenordentliche Freiluft-Sitzung in eher kleiner Runde beim HBV in Bad Bodendorf. Foto: BL

Bad Bodendorf.Was tun, wenn das Dorf keine Kneipe mehr hat und auch sonst die Versammlungsräume rar gesät sind. Ein breit aufgestellter Verein hat da einfach die eigene Schutzhütte im Portfolio. So fand am Freitag die außerordentliche Sitzung des Heimatsvereins (HBV) in Bad Bodendorf in der vereinseigenen Schutzhütte am Sportplatz statt. Vorsitzende Ricarda Sonnenberg hatte eingeladen, um bei einem Gedankenaustausch, das Fortbestehen des Vereins auch in Zukunft und auf lange Sicht zu sichern.

An der Vereinschefin war es auch, die Entwicklungen der vergangenen Jahre noch einmal Revue passieren lassen. Mit dem Amtsantritt von Sonnenberg und ihrer Schwester Larissa Pauly als Schriftführerin, gab es seinerzeit beim HBV ja einen Generationenwechsel. Erste Auswirkung: die Vereinsstruktur wurde etwas angepasst. Die zahlreichen Aufgaben des Vereins wurden nicht mehr munter durcheinander vom gesamten Vorstand erledigt, sondern es wurden neue Arbeitskreise eingerichtet. Der Effekt: Die Arbeit klappte deutlich besser. Ein Grundproblem wurde seinerzeit aber nicht gelöst: Es gab immer zu wenig Leute für zu viele Aufgaben. Vom Weinfest, dass sich ja längst in ungeahnte Dimensionen entwickelt hat, bis hin zur Dorfschelle, vom Technikmuseum bis zum Heimatarchiv von den Streuobstwiesen bis zur Pflege der dörflichen Gemeinschaft reicht das extrem breite Arbeitsgebiet des Heimat und Bürgervereins. Eine alltägliche Mammutaufgabe, bei der es dem Verein an Mitstreitern mangelt.

Und auch die Resonanz auf den Aufruf zur außerordentlichen Sitzung hielt sich in überschaubaren Grenzen. Denn neben dem Vorstand hatten nur ganz wenige Mitglieder den Weg zur Schutzhütte gefunden. Immerhin erklärte sich unter großem Beifall ein Neubürger bereit, den zur Zeit noch vakanten Posten des Beisitzers im Vorstand zu übernehmen. Zwar hat auch Corona beim Heimat- und Bürgerverein für geringere Aktivitäten gesorgt (so fiel das Weinfest ja zwei Jahre in Folge aus) aber die entscheidende Strukturschwäche im Verein bleibt. „Wir brauchen für die bestehenden Aufgaben und auch für alle neuen Projekte auch neue Leute“, stellte Ricarda Sonnenberg fest. Die Resonanz am vergangenen Freitagabend sah sie aber auch sehr nüchtern: „Bei fast 4000 Einwohnern im Ort und rund 250 Vereinsmitgliedern ist das natürlich heute Abend eine bescheidene Veranstaltung“, so die Vereinsvorsitzende.

Eines der Resultate des Abends: Es wurde sehr erfrischend und offen Klartext geredet. Und wie bei anderen Vereinen macht sich auch im Vorstand des HBV die Erkenntnis breit, dass man einige Aufgaben, wenn es denn nicht genug Leute mehr gibt, einfach sein lassen muss, um sich eher auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Zur Struktur des Vereins muss man wissen, dass die „rüstigen Rentner“ als „Team Dorfpflege“ als inoffizieller Arbeitskreis auch mit zum Umfeld des Vereins gehören.

Eines der Rezepte soll es nun sein, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Und man will sich auf den Aspekt Zusammenleben im Dorf konzentrieren. Etwa mit einer Veranstaltungsreihe unter dem vorläufigen Arbeitstitel „Alte Bad Bodendorfer treffen junge Bad Bodendorfer“. Zudem sollen die vielen jungen Familien in den Neubaugebieten des Dorfes gezielt angesprochen werden.

Das Patentrezept fand sich trotz der intensiven Diskussion am Abend allerdings nicht. Bereits im September droht sich die bereits mehrfach verschobene Jahreshauptversammlung an. „Ich werde wohl noch einmal drei Jahre weitermachen, aber es muss sich bei der Arbeit im Verein deutlich etwas ändern“, gab die Vorsitzende ein Versprechen. Dies gilt wohl auch für den überwiegenden Teil des Vorstandes.

Es kriselt also deutlich beim Heimat- und Bürgerverein, in Katastrophenstimmung wollte man sich allerdings nicht wälzen. Die neue Veranstaltungsreihe soll schnell auf die Beine gestellt werden, um sie anzutesten und auch an einer Verschlankung der Vereinssatzung und der festgelegten Vereinsziele soll gearbeitet werden. Das Strukturproblem beim HBV ist übrigens ein Grundproblem fast aller Vereine in der Region. Denn den Gesamtzustand „zu viele Aufgaben für zu wenige Aktive“ kennt eigentlich jeder Verein. Zunächst einmal wird es aber im Verein weitergehen mit der Hoffnung auf Besserung und mehr Mitmacher, ob nun aus den Reihen des eigenen Vereins, der alteingesessenen Bad Bodendorfer, oder der zahlreichen Neubürger.