Allgemeine Berichte | 10.12.2014

Freundeskreis der Universität lud zu „KoblenzLyrik“

„Die Bühne des Lebens“

Vortragsabend beschäftigte mit Leben und Werk William Shakespeares

Erik Roßbander (l.) verfolgte den Vortrag des Chors. BSB

Koblenz. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte der Freundeskreis der Universität in Koblenz in Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz-Landau und der Koblenz-Touristik zu der Veranstaltungsreihe „KoblenzLyrik“ eingeladen, ein Projekt, das seine Mitbegründerin Prof. Dr. Helga Arend vom Institut für Germanistik der Universität organisiert.

Hommage an einen der „größten Dichter aller Zeiten“

Der Abend im Gartensaal des Kurfürstlichen Schlosses war William Shakespeare, einem der „größten Dichter aller Zeiten“, anlässlich seines 450. Geburtstags gewidmet. Schauspieler und Regisseur Erik Roßbander, der seit 1990 Ensemblemitglied der „bremer shakespeare company“ ist, trug Gedichte und Texte vor, die sich mit dem englischen Dramatiker und seinen Werken beschäftigen. Im Mittelpunkt stand das in diesem Jahr veröffentlichte Buch Tobias Dörings, Präsident der 1864 gegründeten deutschen Shakespeare-Gesellschaft. In „Wie ER uns gefällt, Gedichte an und auf William Shakespeare“, versammelt er 144 Gedichte verschiedener Autoren aus den vier Jahrhunderten seit Shakespeares Tod. Auch Karl-Jürgen Wilbert, Vorsitzender der Stiftung Universität in Koblenz und Mitinitiator von „KoblenzLyrik“, habe Shakespeare schon ein Leben lang begleitet, wie er bei der Begrüßung der Gäste sagte. Besonders die Sonette des Dramatikers hätten ihn „immer gewärmt“. Shakespeare bedeute für ihn die „Bühne des Lebens mit einfachen Worten.“ Mit seiner Ansprache verabschiedete sich Wilbert als Stiftungs-Vorsitzender und gab dem Freundeskreis grünes Licht, die Veranstaltungsreihe mit seinem potenziellen Nachfolger so zu gestalten, wieder es für richtig halte.

„Er war nicht eines Zeitalters, sondern für alle Zeiten“

Die Freundeskreis-Vorsitzende, Renate Itschert-Fuchs, dankte Wilbert, der lebenslang Ehrenvorsitzender des Freundeskreises bleiben wird. Sie übernahm es, dem Publikum den 1960 in Dresden geborenen Erik Roßbander vorzustellen. Sein berufliches Lebensmotto „Shakespeare“ habe er recht früh nach dem Schauspiel-Studium in Leipzig gefunden. Eine große Zahl von Shakespeares Figuren, männliche wie weibliche, hat er auf die Bühne gebracht, aktuell spielt er den König Lear. Im nächsten Jahr werden es 25 Jahre sein, in denen er sich „sehr beglückt mit Shakespeare beschäftigt hat“, wie Roßbach es selbst formulierte. Und: „Wie reich ist ein Mensch, dem es vergönnt ist, sich über eine so lange Zeit fast ausschließlich mit Shakespeare zu beschäftigen?!“ Die abendliche Shakespeare-Hommage eröffnete er dann mit einer großartigen Verneigung des englischen Dichters Ben Jonson (1572-1637) vor seinem Zeitgenossen: „He was not of an age, but for all time!“ Er war nicht eines Zeitalters, sondern für alle Zeiten, und alle Bühnen Europas schuldeten ihm Verehrung, schrieb Jonson als Vorwort in das nach Shakespeares Tod 1623 herausgegebene „First Folio“, ein Buch mit gesammelten Werken des Dichters. Roßbander verpackte die von ihm vorgetragenen Texte in viele Hintergrundinformationen. Offenbar sollte das Publikum - zumindest ein bisschen wie er selbst - „Shakespeare-infiziert“ werden. So sprach er unter anderem über die Versfuß-Problematik bei den Eindeutschungen der Dichter-Texte und über die übersetzenden Dichter selbst.

