Celtic Folk Night in der KUFA Koblenz
Folk-Band „Rapalje“ begeisterte mit mystischen Klängen
Koblenz. Vier Männer im Rock bescherten der KUFA Koblenz eine rund dreistündige „Celtic Folk Night“, die nicht nur die eingeschworenen Fans der holländischen Folk-Band „Rapalje“ begeisterte. Trotz langer Haare, Kilt und Kniestrümpfen, stehen Dieb, William, Maceál und David musikalisch ihren Mann, sind instrumentale Tausendsassas. Jeder spielt mindestens drei Instrumente und außer David bereichern alle das Konzert zusätzlich mit ihrer Singstimme. Für die passende mystische Atmosphäre zur Musik, die geradewegs aus dem schottischen Hochland und den irischen Pubs nach Koblenz herüber zu klingen scheint, sorgt eine in blaues oder rotes Licht getauchte Bühne und viel Nebel.
Die Instrumente des Quartetts sind Geige, Blechflöten, Akkordeon, Gitouki (eine von der Band entworfene Langhals-Laute), Bodhran (Rahmen-Trommel), Teekisten-Bass, Mundharmonika, Dudelsack und Sackpfeife. Sie spielen sie mit großer Professionalität, in immer wieder wahnwitzigem Tempo und einer dennoch vermeintlichen Leichtigkeit, die nur der ganz offensichtlichen großen Spielfreude geschuldet sein kann. Damit erschaffen sie den Sound, mit dem sie schon seit fast 20 Jahren bei Open-Air-Festivals und auf hauptsächlich niederländischen und deutschen Bühnen präsent sind.
In der KUFA waren sie noch nie, erzählt der bestens gelaunte Maceál, der sich als Moderator mit charmant niederländischem Akzent die Ehre gibt. Er plaudert Anekdoten aus dem gemeinsamen Musikerleben aus und kommentiert das eine oder andere Lied. „I’m a man, you don’t meet every day“ ist der Titel der traditionellen irischen Ballade, die sie sehr imposant dreistimmig vortragen. Das könnte in der Tat von jedem einzelnen der vier Musiker gesagt werden: Einen Mann wie ihn trifft man nicht jeden Tag.
Großartige Stimmung
Balladen und Trinklieder sind die beiden Hauptkategorien irischer Folksongs und die Lieder, mit denen Rapalje das Publikum, insbesondere das weibliche, in den Bann zieht. Schon nach den ersten gespielten Noten ist die Stimmung im Saal großartig. Das Publikum tanzt, singt mit und bejubelt jedes Lied, sogar den kleinen weihnachtlichen Musikausflug mit „Fairy Tale of New York“, wohl deshalb, weil gerade bei dem Stück die klare und dennoch mit idealer Rauigkeit ausgestattete voll klingende Stimme Williams elektrisierend auf das Publikum wirkt.
Der Jüngste in der Truppe ist David, seit 2009 gehört er dazu. Virtuos beherrscht er das Spiel mit dem Dudelsack und den übrigen Blasinstrumenten, was besonders bei den Instrumentalstücken und im pure Lebensfreude ausstrahlenden Zusammenspiel mit Geige, Gitarre und Trommel zu einem echten Hör- und Seh-Erlebnis wird. Als der „verrückt-fröhlichste Musiker“ gibt sich der „Teufelsgeiger“ Dieb, dessen spielerischen Duelle mit anderen Instrumenten eine herausragende Leistung sind. Ihre Ausführung macht Musikern und Publikum gleichermaßen viel Spaß. In der Bühnenschau der Musiker gibt es ständig Bewegung durch Tanzschritte oder Positionswechsel, aber vor allem durch neue Instrumenten- und Musiker-Konstellationen bei fast jedem Stück.
Attraktive Performance
„Rapalje“ zu erleben ist dadurch auch optisch sehr attraktiv, die gelegentlich eingesetzten Feuer speienden Kegel sind nur noch das I-Tüpfelchen auf der gesamten Performance. Das Publikum, darunter auch einige „berockte“ Männer, braucht zum Mitmachen keine Animation, es ist mit Haut und Haaren dem keltischen Musikerlebnis verfallen. Band und Fans interagieren mit viel Humor miteinander. Wenn sich das Publikum einmal ein Musikstück wünscht, interpretieren es die Musiker jedoch gerne auf ihre Art: „Was sollen wir trinken“ zum Beispiel in Niederländisch. Die Stimmung erreicht einen neuen Höhepunkt, daran ändert auch die 30-minütige Pause nichts.
Zahlreiche Höhepunkte
In der zweiten Konzerthälfte ist die zweistimmige Interpretation von „De stad Amsterdam“, begleitet von Geige und Flöte, als einer der künstlerisch wertvollen Höhepunkte zu nennen. Und „Whiskey in the Jar“ mit dem extrem schnellen Spiel von Gitarre, Geige, Flöte und Mundharmonika ist eine einzige Einladung zum Mitsingen und -tanzen.
Als die Fans „Herz aus Stahl“ fordern, fragt Maceál „Wie Deutsch seid Ihr?“ Und „Rapalje“ bringt den Gänsehaut-Song in englischer Sprache, William sei Dank - großartig! Dieses Prädikat haben so viele Lieder des Abends verdient, nicht alle können hier genannt werden.
Die „dreimal Bier, einmal Wein“-Runden haben sich die Musiker allemal verdient. Nach dem letzten Song „Drunken Sailor“ ist als Zugabe „Loch Lomond“ natürlich eine traditionelle Pflicht. Ein letztes Mal Gänsehaut, noch einmal macht „Rapalje“ Randale, gibt alles und kann sicher sein, dass die Fans sie auch bei der bis mindestens März 2016 andauernden Deutschland-Tour treu begleiten. Am 20. Februar präsentieren sie ihre „Celtic Folk Night“ in Osnabrück, vorher haben sie noch etliche Auftritte in den Niederlanden, wobei sie zu einigen Terminen ihr diesjähriges Theaterkonzert „Met de Billen bloot“ („mit nacktem Hintern“) präsentieren.
Natürlich darf auch der Dudelsack nicht fehlen, den David virtuos spielt.
