Politik | 22.09.2015

Neue Hochwasserschutzanlage für Koblenzer Stadtteile in Betrieb genommen

Mit Böllerschüssen in einen neuen Lebensabschnitt

Anwohner von Neuendorf, Lützel und Wallersheim können sich über weitgehende Hochwasserfreiheit freuen

Gemeinsames Einsetzen eines Querriegels bei der mobilen Hochwasserschutzwand.: (Von rechts) SGD Nord Präsident Ulrich Kleemann, Umweltministerin Ulrike Höfken, Baudezernent Martin Prümm und OB Joachim Hofmann-Göttig. US

Koblenz-Neuendorf. Nach fast sechsjähriger Bauzeit ist die rund vier Kilometer lange Hochwasserschutz-Anlage in den Koblenzer Stadtteilen Neuendorf, Lützel und Wallersheim fertiggestellt worden. Die Anlage schützt rund 700 Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude an Moselmündung und Rhein vor Hochwasser, bei einem Koblenz Pegel von 8,45 Metern. Der Freibord beträgt 30 cm, sodass die Oberkante der Schutzmauer bei 8,75 m am Pegel Koblenz liegt. „Heute geht ein Traum in Erfüllung, die drei Stadtteile sind nun weitgehend hochwasserfrei“, rief Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig besonders den Bewohnerinnen und Bewohnern zu, die zu einer kleinen Feier nach Neuendorf gekommen waren. Die Stadtteile erhalten so einen Schutz für zehnjährliche Hochwasser - mit festen und mobilen Schutzwänden werden sie künftig trocken bleiben.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf 47,7 Millionen Euro, wobei das Land 41 Millionen trägt. Zusammen mit Umweltministerin Ulrike Höfken und SGD-Nord Präsident Ulrich Kleemann nahm der Oberbürgermeister die Hochwasserschutzanlage offiziell in Betrieb. Die Entscheidung für diese Variante des Hochwasserschutzes liege im besten Kosten-Nutzen-Verhältnis, erklärte Ulrich Kleemann in seiner Rede.

Auf rund 3,8 km erstreckt sich dieser Schutz von der Europabrücke bis an die Rebengasse in Wallersheim. Das Gros der Arbeiten fand unter der Erde statt. So wurden Bohrpfähle gesetzt, die aneinandergelegt 35 km lang sind. Es wurden Spundwände bis auf den Fels gerammt, die aus 3.000 Tonnen Stahl bestehen. Ferner wurden Drainagen mit Durchmessern von 80 bis 120 cm verlegt und zwei Pumpwerke mit insgesamt 12 Pumpen gebaut, die 6.000 Liter Wasser pro Sekunde in Rhein und Mosel zurückpumpen können.

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Einen hundertprozentigen Schutz gegen Hochwasser gebe es nicht, machte Umweltministerin Ulrike Höfken deutlich. Doch hätten die 25 Hochwasser-Partnerschaften im Land, in denen Behörden, Hilfsorganisationen und Anwohner zusammenarbeiten, bereits viele weitere Schutzmaßnahmen entwickelt. „Ich hoffe, dass die Bewährungsprobe der heute fertiggestellten Hochwasserschutzanlage lange auf sich warten lässt“, so die Ministerin. Weiter wies sie darauf hin, dass der Hochwasserschutz eine herausragende Aufgabe der Landesregierung bleibe. „Angesichts des Klimawandels müssen wir mit mehr Starkregenereignissen rechnen, die insbesondere die Häufigkeit kleinerer Hochwasser erhöhen können", so Ulrike Höfken. Rheinland-Pfalz habe in den vergangenen 20 Jahren bereits 900 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert, weitere Ausgaben in Höhe von rund 500 Millionen Euro seien absehbar. Zum Abschluss der offiziellen Reden ging es etwa 300 m weiter zu einer mobilen Einheit, bei der Aluteile eingesetzt wurden.

Der Weg dort hin wurde von Vertretern des Preußischen Fußartillerie Regiments neun begleitet, die mit ihrer großen Kanone drei Böllerschüsse abgaben. Zur damaligen Zeit wurde nämlich mit Böllerschüssen das Hochwasser angekündigt. Doch nun müssen die Anwohner weder solche Schüsse noch ein Hochwasser mit Normalstand in den drei Stadtteilen fürchten.

Umweltministerin Ulrike Höfken sprach von einer nun deutlich besseren Lebensqualität in den Stadtteilen.

Umweltministerin Ulrike Höfken sprach von einer nun deutlich besseren Lebensqualität in den Stadtteilen.

Gemeinsames Einsetzen eines Querriegels bei der mobilen Hochwasserschutzwand.: (Von rechts) SGD Nord Präsident Ulrich Kleemann, Umweltministerin Ulrike Höfken, Baudezernent Martin Prümm und OB Joachim Hofmann-Göttig. Fotos: US

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