Rotkreuz-Landesverband feierte 150-jähriges Bestehen in Koblenz
Idee des Helfens hat nichts von ihrer Kraft verloren
Koblenz. „Das Rote Kreuz steht auch in Rheinland-Pfalz für ein starkes Netzwerk der Hilfe, auf das immer und überall Verlass ist“, betonte die Ministerpräsidentin. Für eine „engagierte, kenntnisreiche und segensreiche Arbeit“ dankte der Bundesvorsitzende des Roten Kreuzes. Und der Präsident des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Roten Kreuzes erinnerte an die Gründung des Landesverbandes im Koblenzer Görreshaus im Jahr 1947 und an die Neugründung des Rotkreuz-Bundesverbands im Februar 1950.
Mit Bedacht also war Koblenz als Ort für ein Jubiläum ausgesucht worden, das eine noch größere Bedeutung hat als die beiden vorgenannten Daten - das 150-jährige Bestehen des Roten Kreuzes überhaupt. 1863 setzte Henry Dunant eine Idee in die Tat um, die in ihrer Einfachheit überzeugt und bis heute nichts von ihrer Kraft verloren hat: Menschen zu helfen, wobei das einzige Kriterium Hilfe ist, die Linderung ihrer Not. Gegründet wurde das Rote Kreuz in Genf. Noch im gleichen Jahr ergriffen zwei Militärpfarrer im Königreich Württemberg die Initiative und gründeten die erste nationale Rotkreuzgesellschaft zur Unterstützung des militärischen Sanitätsdienstes. Diese Gründung gilt als Beginn des Roten Kreuzes in Deutschland. Die Württemberger waren damit dem Aufruf der ersten Genfer Konferenz im Oktober 1863 gefolgt, die Henry Dunant gemeinsam mit seinen Mitstreitern organisiert hatte. Auf dieses erinnerungswürdige Jahr wies Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, der ehemalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters, in seiner Ansprache vor zahlreichen Gästen im Historischen Rathaussaal der Stadt Koblenz besonders hin. 150 Jahre später sei die Idee der Menschlichkeit und der unparteilichen und neutralen Hilfe unverändert stark, betonte Seiters. Vom Hilfswerk für verwundete Soldaten, so der Redner weiter, habe sich das Rote Kreuz zur größten humanitären Organisation entwickelt, die auf der ganzen Welt menschliches Leid abzuwenden und zu lindern suche. Nach wie vor aktuell, so Seiters, sei der Gedanke Dunants, die Hilfe allein nach dem Maß der Not zu gewähren: „Wenn unsere Helfer heute in Syrien Nahrung, Trinkwasser und Hygieneartikel verteilen, fragen sie dabei weder nach Religion noch nach politischer Gesinnung.“ Der Redner ging auch auf eine große Aufgabe ein, der sich das Rote Kreuz in Deutschland gegenübersieht, den demografischen Wandel. Dieser werde die Gesellschaft wie kaum eine andere Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten umfassend beeinflussen und verändern. Künftig werde einer deutlich steigenden Zahl von Hilfsbedürftigen eine sinkende Zahl von hilfefähigen Menschen gegenüberstehen. Diese Entwicklung, so Seiters weiter, mache das Ehrenamt in der Zukunft noch wichtiger und erfordere auch vom Roten Kreuz neue Konzepte. Beim Rettungsdienst sprach sich der Präsident des Roten Kreuzes gegen Veränderungen aus, die europäische Vorgaben beim Vergaberecht zum Ziel haben. Dank konzentrierter Bemühungen seien die Weichen in Brüssel offenbar richtiggestellt worden, so können die Träger des Rettungsdienstes die Notrettung auch künftig direkt den Hilfsorganisationen übertragen. Politisch sei es leider nicht durchsetzbar, den Krankentransport vollständig von den Richtlinien auszunehmen. Abschließend dankte der Präsident dem Landesverband Rheinland-Pfalz für seine erfolgreiche Arbeit.