Den historischen Rathaussaal auf den Kopf gestellt
Oberbürgermeister empfing das Kowelenzer Tollitätenpaar
Koblenz. An Sonntagen ist das Rathaus ein Ort der Ruhe. Am ersten Sonntag im Februar war dies jedoch anders, denn Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig empfing den Prinzen und den begleitenden Hofstaat vom Alt-Herren-Corps. Mögen die Stadtratssitzungen noch so turbulent verlaufen, die Meinungen diametral auseinanderlaufen - gegen das Spektakel, das die Närrinnen und Narren veranstalten, kommen die Ratsmitglieder nicht an. So war der Historische Ratssaal proppenvoll, und die Protagonisten, das waren vor allem der Oberbürgermeister und Franz-Josef Möhlich, seines Zeichens Präsident der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval, gaben ihr Bestes, um die Wogen des Frohsinns noch höher schlagen zu lassen. Und Frotzeleien gab dem Vormittag seine Würze.
Im Fokus standen natürlich die Tollitäten der Session, Prinz Peter der Große, der Märchenprinz von Kowelenz, und Ihre Lieblichkeit Confluentia Christiane. Präsident Möhlich attestierte ihnen, für eine wunderbare Session zu sorgen, die Herzen der närrischen Untertanen zu erreichen. In Bestform präsentierte sich auch der Zauberlehrling, der aufgrund seiner überzeugenden Leistungen zum Zaubermeister befördert wurde. Da störte er nicht, dass er den Prinzen als Narrenprinzen ankündigte. Franz-Josef Möhlich fand dies nicht unpassend, denn die Session geht auf die Zielgerade und die Tollitäten kommen ihren Untertanen beim Straßenkarneval jetzt ganz nahe. Und der Prinz aller Narren sei Märchenprinz Peter der Große allemal. Peter der Große dachte in seiner Ansprache schon einen Schritt weiter, denn wenige Tage nach dem friedlichen Besuch im Rathaus werden die närrischen Scharen genauso fröhlich, aber in der Sache doch konsequenter in das Rathaus zurückkehren. Nämlich um das Rathaus in Besitz zu nehmen! Dem ehemaligen Bundeswehr-Offizier fiel sogleich auf, dass das Rathaus nur schwach gesichert sei: „Am Eingang habe ich keine Stadtsoldaten gesehen!“. Mit der Schlussfolgerung, den Schlüssel gleich zu übergeben und den Rathaussturm überflüssig zu machen, zeigte sich Hausherr JoHo natürlich gar nicht einverstanden. Seinen Worten war zu entnehmen, dass sich die Sturmtruppen auf heftigen Widerstand gefasst machen müssen. Da die Zeichen schon auf „Konfrontation“ standen, brachte der OB die Rede erneut auf die „Schleimspur“, womit die schmeichelnden Worte gemeint sind, mit denen Peter der Große seine Confluentia (und Ehefrau) Christiane vorstellt. Die wiederholt vorgetragene Kritik zeigte Wirkung, der Märchenprinz verzichtete dieses Mal auf seine Galanterie. Lob zollte das Prinzenpaar den närrischen Untertanen für Engagement und Begeisterung, so soll eine Session im Idealfall laufen.
Eine Rede mit handfester Kritik
Bevor die Veranstaltung in den geselligen Teil überging, trug Franz-Josef Möhlich seine fastnachtspolitischen Reime vor. Die waren nicht artig oder belanglos, sondern enthielten handfeste Kritik. So sprach er sich für den Erhalt der Seilbahn aus und forderte Gegner der Attraktion zum Einlenken auf. Ausgehend von der sozialen Komponente, die der Karneval neben Frohsinn und Spaß erfülle, kritisierte der AKK-Präsident Regulierungen, deren Sinn nicht einzusehen sei und für die Vereine ein großes Problem seien. Als Beispiel nannte er eine Hallentür, deren Breite von 90 Zentimetern nicht mehr ausreiche und auf einen Meter vergrößert werden soll. Da könne der Karneval in vielen Stadtteilen einpacken. So könne es nicht mehr weitergehen, die Fünf müsse auch mal geradebogen werden. UKO
Der prächtige Hofstaat hatte auch die ganz Kleinen dabei.
