Barocke Klänge in der ehemaligen Pallottiner-Kapelle in Ehrenbreitstein
Große Gefühle musikalisch interpretiert
Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins mit dem Ensemble „Music for a While“ begeisterte das Publikum
Koblenz-Ehrenbreitstein. „Wie schön war Musik auch zu einer Zeit, die keine elektronischen Effekte zu erzeugen verstand, und die menschliche Stimme zum schönsten aller Instrumente entwickelte!“ So schrieb ein Konzertbesucher ins Gästebuch des das Benefizkonzert veranstaltenden Fördervereins zum Erhalt der ehemaligen Pallottiner-Kapelle Ehrenbreitstein (fepke). Das authentisch hörbar zu machen, war dem Ensemble „Music for a While“ mit seinem Barockmusik-Konzert „Der Mai, des Jahres Herz“ (Name einer Komposition von Heinrich Albert) glänzend gelungen. In der wie dafür geschaffenen Kapelle ließen Heidrun Walch (Sopran), Klaus Theis (Erzlaute/Theorbe), Agnieszka Osiecka (Barockvioline) und Hermann Spitzmüller (Viola da Gamba) mit den nach barockem Vorbild gefertigten Instrumenten die Klangwelt des 16. bis 18. Jahrhunderts mit weltlichen und geistlichen Arien wieder aufleben. Sie interpretierten Stücke vorwiegend italienischer und englischer Komponisten dieser Zeit. Von dem einzigen deutschen, Heinrich Albert, standen dafür gleich zwei Kompositionen auf dem Programm, und natürlich durfte auch der deutsch-britische Komponist Georg Friedrich Händel nicht fehlen.
Jubilierender Gesang
Bei den englischen Komponisten fällt natürlich jedem, der sich mit der Thematik Barock-Musik beschäftigt hat, sofort Henry Purcell ein. Das Ensemble hat sich sogar nach einem der bekanntesten Lieder des Komponisten benannt. Doch nicht dieses brachten sie zu Gehör, sondern „Hark! The echoing air“ und „Bid the virtues“. Besonders bei dem ersten kam mit jubilierendem Gesang die klare und geschulte Sopranstimme der Musik- und Gesangspädagogin Walch gut zur Geltung. Faszinierend war immer wieder der Dialog zwischen Stimme und Violine. Das auch als Kurzhalsgeige bekannte Instrument war bei den meisten Stücken gleichberechtigter Partner der Stimme, klang oft parallel in eigenen Melodienlinien, wirkte gelegentlich wie ein Echo der gesungenen Melodie. Das bescherte immer wieder überraschende Hörerlebnisse. Die zierliche Osiecka, die in Brüssel und Krakau Barockvioline studierte, spielte selbstbewusst, handwerklich trotz ihrer Jugend sehr ausgereift. Und zwar gleichermaßen bei den eher poetisch-ruhigen wie auch den Lebensfreude ausdrückenden, schnellen Liedern.
Bei einem Preludio und Adagio von Nicola Matteis zeigte sie in einem beeindruckenden Solo, wie sehr sie eins ist mit diesem Instrument. Immer wieder zauberten Stücke Bilder vor Augen von höfischen Tanzveranstaltungen mit ihrer typischen Choreografie. Das war besonders stark spürbar bei „John come kiss me now“ des englischen Komponisten William Byrd oder den drei Tänzen von Andrea Falconieri.
Themen wie Erotik und Liebe, aber auch Einsamkeit, Schmerz und Sehnsucht durchziehen die Texte der barocken Lieder, wie Walch mit Erläuterungen zwischen den Musikvorträgen zum Ausdruck brachte. Die Vielfalt der Gefühle darzustellen, gelang der Sängerin mit verschiedenen Stilmitteln der Sopranstimme, die sie in große Höhen, aber auch warme und tiefere Töne zu führen verstand. Mit Leidenschaft und Hingabe interpretierte sie wie eine singende Geschichtenerzählerin die Lieder, die mit reichlich Tonschleifen und ähnlichen typisch barocken Verzierungen ausgestattet sind. Besonders hingerissen war das Publikum von der Darbietung des Liedes „Amore l’altro giorno“ des italienischen Komponisten Jacopo Peri. Dabei zeigte Walch nicht nur ihr stimmliches Können, sondern kombinierte es ausdrucksstark und witzig mit schauspielerischen Elementen, bis der Pfeil des Amor das Publikum traf.
Meditativer Klang
Doch erst durch die Begleitung von Viola da Gamba (Knie- oder Schoßgeige) und Theorbe (ein zur Lautenfamilie zählendes Bassinstrument) wurde der Vortrag zu einem authentisch klingenden Barock-Konzert. Besonders intensiv erlebbar war der fast meditative Klang der eher einfachen Tonfolgen der Theorbe, die Theis mit großer Präzision spielte, bei Barbara Strozzis „L’Eraclito amoroso“, ein langsames Lied voller Schmerzen, Trauer und Gram, das Walch mit wunderbar klagender Stimme vortrug.
Lob für den Veranstalter
Das Publikum war hingerissen und erklatschte sich eine Zugabe. Und die Musiker wiederum waren glücklich über die positive Resonanz der Zuhörer. Sie bedankten sich auch beim „fepke“-Vorsitzenden Wolfram Heidelmayer für die „tolle Organisation im Vorfeld“ und die sehr gute Betreuung. Dafür überreichten sie ihm gerne ihre erste eigene CD: „Come again sweet love“ mit ausgewählten Lautenliedern aus der englischen und italienischen Barockzeit. Auch die Gäste waren voll des Lobes für den Veranstalter, der mit einer verständlichen und umfassenden Einführung in die Barockzeit einen guten Boden für den Musikgenuss bereitet hatte.
Der Reinerlös dieses Benefizkonzertes wird wieder einmal dem Erhalt des städtischen Baudenkmals „Ehemalige Pallottiner-Kapelle“ zugute kommen, worüber sich natürlich auch der Kulturdezernent der Stadt Koblenz, Detlef Knopp, freute, der ebenfalls das Konzert in dem schönen Raum mit der ganz besonderen Atmosphäre sichtlich genossen hatte.
Als Dank für die hervorragende Organisation des Konzerts überreichte Sopranistin Heidrun Walch die erste CD des Ensembles an den „fepke“-Vorsitzenden Wolfram Heidelmeyer.
