Ein niveauvolles Programm mit Gefühl
Die Kowelenzer Weihnacht ist ein Markenzeichen der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft
Koblenz. Die äußeren Umstände stimmten, es war ein kalter Winterabend und den Treppengang im Kurfürstlichen Schloss verschönten prächtig geschmückte Weihnachtsbäume. Es war also angerichtet für die Kowelenzer Weihnacht 2012. Um es vorwegzunehmen: Auch die sechste Auflage der festlichen Veranstaltung der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft reihte sich ein in die erfolgreichen Inszenierungen der vergangenen Jahre. Im voll besetzten Saal kam jedenfalls rasch die vorweihnachtlich geprägte Stimmung auf, die sich die Gäste wünschten. Sie stimmt einfach, die ausgewogene Mischung aus Texten und Gesangsdarbietungen, meistens mundartlich eingefärbt. Festliche Stimmung und gehobene Unterhaltung im Licht des fünfarmigen Leuchters - die Koblenzer Weihnacht ist ein Markenzeichen der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft. Für jeden Geschmack habe das Programm etwas zu bieten, versprachen die erste Vorsitzende Claudia Probst und Präsident Thomas Than, der durch das Programm führte, und sie sollten recht behalten. Ein besonderer Gruß galt der Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein und dem Leiter der Koblenz Touristik, Andreas Bilo. Thomas Than erinnerte daran, dass es zum Auftakt der Weihnachtsveranstaltung Skeptiker gegeben hatte, die Zweifel hatten, ob eine Karnevalsgesellschaft einen solchen Abend angemessen gestalten könnte. Nun, sie wurden eines Besseren belehrt. Die Koblenzer Weihnacht hat ihren festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt und war auch in diesem Jahr ausverkauft. Und der Präsident wies darauf hin, dass es gar nicht weit sei von einem Karnevalsverein zu einer Weihnachtsveranstaltung. Denn die Gruuße fühle sich von ihrem Selbstverständnis der Pflege des heimischen Brauchtums ebenso verbunden wie dem närrischen Frohsinn. Und zum ersten Mal wurde an diesem Abend das Programm aufgenommen, es soll eine CD geben von der Veranstaltung. „Da können Sie sich klatschen hören!“, meinte der gut aufgelegte Präsident.
„Geschenk in schokobraun“
Ein prägendes Element einer jeden Kowelenzer Weihnacht sind die Vorträge zu dem weit gespannten Thema der Vorweihnacht als einer Zeit der Besinnung. In unterschiedlicher Form, in eine Geschichte verpackt oder als Episode im Heiligen Land, geht es um Nachdenklichkeit, Menschlichkeit, Nächstenliebe oder Lebensweisheiten. Anja Balschun versteht es jedes Jahr meisterlich, eine Geschichte aus dem Alltagsleben zu Papier zu bringen - lebensnah, detailliert beschreibend und mit einer Prise Humor versehen. In diesem Jahr ging es um ein „Geschenk in schokobraun“, die anrührende Geschichte um eine junge Frau, die an den Rollstuhl gefesselt ist und unter fürsorglicher Belagerung der Mutter steht. Nach einem schwierigen Start findet sie in einem Handwerker mit schwarzer Hautfarbe den Partner fürs Leben - und das Geschenk in schokobraun ist das gemeinsame Kind. Im Kreis des Kinder- und Jugendchors St. Josef nahm Wladi Elsner, ein karnevalistisches Koblenzer Urgestein, Platz und trug in seinem komfortablen Wohnzimmersessel eine Weihnachtsgeschichte vor.