Shakespeare im Spiegel seiner deutschen Übersetzer

Ein solcher war Christoph Martin Wieland (1733-1813), der sich zuweilen geweigert habe, Texte Shakespeares zu übersetzen, weil sie „Schweinkram“ seien und des Übersetzens nicht würdig. Als bester und am meisten gespielter deutscher Shakespeare-Übersetzer wird Frank Günther gehandelt, dessen Buch „Unser Shakespeare“ zum 450. Geburtstag des Dichters erschienen ist, mit dem er Shakespeares Werk wie ein Kaleidoskop erscheinen lasse, führte Roßbander aus. Dass „unser“ Shakespeare durchaus Berechtigung hat, hatte schon der Schriftsteller und Theaterintendant Ernst Hardt erfasst. In einem Prolog zu einer Shakespeare-Aufführung im Jahr 1914 schrieb er in Gedichtform, Shakespeare wäre sein England heute so zuwider, dass er ins deutsche Land, seine einzige und wahre Heimat fliehen würde. „Kanonenschüsse mit Worten“, nannte Roßbander diesen Text. Zu Wort kommen ließ er in seinem Vortrag natürlich auch die größten Bewunderer Shakespeares, darunter Schiller, Kleist und Grillparzer „William ... Euch verdank ich, was ich bin“, schrieb Goethe in seinem Gedicht „Zwischen beiden Welten“. Die Begeisterung für die Komödien, Tragödien, Dramen und Dichtungen sei derart groß gewesen, dass eine wahre „Shakespeareomanie“ entstanden sei. Theodor Fontane schien davon befallen, denn „überraschend oft“ trug Roßbander etwas von ihm vor. Fontane verehrte sicher mehr als „Shakespeares Strumpf“. Seine Ballade „Die Brücke am Tay“, die von dem Einsturz einer Eisenbahnbrücke in Schottland handelt, ließ er mit den drei Hexen aus Shakespeares Macbeth beginnen und gestaltete „Shakespeare an einen deutschen Fürsten“ als Postulat für die Freiheit der Kunst.

Bei allem, was Roßbander las, war er zugleich Schauspieler. Mit gestischer und mimischer Unterstützung und sonorer Stimme verlieh er jedem Text Ausdruck. Dem Mythos „Hamlet“ gab der Rezitator besonders viel Raum. „Der Beachtetste von allen Beachteten“, nannte Roßbander das beliebte und erfolgreiche Shakespeare-Stück, das 1626 erstmalig auf einer deutschen Bühne, in Dresden, aufgeführt wurde. „Deutschland ist Hamlet“, sagte er, wohl weil mit Hamlet Shakespeare in der deutschen Literaturwelt ankam, obwohl die Tragödie selbst im Königreich Dänemark spielt. Neben Ralf Rothmanns „An Hamlet“ und Kästners „Hamlets Geist“ gab es zehn Minuten lang Prosa von Ulla Hahn. Roßbander las ihren „Gertrud-Brief an Hamlet“ ganz lebensnah.

Die Zuhörer hingen förmlich an seinen Lippen und waren danach um drei Stunden Theater schlauer. Am Schluss sprang Roßbander auf, wie von Ungeduld getrieben, um Shakespeares 18. Sonett in freier Rede in englischer Sprache vorzutragen. Da war dann zumindest die Koblenzer Welt eine Bühne.

Am 28. April 2015 wird im Rahmen von „KoblenzLyrik“ Nora Gomringer ihre Gedichte in ihrem sehr besonderen Poetry-Slam-Stil präsentieren.

Freundeskreis-Vorsitzende Renate Itschert-Fuchs dankte Karl-Jürgen Wilbert, Vorsitzender der Stiftung Universität in Koblenz und Mitinitiator von „KoblenzLyrik“.

Freundeskreis-Vorsitzende Renate Itschert-Fuchs dankte Karl-Jürgen Wilbert, Vorsitzender der Stiftung Universität in Koblenz und Mitinitiator von „KoblenzLyrik“.

Erik Roßbander ließ Werk und Persönlichkeit William Shakespeares lebendig werden.

Erik Roßbander ließ Werk und Persönlichkeit William Shakespeares lebendig werden.

Erik Roßbander (l.) verfolgte den Vortrag des Chors. Fotos: BSB

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