Allgemeine Berichte | 18.12.2013

Auf der „Probebühne 4“ wurden die Premieren der Spielzeit 2014/15 durch die Theaterleitung in Koblenz vorgestellt

Künstlerisch zu neuen Ufern

Musikdirektor Enrico Delamboye (v.l.), Intendant Markus Dietze, Verwaltungsdirektor Michael Stein und Ballettdirektor Steffen Fuchs präsentieren die Theater-Premieren.

Koblenz. Die Koblenzer Theater-Freunde dürfen sich auf je sechs Produktionen des Musiktheaters und des Schauspiels sowie zwei große Ballettabende in der 227. Spielzeit des Theaters freuen. In einer launig dargebotenen öffentlichen Präsentation stellten Musikdirektor Enrico Delamboye, Ballettdirektor Steffen Fuchs und Intendant Markus Dietze mit einem wahren Wort-Feuerwerk jetzt die neuen Stücke vor.

Den Anfang macht am 13. September 2014 die französische Oper „Samson et Dalila“, die 1877 in Weimar in deutscher Sprache uraufgeführt wurde. Der Komponist Camille Saint-Saëns hatte das ursprünglich geplante Oratorium erst auf Anraten seiner Freunde in eine Oper umgewandelt. Daher sei die ursprüngliche Konzeption an etlichen Stellen noch erkennbar. Bei der Aufführung wird der große orchestrale Körper hinter den Sängern und dem Chor mit auf der Bühne sein - eine Herausforderung für die Theater-Technik. Die nächste Opernpremiere ist „Emilia Galotti“ von Marijn Simons nach Gotthold Ephraim Lessing. Das Auftragswerk des Theaters Koblenz an den jungen niederländischen Komponisten wird eine Uraufführung. Der sehr praxisorientierte und traditionsbewusste Komponist habe sich intensiv mit den Stimmen des Koblenzer Ensembles auseinandergesetzt, sodass die Oper fast maßgeschneidert für Sänger und Orchester daherkomme. Zudem sei die Musik für zeitgenössische Musik sehr melodisch. Italienisch wird es mit der Oper „Tosca“ von Giacomo Puccini, der lange nicht mehr im Großen Haus gespielt wurde. Die Koblenzer Tosca wird in einer Spezialfassung erklingen, in der das Orchester im Graben platziert werden kann. „Theater Koblenz goes international“ heißt es mit der 1879 in Moskau uraufgeführten Oper „Eugen Onegin“, eine Koproduktion mit der „Zomeropera Alden Biesen“ aus der belgischen Provinz Limburg. Das Werk wird in russischer Sprache aufgeführt, denn die Sprache hält Delamboye bei den Lyrischen Szenen von Peter Tschaikowsky für einen wichtigen kompositorischen Aspekt. Ein Jahr nach der Premiere in Koblenz wird die Oper, die der international gefragte Regisseur Carlos Wagner inszeniert, in einer kleinen Adaption im Schloss Alden Biesen gezeigt. Die populäre Oper Benjamin Brittens, „Peter Grimes“, wurde 1945 in London uraufgeführt. In Koblenz inszeniert sie Markus Dietze, die musikalische Leitung übernimmt Enrico Delamboye. Sie sei eine wunderbare, sprachbasierte Oper mit zum Teil sehr untypischen Instrumental-Konstellationen. Ein Riesenwerk für Chor und Soli und damit ein echter Kraftakt für das Ensemble. Auch hier kommt das Orchester wieder mit auf die Bühne. Gleich zwei Musicals bietet das Theater im Dezember 2014 als Premiere an: „Moulin Rouge Story“ von Marc Schubring und Wolfgang Adenberg und „Oliver!“ von Lionel Bart. Schubring sei einer der ganz, ganz Großen meint Dietze. Die Geschichte um das berühmte Varieté sei mit einem dramaturgischen Kniff besonders reizvoll gestaltet. Trotz seines etwa achtzig-prozentigen Tanz-Anteils kategorisiert das Theater das Stück als Schauspiel. Die Choreografie obliegt Steffen Fuchs. Als musikalischen Leiter darf das Publikum bei „Moulin Rouge“ einmal wieder Karsten Huschke begrüßen. „Oliver!“, nach dem Roman von Charles Dickens, ist eine Aufführung in Kooperation mit dem Koblenzer Jugendtheater. Auch wenn kritische Stimmen eine schrecklich zuckerbäckerartige Umsetzung dem Stück nachsagen könnten, so sei es doch ein rührendes, berührendes Musical, bei dem Opernchor und Rheinische Philharmonie die harmonische und schwungvolle Musik darbieten.

