Familie Karl Reinhardt aus Koblenz: Der bekannte Musiker Daweli Reinhardt ist ein Sohn dieser Familie.privat

Am 17.01.2013

Politik

Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V.

„Die Überlebenden sind die Ausnahme“

Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz am 27. Januar

Koblenz. Wie jedes Jahr erinnert der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. in Kooperation mit der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit und der Stadt Koblenz an die NS-Opfer aus Koblenz. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen zum nationalen Gedenktag am 27. Januar steht die Opfergruppe der Sinti. Konkreter Anlass für das Erinnern an sie sind zwei Jahrestage. Am 16. Dezember 2012 jährte sich zum 70. Mal der sogenannte Auschwitz-Erlass Heinrich Himmlers und am 10. März 2013 wird sich zum 70. Mal die erste Deportation der Sinti in das sogenannte Zigeunerlager des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau jähren. Etwa ein Jahr nach Beginn der systematischen Judendeportationen „in den Osten“ und damit in die Vernichtung ordnete der „Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei“ Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 an, 23.000 „Zigeuner“ aus Europa nach Auschwitz zu deportieren. Wie der höchstwahrscheinlich zuvor gegebene Befehl zum Völkermord an den europäischen Juden ist auch dieser Auschwitz-Erlass Himmlers nicht überliefert. Aus dem Schnellbrief des Reichssicherheitshauptamtes, RSHA, vom 29. Januar 1943 an die Kriminalpolizeileitstellen erschließt sich aber dessen Inhalt. In dem Schnellbrief heißt es: „(…) Auf Befehl des Reichsführers-SS vom 16. Dezember 1942 (…) sind Zigeunermischlinge, Rom-Zigeuner und nicht deutschblütige Angehörige zigeunerischer Sippen balkanischer Herkunft nach bestimmten Richtlinien auszuwählen und in einer Aktion von wenigen Wochen in ein Konzentrationslager einzuweisen. Dieser Personenkreis wird im nachstehenden kurz als „zigeunerische Personen“ bezeichnet. Die Einweisung erfolgt ohne Rücksicht auf den Mischlingsgrad familienweise in das Konzentrationslager, Zigeunerlager, Auschwitz. (…) Die künftige Behandlung der reinrassigen Sinti- und der als reinrassig geltenden Lalleri-Zigeuner-Sippen bleibt einer späteren Regelung vorbehalten. (…) Die Familien sind möglichst geschlossen, einschließlich aller wirtschaftlich nicht selbständigen Kinder, in das Lager einzuweisen. Soweit Kinder in Fürsorgeerziehung oder anderweitig untergebracht sind, ist ihre Vereinigung mit der Sippe möglichst schon vor der Festnahme zu veranlassen. In gleicher Weise ist bei Zigeunerkindern zu verfahren, deren Eltern verstorben, im Konzentrationslager oder anderweitig verwahrt sind. (…).“

Himmlers Befehl war die letzte Etappe auf dem Weg zum Völkermord an den Sinti und Roma im „Altreich“. Zuvor waren bereits Tausende Roma in den besetzten Gebieten in Ost- und Südosteuropa ermordet worden. Bereits im August 1938 hatte die Koblenzer Polizei bei dem „Zigeunerschub von der Westgrenze“ Sinti nach Mitteldeutschland verschleppt, sie dann aber bald zurückkehren lassen müssen. Bei der Mai-Deportation der Sinti im Rahmen des „Westfeldzuges“ wurden knapp 80 Sinti aus Koblenz in das von Deutschland besetzte Polen, in das Generalgouvernement, deportiert.

Die Auswahl der Deportationsopfer im Jahr 1943 nahmen erneut die vor Ort mit der „Zigeunerfrage“ befassten Polizisten und Gemeindebeamten vor. Ziel war Auschwitz-Birkenau. Dort war der aus 32 Wohnbaracken und sechs Sanitätsbaracken bestehende Bereich „B IIe“ als „Zigeunerfamilienlager“ eingerichtet worden. Die Deportationen aus dem Rheinland begannen auf der Grundlage des erwähnten Schnellbriefs vom 29. Januar 1943 am 2. März 1943. Am 10. März 1943 wurden auch die Sinti aus Koblenz und Umgebung deportiert. Insgesamt waren es 149 Personen - Männer, Frauen und Kinder. Sie waren, oft aufgrund Himmlers „Festschreibungserlasses“ von 1939, gezwungenermaßen in Koblenz ansässig geworden. Zuvor waren sie für die Deportation in Koblenz zusammengepfercht worden. Einer von ihnen war der damals zehnjährige Daweli („Alfons“) Reinhardt aus Koblenz. Daweli und seine Familie kamen mit insgesamt circa 23.000 „Zigeunern“ aus Europa nach Auschwitz. Dort musste er viel erleiden. Mit Geschick und Glück überlebte er wie seine Eltern und die meisten seiner Geschwister diese Qualen, Schikanen und Erniedrigungen. Sehr viele andere starben in den nächsten Monaten an Hunger, Seuchen, Gewalt und Menschenversuchen vor allem des berüchtigten SS-Lagerarztes Dr. Josef Mengele mit seiner „Zwillingsforschung“. Nach Schätzungen von Historikern fielen diesem Völkermord Sinti und Roma in einer Größenordnung von mehr als 100.000 Menschen zum Opfer. Ihre Interessenvertretung in Deutschland, der Zentralrat deutscher Sinti und Roma, geht demgegenüber von einer fünfmal höheren Zahl, von 500.000 Opfern, aus.

Wanderausstellung in Koblenz

Aus Anlass dieser Gedenktage zeigt der Förderverein Mahnmal Koblenz bis 6. Februar 2013 im Historischen Rathaussaal Koblenz, Jesuitenplatz, Eingang Tourist-Information die Wanderausstellung des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma „’Die Überlebenden sind die Ausnahme‘ - Der Völkermord an Sinti und Roma“. Die Ausstellung wird ergänzt durch einige Biografien Koblenzer Sinti. Eröffnet wurde die Ausstellung bereits am Mittwoch, 16. Januar. Am Sonntag, 27. Januar, beginnt das öffentliche Gedenken für die NS-Opfer aus Koblenz und Umgebung mit der Statio am Mahnmal auf dem Reichensperger Platz um 17.30 Uhr. Um 18 Uhr schließt sich in der Christuskirche am Friedrich-Ebert-Ring die Gedenkstunde mit christlich-jüdischem Gebet an. Näheres im Internet unter: www.mahnmalkoblenz.de

Pressemitteilung, Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V.

Familie Karl Reinhardt aus Koblenz: Der bekannte Musiker Daweli Reinhardt ist ein Sohn dieser Familie.Foto: privat

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