CasinoForums 2013 bot eine Diskussionsrunde
Arbeit im Ehrenamt - oft ein Hindernislauf
Dr. Jürgen Rüttgers, Christian Lindner und Rudolf Scharping zu Gast in Koblenz
Koblenz. Seit dem Jahr 2004 veranstaltet das „Casino zu Coblenz“ alle zwei Jahre das CasinoForum, bei dem Podiumsdiskussionen zu gesellschaftspolitischen aktuellen Themen geführt werden. Das erste Forum hatte den demografischen Wandel zum Thema. In diesem Jahr fanden Mittags- und Abendveranstaltung statt unter der Überschrift „Nebeneinander, miteinander – nicht gegeneinander“ - das bürgerschaftliche Engagement als Grundlage einer bürgerschaftlichen Gesellschaft. Am Abend wurde im großen Saal des Debeka-Gebäudes über die wichtige Bedeutung des Ehrenamtes diskutiert. Die FDP-, SPD- und CDU-Politiker Christian Lindner, Rudolf Scharping und Dr. Jürgen Rüttgers nahmen zum Thema Stellung. Moderator war Hans-Jörg Assenmacher, der vorsitzende Direktor der Casino-Gesellschaft. Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor der Debeka Versicherungen, Uwe Laue, der sein Unternehmen vorstellte und den Tagungsort als geradezu ideal für das gewählte Thema bezeichnete, erklärte Assenmacher, was die seit 1808 bestehende bürgerliche Vereinigung „Casino zu Coblenz“ antreibt.
Sie ist Träger der Idee einer emanzipierten Bürgergesellschaft, die sich im gesellschaftlichen Dialog mit den Entwicklungen der Zeit auseinandersetzt, Verantwortung übernimmt und sich mit Tatkraft und Engagement für ein starkes Gemeinwesen einsetzt.
Die Diskussion eröffnete Assenmacher schließlich mit der Frage, welches ehrenamtliche Engagement seine Podiums-Gäste denn eingehen oder eingegangen sind.
Der ehemalige Bundesminister und Ministerpräsident Rüttgers ist sich sicher, dass er ohne das Ehrenamt - mit den Pfadfindern fing es an - wohl nicht in der Politik gelandet wäre. Lindner, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, hat sich das bürgerschaftliche Engagement offenbar auf die persönliche Fahne geschrieben.
In weit mehr als zehn Vereinen und Organisationen ist er, wie er auf seiner eigenen Homepage angibt, aktives Mitglied. Besonders am Herzen liegt ihm dabei das Kinderhospiz „Regenbogenland“ in Düsseldorf, eine nicht staatlich finanzierte Einrichtung, deren Botschafter er ist. Scharping, der von 1998 bis 2002 Bundesminister der Verteidigung war, war schon in seiner Jugend Verteidiger, allerdings im heimatlichen Fußballverein in Lahnstein, dessen Vorsitz er zudem viele Jahre inne hatte.
In seinem seit 2005 ausgeübten, wieder sportlich ausgerichteten Ehrenamt wurde er in diesem Jahr für weitere vier Jahre als Präsident des „Bundes Deutscher Radfahrer e.V.“ bestätigt.
In Deutschland engagieren sich derzeit mehr als siebzig Prozent der Bürger ehrenamtlich. Das sei eine Besonderheit im Vergleich zu den anderen Ländern Europas, machte Rüttgers klar. Und Scharping bestätigte, es gebe in keinem anderen Land so ein ausgeprägtes Vereinsleben, so viel freiwilliges Engagement. Aber dass Vereinsarbeit und Ehrenamt nur Spaß macht, dahinter setzte er ein Fragezeichen.
Die sinkenden Mitgliederzahlen, mit denen zahlreiche Vereine und Verbände zu kämpfen haben, seien nicht nur dem demografischen Wandel sondern auch den vielen, den Vereinen vom Gesetzgeber auferlegten und zu überwindenden organisatorischen und bürokratischen Schwellen geschuldet.