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte, es gebe nur wenige Symbole, die einen so großen Gehalt und eine solche Eindeutigkeit hätten wie das schlichte rote Kreuz. Sie gratulierte den anwesenden Repräsentanten stellvertretend für alle Mitglieder zu dem wichtigen Jubiläum und dankte für das Engagement. Es sei die Kraft der Solidarität, die eine Organisation wie das Rote Kreuz möglich gemacht habe und sie lebendig erhalte. „Das Land wird Ihnen bei allen anstehenden Aufgaben und Herausforderungen ein enger Partner bleiben“, versicherte die Ministerpräsidentin. Rainer Kaul, der Landrat des Kreises Neuwied, ist auch Präsident des rheinland-pfälzischen Landesverbandes im Roten Kreuz. Kaul bedankte sich bei den mehr als 15 000 ehrenamtlichen aktiven Mitgliedern, darunter 3500 Aktive im Jugendrotkreuz und mehr als 1000 Helfern im Sozialen Service. Sie alle seien auf vielen Gebieten aktiv, im Sanitätsdienst, in der Wasserwacht, helfen bei Blutspende oder bei Besuchsdiensten in Krankenhäusern und Pflegeheimen, um nur einige Beispiele zu nennen. Rainer fasste dieses Engagement so zusammen: „Sie leben ihr Ehrenamt mit Herzblut, Leidenschaft, unermüdlichem Einsatz und sind für Andere da - jederzeit.“ In den Dank schloss der Redner aber auch die Funktionsträger und auch die mehr als 9000 hauptberuflichen Mitarbeiter ein. Ohne deren Einsatz wäre es nicht möglich, 13 Krankenhäuser zu betreiben oder die mehr als 50 ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen oder die 123 Rettungswachen im Land. Das Rote Kreuz engagiere sich des Weiteren in Einrichtungen der Kinder-, Jugend und Familienhilfe, biete außerdem Angebote in der Aus- und Weiterbildung. Damit sei die Aufzählung der Aufgabenbereiche des Roten Kreuzes jedoch noch immer nicht vollständig. In seinem Grußwort erinnerte Leo Biewer, in Personalunion Vorsitzender des Rotkreuz-Verbands Koblenz-Stadt und des Bezirksverbands Koblenz, daran, dass die Nächstenhilfe auch in der Region Mittelrhein auf eine lange Tradition zurückblicke. Bereits am 21. November 1868 sei in Koblenz der „Kreisverein zur Pflege der im Felde verwundeten und erkrankten Krieger“ gegründet worden, das Koblenzer Rote Kreuz sei also bereits 145 Jahre alt. Mehr als 5000 ehrenamtliche und weit mehr als 1000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in der Region für das Rote Kreuz tätig, 100 000 Menschen unterstützten diese Arbeit als Fördermitglieder. In einer launigen Rede spannte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig den Bogen von seinen Gratulationsbesuchen bei Mitbürgern, die 100 Jahre und älter sind, zum DRK-Jubiläum. Die Sorge um den Gesundheitszustand sei beim Jubilar Rotes Kreuz nicht angebracht, dieser präsentiere sich in prächtiger Verfassung. Bei zwei „herausragenden Ereignissen“ in der Stadt an Rhein und Mosel habe, so der Oberbürgermeister weiter, das Rote Kreuz seine Qualitäten bewiesen, bei der Bundesgartenschau 2011, wo die Organisation stets präsent gewesen war, selten helfen musste und am Tag der Helfer die Möglichkeit nutzte, sich selbst zu repräsentieren. Zum Zweiten sei das Rote Kreuz bei einer Bombenentschärfung, verbunden mit der größten Evakuierungsaktion in Koblenz, eine wichtige Stütze gewesen. Hofmann-Göttig abschließend: „Wir wissen, was wir an diesem Geburtstagskind haben, macht weiter so!“
Die Geburtstagsfeier war eingebettet in ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm mit Rondo Confluentia aus Koblenz und der Schauspielgruppe Findlinge. Überragende Persönlichkeiten aus der Geschichte, die für Menschlichkeit und Nächstenhilfe stehen, traten auf, neben anderen Gandhi, Albert Schweitzer und Hildegard von Bingen. Humorvoll und pointiert waren die Kurzauftritte, eine wirkliche Programmbereicherung. Der Festakt im Rathaus war allerdings nur ein Teil des DRK-Geburtstagsfestes. An markanten Orten, dem Rathausvorplatz, dem Jesuitenplatz, dem Zentralplatz, Am Plan, an der Liebfrauenkirche und auf dem Görresplatz präsentierte sich das Rote Kreuz mit Informationsständen und Präsentationen aus seinem Leistungsbereich. Sein Können bewies das Jugendrotkreuz bei den angesetzten Landeswettbewerben.
Die Hundestaffel bei einer Vorführung auf dem Jesuitenplatz. Malu Dreyer bei ihrer Ansprache.


