Kunstausstellung in Koblenz-Ehrenbreitstein
Alle Jahre wieder in der Kunstbackstube
In letzter Ausstellung des Jahres präsentieren bis 22. Dezember rund 15 Künstler ihre Werke in ehemaliger Bäckerei
Koblenz-Ehrenbreitstein. Das große Schaufenster ist weihnachtlich dekoriert, zahlreiche Kerzen verbreiten ihren einladend-warmen Schein. Das ist die „Kunstbackstube“ in der Humboldtstraße 124. Hier vereinen sich die unterschiedlichsten Kunststile in den Bereichen Keramik, Grafik, Malerei, Fotografie oder Goldschmiedekunst. Gerade diese Vielfalt macht die Kunstbackstube aus, in der es noch einige Tage lang „Alle Jahre wieder“ heißt. Immer zum Jahresende gönnt sich Anja Bogott, Geschäftsführerin der Kunstbackstube, eine Ausstellung, mit der auf das zurückgeschaut wird, was in dem Jahr entstanden ist. Zudem treffen sich bei der Gelegenheit immer wieder einmal die Künstler, um sich auszutauschen. Viele von ihnen sind langjährige Freunde oder alte Studienkollegen Bogotts, andere bewerben sich oder werden von der Betreiberin der Mietgalerie angefragt. Zum Konzept der Kunstbackstube gehört, Künstlern Präsentationsfläche gegen ein monatliches Entgelt zur Verfügung zu stellen. Ausgestellte Arbeiten sollten maximal sechs bis neun Monate hier verbleiben, so dass für Besucher immer wieder Neues zu entdecken ist. Kunsthandwerk-Freunde drehten manchmal viele Runden in der Galerie und freuten sich an den schönen Dingen, sagt Bogott. Sie empfiehlt, hier einmal eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, den Geschichten zuzuhören, die die Arbeiten erzählen.
In der Ausstellung zeigen die Künstler schwerpunktmäßig kleinformatige Werke und andere besondere Kleinigkeiten, die auch gut und gerne als Geschenk zu Weihnachten Freude bereiten können. Dienstags bis freitags jeweils von 15 bis 18 Uhr, an den Wochenenden bis 19 Uhr, kann in dem mit viel Liebe gestalteten Verkaufsraum der ehemaligen Bäckerei vor und hinter dem Verkaufstresen geschaut und gekauft werden. Das Angebot wird offenbar rege angenommen, die Hausherrin ist jedenfalls zufrieden mit der bisher erreichten Besucherzahl. Jedermann wolle stöbern, entdecken und Überraschendes sehen. Zu Weihnachten, dem Fest der Fülle, sei das Kunstangebot deshalb besonders groß. Neben zahlreichen Gebrauchs-Keramikobjekten wie Schalen, Vasen und Kerzenständern werden viele Kunstwerke präsentiert, die zum Betrachten und sich daran Erfreuen geschaffen wurden. So wie die „Spiegelungen“-Fotos von Christa Miserre, bei denen oben und unten getrost einmal verwechselt werden darf, damit immer wieder neue Aspekte des von ihrer „kleinen Knipse“ Erfassten sichtbar werden. Ein anderer ausstellender Fotograf in der Galerie ist Paul Bretz. Er beschäftigt sich vornehmlich mit der Landschafts- und Architektur-Fotografie. Bogott selber stellt natürlich auch aus. Ihr eines Standbein sei die Keramik, das andere die Grafik. In beiden Kunstgattungen präsentiert sie ihre eigenen und auch die Arbeiten von Künstlerkollegen. „Spiele aus aller Welt“ interpretiert beispielsweise Linda Rönsberg mit ihren quaderförmigen Keramik-Plastiken. Noch eine in Höhr-Grenzhausen studierte Keramikerin zeigt hier ein kleines Spektrum ihres Kunstwirkens. „Cornelia Hinkel mag Amorphes“, sagt Bogott, Veränderungen und Vergänglichkeit wolle sie künstlerisch darstellen. So wie bei den Keramik-Formen und fast abstrakten Figuren, die wie mit Rost überzogen erscheinen. Gerade zu Besuch in der Kunstbackstube ist Anne Rether, eine auf Grafik und Malerei spezialisierte Künstlerin aus Diez. Von ihr sind etwa zehn Arbeiten hier ausgestellt, alle entstanden in den letzten drei Monaten. Die Künstlerin, die sonst gerne Menschen und gefühlsbetont malt und zeichnet, im Bereich Aktmalerei sehr aktiv ist, zeigt nun einmal ihre „Zufallsgrafiken“, allesamt Unikate. Denn die auf dem einen Papier noch flüssige Tinte, geklappt auf ein saugendes zweites Papier, bringt auch für sie immer wieder überraschende und einzigartige Ergebnisse, die die Fantasie beflügeln. Ob sie sie verwirft oder rahmt, hängt von ihrer Stimmung ab. Eine Stippvisite in der Galerie macht auch Susanne Krusi-Bischoff aus Wassenach, eine erfahrene Goldschmiedemeisterin. Sie zeigt die von ihr gefertigten, vielfach mit Edelsteinen „geadelten“, dennoch eher schlicht-eleganten Silber-Schmuckstücke. Bei Besuchen auf Edelsteinmessen lasse sie sich gerne von Smaragden, Aquamarinen oder Bergkristallen zu ihren Arbeiten inspirieren. Ein ganz besonderes Exponat ist der Bergkristall-Ring, mit einem Engel unterlegt. Ein Geheimnis, das er nicht so leicht offenbart.
Mit einbezogen in die Jahres-Endausstellung ist Bogotts Atelier, das gegenüber der Kunstbackstube liegende „HAUS 121“. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Grafik. Akte - Tusche auf Papier - hängen in großer Anzahl an den Wänden.“Mein ganz persönlicher Rückblick auf die letzten Monate“, sagt die gelernte Keramikerin, bei der die Grafikarbeiten der klar dominierende Teil sind.
Bei einer so großen Auswahl entdeckt sicher jeder ein Stück Kunst, das er sich selbst oder einem lieben Menschen schenken möchte. Dazu Bogotts Empfehlung: „Wer Kunst kauft, soll mit ihr leben, sie zu einem Teil des eigenen Lebens machen!“
Am 28. Dezember begibt sich die Kunstbackstube mit einem kleinen Stand einmal auf die andere Rheinseite, auf den Florinsmarkt. Bei dem kleinen Markt der schönen Dinge im Rahmen der „Florinslichter“-Veranstaltung der Martin Görlitz-Stiftung will Bogott einige besondere kunsthandwerkliche Arbeiten ausstellen.
