Bundesweiter Josefstag wurde auch in St. Elisabeth in Koblenz zelebriert
Essen zwischen Altar und Kirchenbänken
Das Team der Jugendkirche hatte gemeinsam mit dem Kolpinghaus zum gemeinsamen Essen eingeladen
Koblenz. „Wer will ein großes Schnitzel und viel Soße?“ Daniel Reinemann läuft geschäftig hin und her. Normalerweise hantiert er nicht mit Suppenschüsseln und Salattellern, sondern arbeitet als pädagogische Fachkraft im Kolpinghaus Koblenz. Normalerweise werden Dennis, Jessica und die anderen Langzeitbewohner des Kolpinghauses auch nicht bedient. Doch an diesem besonderen Tag ist alles anders: Die Jugendlichen haben mitten zwischen Altar und Kirchenbänken in der Kirche der Jugend St. Elisabeth an einem Tisch Platz genommen. Das Team der Jugendkirche hat sie gemeinsam mit dem Kolpinghaus eingeladen zum gemeinsamen Essen. Anlass ist der bundesweite Josefstag, an dem die Arbeit katholischer Einrichtungen für Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe im Mittelpunkt steht.
Reinemann ist gemeinsam mit Jacqueline Röhm, Geschäftsführerin des Kolpinghauses, in die Kellnerrolle geschlüpft. Jugendpfarrer Martin Laskewicz, der mit Ralf Schneider-Eichhorn von der Fachstelle Plus für Kinder und Jugendpastoral mit am Tisch sitzt, erklärt: „Wir wollten die Jugendlichen zu uns einladen, in die Kirche der Jugend, um Berührungsängste abzubauen und um zu erfahren, was sie bewegt.“ Weit hatten es die Dauergäste des Kolpinghauses nicht: Die katholische Einrichtung, in der junge Leute von 16 bis 27 während ihrer Ausbildungszeit wohnen können, liegt direkt neben St. Elisabeth. „Die Jugendlichen, die heute hier sind, leben dauerhaft bei uns“, erklärt Röhm. Daneben gebe es noch 104 weitere Plätze in Zwei- oder Mehrbettzimmern. „Wir arbeiten nach dem Leitbild Adolf Kolpings, der sich besonders für junge Menschen einsetzte und forderte, dass jeder ein Recht auf Bildung hat.“ Einige ihrer Jugendlichen kämen auch aus schwierigen familiären Hintergründen und fänden im Kolpinghaus ein neues eigenes zu Hause. „Es ist einfach toll, sie ein Stück zu begleiten, zu sehen, wie sie sich ausprobieren, sich entfalten“, sagt Röhm, bevor sie den nächsten Gang serviert.
Fester Arbeitsplatz
Dass das Thema des Josefstages („Flüchtig?! - Jugend braucht Perspektive“) aktuell ist, erfuhr Laskewicz auch auf seine Frage, was die größten Wünsche der jungen Leute seien: „Ich hoffe, später einmal einen festen Arbeitsplatz zu haben, sodass ich mir im Leben auch etwas leisten kann“, erklärt die 18-jährige Jessica. Ihre erste Ausbildung sei nicht das Richtige für sie gewesen. „Im Bereich Pflege habe ich mich nicht wohl gefühlt, ich will eher etwas Kreatives machen. Jetzt beginne ich ein Praktikum als Goldschmiedin und hoffe, dort vielleicht einen Ausbildungsplatz zu finden“.
Einmal im Monat
Zur Seite stehen bei solchen Entscheidungen die Kolpinghaus-Mitarbeiter, die sich auch einmal im Monat mit der ganzen Gruppe gemeinschaftlich treffen und austauschen. Mit Kirche haben die Jugendlichen eher wenig zu tun, umso überraschender ist die Kirche der Jugend für sie. Der 23-jährige Dennis, der eine Ausbildung zum Gebäudereiniger macht und gerade die Zwischenprüfung abgelegt hat, findet das Projekt „Jugendkirche“ interessant. Und Laureen sagt, früher habe sie die Stimmung in der Kirche immer als angespannt empfunden. „Aber hier der Raum ist schön gestaltet, bunt, nicht so ungemütlich.“ Schnitzel essen mitten in der Kirche - solche Aktionen gehörten zu einer Kirche der Jugend, erklärt Laskewicz. „Wir möchten hier etwas Neues auszuprobieren und sind froh über Feedback. Die Kirche solle ein Ort sein, wo Jugendliche mit Problemen, Sorgen und Wünschen hinkommen können.“