„Komische Läit“ und mehr
„Drei komische Läit on en gruuße Stern“, war sein Vortrag übertitelt, und die mundartliche Bearbeitung des Textes hatte er selbst übernommen. Tobias Bilo hat sich im Kowelenzer Karneval bereits einen Namen gemacht als Talent in der Bütt, und auch auf der Bühne der Kowelenzer Weihnacht gab er mit „Weihnachtsnäh“ und „Christnaach“ eine gute Figur ab. Hans Nobel ist eine Legende im Kowelenzer Karneval. Mit drei Gedichten gab er Kostproben seines komödiantischen Könnens. Trotz seines fortgeschrittenen Alters trägt er seine Texte noch immer frei vor, was nicht nur dem Moderator Thomas Than Respekt abnötigte. „Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte...“ war jene von Sabine Helmes und Thomas Than. Sie war nicht im Wohlfühlmodus einzuordnen. Vielmehr beschrieb sie ein elektrisches Katastrophenszenerio, das von der Koblenzer Altstadt ausgeht und am Ende auf die gesamte Region übergreift. Was sich aus kleinen Anfängen so alles entwickeln kann... Zu den sehr beliebten Programmteilen der Kowelenzer Weihnacht gehört der gemeinsame Auftritt von Manfred Gniffke und seinem Sohn Michael. Wenn Michael Kostproben seines musikalischen Könnens gibt, steht der Vater bescheiden im Hintergrund. Stimmt nicht ganz, er singt anschließend mit, und so dünn, wie er selber sagt, ist seine Stimme gar nicht. Im Solovortrag dreht das Original aus der Altstadt so richtig auf. Die Geschichte vom Christbaumständer war der beste Beweis. Trefflich beschreibt er einen Heiligen Abend, der besinnlich und mit besten Absichten startet und dann völlig außer Kontrolle gerät. Die Drehvorrichtung des Christbaumständers steigert sich, wie von einem Turbomotor beschleunigt, in eine wilde Rotation - aus dem Christbaumschmuck werden schließlich Geschosse. Dem Tempo des beschleunigten Weihnachtsbaums passt sich Manfred Gniffke immer mehr an - in seiner Erzählweise und mit fuchtelnden Bewegungen. Und die Begeisterung des Publikums nimmt in gleichem Maße zu. Wobei es keinen Abbruch tat, dass Gniffke die gleiche Geschichte schon einmal vorgetragen hatte. Jedes Mal ist es schließlich ein neues Erlebnis und ein Genuss.
Musikalische Highlights
Für Bewegung und Schwung auf der Bühne sorgten auch die Alt-stadtpänz mit ihrem Frontmann Dirk Crecelius. Die Besinnlichkeit ist zwar nicht ihr Schwerpunkt, sie bringen vielmehr rockige Elemente in die Vorweihnachtszeit, wie dies viele Kollegen in aller Welt mit weihnachtlichen Songs tun. Die Bandbesetzung wurde etwas umgestellt, neu sind der Bassist Tim Schwarz und Lucas Brausch, der mit Gitarre, Klavier und Gesang vielseitig einsetzbar ist. Verstärkt wurde die beliebte Band an diesem Abend mit der Sängerin Mara Hansen und mit Backgroundsängerinnen des Jugendchors St. Josef. Die klassische Gesangsschiene ist das Betätigungsfeld von Stefan Strunk, und der Ex-Prinz erhielt viel Beifall für seine Darbietungen. Das gilt auch für die Stimmicals, eine Chorformation aus Arzheim, die ihr Repertoire fünfstimmig präsentieren. Das breite Spektrum der verschiedenartigen muskalischen Formen rundeten Johannes Fischer an der Orgel (er ist auch international unterwegs) und das Cello-Orchester der Musikschule Koblenz unter der Leitung von Burkhard Plath ab. Immer gerne gesehen und gehört ist auch der Kinder- und Jugendchor St. Josef unter seiner engagierten Leiterin Angelika Hollmann. Marlis Weiß, die bekannte Karnevalistin aus Ehrenbreitstein, gab mit ihren beiden Enkeln Malte und Hanna einen stimmungsvollen Einblick in das Brauchtum des Stadtteils in der Weihnachtszeit. Sandra Hamm und Julia Wilsdorf sorgten für eine
Tempoverschärfung im Programm, unter anderem mit dem Weihnachtstanz aus dem Ballett „Der Nussknacker“. Der ebenso stimmungsvolle wie abwechslungsreiche Abend wurde beschlossen mit einem gemeinsamen Singen von Weihnachtsliedern. UKO