hNeujahrsempfang des Marketing-Clubs Rhein-Mosel
Mit Marketing zu Lebenslust
Launiges Programm in der Rhein-Mosel-Halle mit Gastredner Dr. Manfred Lütz und der Band Punch
Koblenz. Lebenslust verbreitete die Band gleich zu Beginn mit „Breakfast at Tiffany’s“. Durch das Programm der sehr gut besuchten Veranstaltung führte der Präsident des gastgebenden Marketing-Clubs Rhein-Mosel (MCRM), Dr. habil. Ralf Elsner, in gewohnt spritzig-humorvoller Art. Er selbst ist Programm, ein begnadeter Redner, ein Entertainer, dessen Beiträge sich stets großer Beliebtheit erfreuen. Zum fünften Mal moderierte er als Präsident den Neujahrsempfang, seine nun 65. Veranstaltung bei dem Club in dieser Funktion, wie er erklärte. Sein Amt als Präsident will er allerdings in 2015 niederlegen. Elsner stellte nicht nur „das beste Halbjahresprogramm, das wir je hatten“ für 2014 vor, sondern zog auch eine kleine Bilanz des Jahres 2013.
Freude gab es über die Wahlen im Juni, bei denen der gesamte Vorstand einstimmig wiedergewählt und er selbst in seinem Amt bestätigt worden war. Seine persönliche „Asche-auf-mein-Haupt“-Beichte legte Elsner mit dem Bekenntnis zu dem „Marketing-Spezial-Tag“ ab, an den er zuvor nicht wirklich glauben wollte. Doch Kollege Frank Peller habe den Tag so großartig mit vielen guten Referenten organisiert, dass er mit über einhundert Teilnehmern ein großer Erfolg wurde. Das war beim Neujahrsempfang dem Club eine besondere Ehrung für Peller und die Referenten wert.
Das Grußwort zum neuen Jahr sprach der seit dreizehn Jahren als Geschäftsführer im Marketing-Club tätige Mathias Wollweber. Mit Blick auf die Musik-Playlist 2013 richtete er seine Top-Ten-Empfehlungen und Wünsche für ein gutes neues Jahr an Zitaten aus Liedern verschiedener Musikergrößen aus. Zu Samy Deluxes Song „Eines Tages“ lautete Wollwebers Rat: „Bleiben Sie sich selbst treu, seien Sie mit sich selbst im Reinen.“
Plädoyer wider den Diät- und Fitnesswahn
Mit sich selbst im Reinen zu sein, das konnte auch Dr. Manfred Lütz nur empfehlen, denn als überzeugter „linksrheinischer Rheinländer“ ist er selbst es sowieso. Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter eines Kölner Krankenhauses für psychisch Kranke, Philosoph, katholischer Theologe und Schriftsteller ist er zudem gefeierter Kabarettist. In seinen Büchern und Bühnenprogrammen wettert er gegen den Diäten- und Gesundheitswahn, den Fitness-Kult, predigt lustvolles Genießen, setzt sich mit der „totalitär regierenden Gesundheitsreligion, die mächtigste Religion aller Zeiten“ ironisch-sarkastisch und kritisch auseinander. Wollte Lütz zu Beginn scheinbar noch einen Schnellsprech-Wettbewerb gewinnen, wobei manche gekonnt-raffinierten Formulierungen und Satzgefüge in Unverständlichkeit untergingen, drosselte er das Tempo im Verlauf ein wenig, sodass jeder Hieb - auf wen und was auch immer - saß. Wenn Lütz über Lebenslust und über Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheit referiert, bleibt kein Auge trocken, aber die Lebensweisheiten, die er dem Publikum dabei „unterjubelt“, stimmen auch nachdenklich.
Gesundheit als Religion der heutigen Zeit
Gesundheit gelte heute als höchstes Gut, werde aber von der Politik nicht als solches behandelt, es würde den sofortigen finanziellen Zusammenbruch des Gesundheitswesens bedeuten, das wie ein Riesentanker ungesteuert vor sich hin treibe. Nicht nur der Politik, auch den Krankenkassen, vielen Ärzten, aber besonders der Heilsgläubigkeit der Menschen stellte er ein schlechtes Zeugnis aus. Heil werde heutzutage von Ärzten und Psychotherapeuten, nicht mehr von Priestern und Pastoren erwartet, klagte er an. Wenn es um Gesundheit gehe, höre der Spaß bei den meisten auf. Bei ihm fange er da erst an. Was die Menschen tun, um möglichst spät und gesund in den Himmel zu kommen, fand er ganz erstaunlich, sie täten die verrücktesten Sachen, um gesund zu bleiben, äßen sogar Körner und Schrecklicheres - und stürben doch. „Wer stirbt, ist selber schuld“, sei vielleicht doch nicht so ganz zutreffend. Vielleicht gelte eher: „Wer früher stirbt, lebt länger ewig“? Sicher dagegen sei: „Auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot.“
Für die, die trotz aller Präventionsmaßnahmen einmal krank würden, entwickelten sich die Doktoren-Spezialisten zu Wallfahrtsorten, die Autobahnen zu Wallfahrtsstraßen. Mit zunehmender Entfernung steige die Heilserwartung, lästert Lütz. Mit Inbrünstigkeit werde an Therapien geglaubt, die zu praktizieren besonders kompliziert und anstrengend sei. Wie beispielsweise der Besuch im Fitness-Studio - eine Folter, für die die Menschen sogar bezahlten. Das Hochamt der Gesundheitsreligion seien gar die Städte-Marathons, an deren Ende ausgemergelte Gestalten zu sehen seien, denen es gar noch Spaß gemacht haben soll.
Für Lütz ist eine gesunde Portion ungesunden Lebens das, was ein erfülltes Leben ausmacht. Es gelte zu leben, nicht nur vorbeugend, sondern lustvoll und mit allen Sinnen. Die unwiederbringlichen Momente des Lebens bewusst zu leben, das ist Lütz‘ Philosophie. Es gelte, den Tod als zum Leben gehörig anzunehmen. Um ihn zu vermeiden, dürfe sich der Mensch nicht das Leben nehmen. Mal richtig lecker ungesund zu essen, müsse doch erlaubt sein. Dass das Wort Sünde nur noch in Zusammenhang mit Sahnetorte verwendet wird, empfindet Lütz als bedenklich. Er empfiehlt, gelassener mit Gesundheit umzugehen.
Die Clubmitglieder waren offenbar einsichtig, sie bedankten sich bei dem Referenten mit anhaltendem Applaus und griffen bei dem anschließend im Vorraum angebotenen Büffet nach Lütz‘ Lehre gleich ein wenig beherzter zu.
Mathias Wollweber sprach ein ideenreiches Grußwort zum neuen Jahr.