Das Ehrenamt und der demografische Wandel
Alle drei Politiker waren sich in ihrer Forderung nach mehr staatlicher Unterstützung des Ehrenamtes einig. Weitere steuerliche Vergünstigungen wären ein gutes Zeichen der Anerkennung und Ermutigung. Ohne ein solches Zeichen müssten es Vereinsaktive wie eine Zurückweisung ihrer gelebten Nächstenliebe empfinden.
Schon jetzt hätten viele Ehrenamtler den Eindruck, sie bekämen mehr gute Worte als gute Taten zu spüren und Frustration breite sich aus, merkte Scharping an.
Rüttgers fragte, warum „das alles“ bei uns so kompliziert gemacht werden müsse. Er verstehe zwar die innere Logik all der Auflagen und Vorschriften, aber es solle doch einmal geschaut werden, was sie am Schluss bewirken. Der ehemalige Bildungsminister befürwortet, weniger zu regeln, die Leute einfach mal machen zu lassen.
„Die da oben entscheiden, wir hier unten müssen es machen“, geleistete Hilfe gar als eigene Dummheit auszulegen, lasse ein Gefühl der Verdrossenheit aufkommen, das zu immer weniger Hilfsbereitschaft führe. Doch habe auch die ewige staatliche Bevormundung zu einem Anspruchsdenken und einer Selbstunterforderung der Bürgerschaft geführt, fügte Lindner an. Die Bürger müssen sich weiter und noch mehr mit gemeinnützig geleisteter Arbeit einbringen, denn das Ehrenamt sei von großer Bedeutung als finanzielle Entlastung des Staates, sagte Scharping. Die Arbeit wäre unbezahlbar, wenn der Staat sie übernehmen sollte. Rüttgers appellierte, dennoch nicht alles, was früher oft eine Frage der Hilfe von Mensch zu Mensch war, in Vereinen zu organisieren.
Er erinnerte zudem an die mit den demografischen Änderungen einhergehenden, auf die Vereine zukommenden Probleme. Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten weiter abnehmen. Gleichzeitig werden die ehrenamtlich zu leistenden Aufgaben zunehmen, denn der finanziell stark belastete Staat werde manche Dinge einfach nicht mehr machen können. Schon deswegen sei es dringend notwendig, den Wust von Vorschriften zu ändern, forderte Rüttgers.
Lindner verlangte zudem mehr Akzeptanz des ehrenamtlichen Engagements, nicht nur bei den Arbeitgebern. Um das Ehrenamt in der Mitte der Gesellschaft ankommen zu lassen, dürfe man nicht aufhören, dafür zu werben und zu sensibilisieren. Zudem müsse in den Vereinen darüber nachgedacht werden, wie auch andere Formen des Engagements, auch kurzfristigere, genutzt werden können.
Die zunehmend geforderte Mobilität in der Arbeitswelt mache eine langjährige Verwachsung mit einem Verein gerade für junge Menschen oft nicht mehr möglich. Außerdem werde ein anderes Bild des Alters gebraucht, sagte Lindner. Gerade im Ehrenamt müsse die Altersgrenze aufweichen.
Doch der FDP-Politiker wollte nicht nur in Moll über das Ehrenamt sprechen. Bereits Zehntausende junger Leute, Tendenz steigend, engagierten sich schließlich jedes Jahr nach Beendigung der Schulzeit gegen schmale Entlohnung im freiwilligen sozialen Jahr, um etwas für die Gesellschaft zu tun.
Die Diskussionsrunde schloss Assenmacher mit dem Dank, dass das Thema „bürgerschaftliches Engagement“ in großer Breite diskutiert worden sei. Das „Casino zu Coblenz“ sei froh und stolz, damit einmal wieder einen sehr gesellschaftspolitischen Beitrag geleistet zu haben. Redner und Gäste hatten bei dem anschließenden Weinempfang Gelegenheit, sich weiter auszutauschen und das Thema zu vertiefen.
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