In der Sparte Schauspiel kommt „Die Wandlung der Susanne Dasseldorf“ nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Breitbach einen Tag nach der Breitbach-Preisverleihung im Früh-Herbst nächsten Jahres als Auftragswerk des Theaters auf die Bühne. „Kein Geringerer als John von Düffel“ sei der Dramaturg des Werkes, sagt Dietze, der selbst die Inszenierung übernimmt. Der 1932 erschienene Roman, mit dem ein Panorama der politischen Verhältnisse, der Emotionen und sexuellen Neigungen entfaltet wird, werde eine Art „Buddenbrooks“ für Koblenz. Premiere am Theater Koblenz wird auch Schillers dramatisches Gedicht „Don Karlos“ feiern. Es ist Dietzes Lieblings-Schiller, wie er verriet. „Ein wahnsinnig spannendes Stück über Macht, Sexualität, Mann und Frau“, nennt der Intendant den Fünfakter um politisch-gesellschaftliche Konflikte und familiär-soziale Intrigen. 1787 wurde „Don Karlos“ in Hamburg uraufgeführt. Im Jahr 1600 erschien Shakespeares heitere Komödie „Viel Lärm um Nichts“, die immer gerne, selbst von Fachleuten, mit „Was Ihr wollt“ und „Wie es Euch gefällt“ verwechselt oder vermischt werde. Für die Inszenierung des Stückes um Liebe, Eifersucht und Intrigen engagierte das Koblenzer Theater die junge Hamburger Regisseurin Sarah Klöfer. Das Brecht-Schauspiel „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ sei in besonderem Maße aktuell, sagte Dietze. Das Stück handelt von einer großen Börsenspekulation in Fleisch und Vieh vor dem Hintergrund einer Überproduktionskrise „Ein wahnsinnig toller Text von höchster literarischer Qualität“, begeisterte sich der Intendant. Inszeniert wird das Stück von Matthias Fontheim, dem Intendanten des Staatstheaters Mainz. Als Familienstück und Weihnachtsmärchen hat das Theater „Pinocchio“ nach Carlo Collodi auf den Spielplan gesetzt. In Kooperation mit dem Studiengang „Puppenspielkunst“ der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin werden Puppen und Schauspieler in der Inszenierung von Astrid Griesbach miteinander verknüpft.

Aus der tragischen Komödie „Der Besuch der alten Dame“, ein Klassiker von Friedrich Dürrenmatt, wird durch Steffen Fuchs Choreografie im Theater Koblenz ein Handlungs-Ballett. Tanzend, mit Körpersprache erzählt wird die Geschichte um die reichste Frau der Welt, die ihrer Heimatstadt ein unmoralisches Angebot macht. Dazu gibt es in einer kammermusikalischen Besetzung live gespielte Stücke von Chopin, Górecki, Hindemith und Saint-Saëns. Mit „Swan Maidens“, einem Ballettabend der Choreografin Cathy Marston, zeigt sich auch das Koblenzer Ballett international. Marston war bis zum letzten Jahr Ballettchefin am Stadttheater Bern. Ihre sehr poetische, bildhafte Aufführung rankt sich um eine Zauberwelt, die sie aus Assoziationen erstehen lässt. Getanzt wird zu Musik von Jean Sibelius, speziell arrangiert für das Staatsorchester Rheinische Philharmonie.

Spielzeitheft erscheint am 8. April 2014

Das Spielzeitheft des Theaters, das weit mehr zu bieten haben wird, als die 14 Premieren, erscheint am 8. April 2014. Unter der Überschrift „Wiederaufnahmen“ wird dort auch die „Zauberflöte“ stehen, die wegen der anhaltend großen Nachfrage erneut in den Spielplan einzieht. Neben Theaterpädagogik finden sich stets auch die kleinen, sehr speziellen Angebote des Theaters im Heft. Gerade jenseits des Großen Hauses stellt Dietze „sensationelle Dinge“ in Aussicht.

Musikdirektor Enrico Delamboye (v.l.), Intendant Markus Dietze, Verwaltungsdirektor Michael Stein und Ballettdirektor Steffen Fuchs präsentieren die Theater-Premieren.

Musikdirektor Enrico Delamboye (v.l.), Intendant Markus Dietze, Verwaltungsdirektor Michael Stein und Ballettdirektor Steffen Fuchs präsentieren die Theater-Premieren.

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